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Gipfelstürmerin Merkels Abschied von der großen Bühne endet, wo ihre Karriere einst begonnen hat

Das G20-Treffen und die Klimakonferenz sind die wohl letzten großen Auftritte der Bundeskanzlerin. Ein Thema verfolgt sie schon ihr ganzes politisches Leben lang.
31.10.2021 - 20:15 Uhr Kommentieren
Ihre Vermittlerqualitäten werden künftig fehlen. Quelle: imago images/Xinhua
Angela Merkel

Ihre Vermittlerqualitäten werden künftig fehlen.

(Foto: imago images/Xinhua)

Rom Es wird nicht ihr letzter Besuch in Rom gewesen sein. Zumindest, wenn Angela Merkel das Ritual ernst nimmt: Am Sonntagmorgen warf die Bundeskanzlerin eine Münze über ihre rechte Schulter – hinein in den Trevi-Brunnen. Das soll nicht nur Glück bringen, sondern einen auch sicher wieder zurück in die Ewige Stadt führen.

Ob Zufall oder nicht: Merkel steht bei der Inszenierung genau in der Mitte ihrer G20-Kollegen, nicht der Gastgeber, Italiens Premier Mario Draghi. Merkel ist mal wieder im Zentrum der Macht. Da, wo sie sich seit fast 16 Jahren tummelt.

Rom und die nun beginnende Weltklimakonferenz in Glasgow: Sie sind für Merkel der Abschied von der großen internationalen Bühne. Die 67-Jährige ist nur noch geschäftsführend im Amt. Kurz nach Nikolaus, so die Ankündigung der verhandelnden Ampelparteien, könnte die neue Regierung stehen – und damit Merkels Nachfolger in spe übernehmen.

Olaf Scholz ist in Rom immer an Merkels Seite

Den hat Merkel bei den G20-Beratungen immer an ihrer Seite, selbst bei den bilateralen Gesprächen. Es ist dem Zufall geschuldet, dass Merkel und Olaf Scholz zusammen in Rom sind: Wäre Scholz Außen- oder Innenminister, hätte es diese historische Staffelübergabe nicht gegeben. Aber als amtierender Finanzminister ist er laut G20-Protokoll dabei.

Für die Gesprächspartner wirkt das wie ein Zeichen starker Kontinuität. Das ausländische Interesse am deutschen Machtwechsel ist groß, die Angst vor einem Vakuum auch. Der gemeinsame Auftritt zeigt: Es bleibt vieles beim Alten.

Nach dem Abendessen im Quirinalspalast, zu dem Italiens Präsident Sergio Mattarella geladen hat, fahren Merkel und Scholz zurück ins Delegationshotel. Es ist schon fast Mitternacht, trotzdem stellen sich die beiden den Fragen der deutschen Journalisten. Es ist ein Hintergrundgespräch, daraus darf nicht zitiert werden.

Die Kanzlerin in gewohnter Umgebung. Sie sah dutzende Staatschefs kommen und gehen. Quelle: imago images/ZUMA Press
Boris Johnson, Emmanuel Macron, Angela Merkel und Joe Biden

Die Kanzlerin in gewohnter Umgebung. Sie sah dutzende Staatschefs kommen und gehen.

(Foto: imago images/ZUMA Press)

Was man aber sagen kann: Merkel und Scholz spielen sich die Bälle gegenseitig zu. Das Verhältnis der beiden ist höflich und harmonisch, viele Jahre haben sie zusammen im Kabinett gesessen. Er als Vize, sie als Chefin. Es werde politische Unterschiede geben, sagte sie nach der Bundestagswahl im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Aber mit Scholz im Kanzleramt werde sie „ruhig schlafen“.

In Rom bewegt sich Merkel routiniert wie eh und je. Daran haben anderthalb Jahre Pandemie mit Hunderten Videokonferenzen statt realer Treffen nichts geändert. Ob ein kurzer Plausch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der im futuristischen Tagungszentrum „La Nuvola“ im Süden Roms direkt neben Merkel saß, oder ein Vierergipfel mit Amerikanern, Briten und Franzosen zum kritischen Iran-Abkommen: Merkel springt ohne Probleme zwischen den Themen hin und her. Hat selbst beim Abendessen noch Zeit für persönliche Fragen an die anderen Staatenlenker.

Schon 1995 beim Klimagipfel dabei

Ihre Vermittlerqualitäten, ihre Erfahrung und ihr Netzwerk – das zeigte sich schon beim Abschied nach ihrem vermutlich letzten von 107 EU-Gipfeln vor gut einer Woche – werden künftig fehlen. Ein EU-Gipfel ohne Merkel sei wie „Rom ohne Vatikan oder Paris ohne Eiffelturm“, sagte Ratspräsident Charles Michel. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama schickte eine Videobotschaft, lobte ihre Verlässlichkeit, dankte ihr für ihre moralischen Standards.

Mit der Klimakonferenz schließt sich für Merkel auch ein persönlicher Kreis. 1995 fand die erste Konferenz ausgerechnet in Berlin statt, Merkel war damals frisch als Umweltministerin im Amt.

Seitdem wurden die Prognosen der Klimaforscher immer schlechter, die Zusagen der Staatengemeinschaft weiter verschärft. Trotzdem hängt die Welt bei den globalen Klimazielen hinterher: Das 2015 in Paris ausgerufene Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, ist immer schwerer zu erreichen.

Das Thema begleitet die Christdemokratin Merkel schon ihr gesamtes politisches Leben. Als sie 2007 mit dem damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel zu den Gletschern Grönlands fuhr und Fotos von Merkel in roter Winterjacke die Zeitungen schmückten, wurde sie kurze Zeit zur „Klimakanzlerin“ ausgerufen. Erfüllt hat sie die hohen Erwartungen von Umweltschützern aber nicht.

Nun, am Ende ihrer langen Kanzlerschaft, könnte sie noch einmal ganz befreit von Machtspielchen ein Zeichen setzen. In Schottland, beim Klimagipfel, wird Merkel eine der ersten Rednerinnen sein. Sie könnte zu mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz aufrufen, den Ton für die nächsten zwei Gipfelwochen bestimmen.

Als sie, wieder zusammen mit Scholz, zur Pressekonferenz nach dem G20-Gipfel kommt, lässt sie durchblicken, wie sehr sie das Thema beschäftigt. Die Schönheit Roms zeige, „vor welcher historischen Verantwortung wir hier handeln, damit auch eines Tages mal Menschen auf unsere Zeit so zurückblicken, dass da was Vernünftiges entstanden ist“.

Mehr: Aufbruch oder Stillstand? Das sind die Knackpunkte der Klimakonferenz in Glasgow

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