Genua In Rekordzeit wieder aufgebaut: Eine Brücke macht Italien Mut

Ein Modell für ganz Italien.
Rom Premier Giuseppe Conte, den Schutzhelm auf dem Kopf und mit gelber Weste über dem Anzug, war sichtlich zufrieden. „Die Baustelle ist ein Symbol für Italien, das sich die Ärmel aufkrempelt und die Probleme meistert, ein Modell für Italien“, sagte Conte bei einem Besuch in Genua.
Dort wurde nach einer Rekordbauzeit von knapp einem Jahr am Dienstag das letzte der 19 Teilstücke zwischen den 18 Pfeilern in 40 Meter Höhe verankert. Jetzt muss die Brücke noch asphaltiert, müssen Beleuchtung und Schilder angebracht werden. Ab Juli soll sie dann wiedereröffnet und befahrbar sein.
Trotz der Coronakrise und des Produktionsstopps war durchgehend seit Juni 2019, als die Reste der alten Brücke gesprengt worden waren, an der Baustelle gearbeitet worden. Allein die kurzfristig anberaumte Anwesenheit des Premiers zeigt, wie wichtig Italien das Vorzeigeprojekt ist.
Am 18. August 2018 war die Autobahnbrücke in Genua eingestürzt, 43 Menschen starben, seitdem verhandeln Gerichte über die Schuldfrage. Teile der Regierung geben dem Betreiber Autostrade per l’Italia die Schuld und wollen dem Infrastrukturkonzern Atlantia, der Autostrade kontrolliert, die Konzession entziehen. Hauptaktionär von Atlantia ist die Familie Benetton. Doch es gibt seit Monaten keine Entscheidung, und durch die Coronakrise ist es erneut zum Stillstand der Verhandlungen gekommen.
Gleich nach der Katastrophe hatte der Architekt Renzo Piano, der aus Genua stammt, einen Entwurf für eine neue Brücke gemacht und ihn den Konstrukteuren kostenlos zur Verfügung gestellt. Die neue Brücke, eine elegante, schlanke Konstruktion, ist 1067 Meter lang. 17.500 Tonnen Stahl und 67.000 Kubikmeter Beton wurden verbaut. „Das ist heute kein Fest, sondern eine Arbeit, die mit großem Stolz zum Abschluss gebracht wird“, sagte Piano, der auch Senator auf Lebenszeit ist.

Die Brücke kurz vor der Fertigstellung.
Den Auftrag zum Neubau hatte ein Konsortium des privaten, weltweit tätigen Bauunternehmens Salini Imprilego und des mehrheitlich im Staatsbesitz befindlichen Schiffbauunternehmens Fincantieri Infrastructur erhalten. Projektmanager und für Sicherheit zuständig ist das auf Risikomanagement spezialisierte Unternehmen Rina. Die Kosten des Neubaus werden auf 202 Millionen Euro geschätzt.
„Dieses ‚Modell Genua‘ wird von privaten Unternehmen seit Langem angewendet, es geht nur darum, die Bürokratie zu überwinden“, sagte der Bürgermeister von Genua, Marco Bucci, der auch Sonderkommissar der Regierung für den Wiederaufbau der Brücke ist. Die langsame und verkrustete Bürokratie gehört wie das langsame Justizsystem zu den Problemen Italiens.

Trümmer nach dem Einsturz der Brücke.
Pietro Salini, CEO von Salini Impregilo, nutzte die Anwesenheit des Premiers in Genua zu einem Appell: „Ich bitte auf Knien: Das Land braucht einen großen Plan, einen Marshallplan, zum Neustart“, sagte er an Conte gerichtet. „Die Menschen warten darauf, dass sie wieder arbeiten können.“
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Respekt, das ist ja mal ne Leistung!
Das ist eine gute Nachricht ...wir Europäer und alle Menschen sollten "innerlich" näher zusammenrücken, um die gigantischen Herausforderungen der Zukunft zu meistern..sonst ist da keine Zukunft!