Globalisierung WTO verbreitet Hoffnungsschimmer: Welthandel legt wieder zu

Die promovierte Ökonomin lobte WTO-Mitglieder für ihre Skepsis gegenüber protektionistischen Maßnahmen.
Genf Das Ende der Corona-Pandemie mit ihren verheerenden ökonomischen Auswirkungen ist noch nicht absehbar. Doch verbreitet die Welthandelsorganisation (WTO) vorsichtige Hoffnungen: „Die Aussichten für eine schnelle Erholung im Welthandel haben sich verbessert“, lautet einer der zentralen Sätze im jährlichen Ausblick, den die WTO am Mittwoch in Genf veröffentlichte. Das dürften gute Nachrichten für Deutschland sein, dessen Wohlstand stark vom Export von Fahrzeugen, Maschinen, Chemikalien und anderen Waren abhängt.
Im laufenden Jahr wird nach einer Prognose der WTO das Volumen des Warenhandels um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr anziehen. Im Jahr 2022 dann soll das Volumen des Warenaustauschs immerhin noch um vier Prozent steigen, betonte WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala bei der virtuellen Präsentation. Allerdings wird der globale Warenhandel auch im kommenden Jahr noch unter dem Niveau liegen, den er vor Ausbruch der Covid-19-Krise erreicht hatte.
Nach den Berechnungen der WTO-Ökonomen brach der Warenhandel im Jahr 2020 volumenmäßig um 5,3 Prozent ein – das Minus geht auf das Konto der Lockdowns, Grenzschließungen und Produktionsausfälle im Zuge des Covid-19-Ausbruchs. Zwar handelt es sich dabei um die schärfste Schrumpfung seit Jahren. Allerdings fiel der Abwärtstrend nicht so gravierend aus, wie die WTO zunächst befürchtet hatte.
Und: In der zweiten Jahreshälfte 2020 gingen die Exportzahlen wieder nach oben. Die erfreuliche Entwicklung lasse sich „teilweise mit der Ankündigung neuer Covid-19-Impfstoffe erklären, die zu mehr Vertrauen bei Wirtschaft und Verbrauchern beigetragen hat“, hielten die WTO-Ökonomen fest. Auch schauen die WTO-Experten wohlwollend auf die Billionen Euro umfassenden fiskalischen Stimuluspakete, die vor allem die großen Handelsblöcke wie die EU und die USA auflegten.
Doch machte WTO-Chefin Okonjo-Iweala klar: „Der beste Stimulus ist Zugang zu Impfstoffen.“ Die Ex-Finanzministerin aus Nigeria und frühere Nummer zwei der Weltbank verlangte eine schnelle, gleiche und faire globale Verteilung der Vakzine: „Solange viele Menschen und Länder von einer Belieferung mit ausreichend Impfstoff ausgeschlossen sind, wird das Wachstum abgedrosselt.“
Virusmutanten und Schuldenberge als Konjunkturrisiken
Neben einer Unterversorgung mit Vakzinen warnte die WTO-Chefin vor neuen Varianten des Covid-19-Erregers als kurzfristige Gefahr für die prognostizierte Erholung des Welthandels. Mittel- bis langfristig könnten sich ebenso die enormen Schuldenberge, nicht zuletzt zur Stützung der Volkswirtschaften aufgetürmt, als Risiko entpuppen.
Die promovierte Ökonomin Okonjo-Iweala lobte WTO-Mitglieder für ihre Skepsis gegenüber protektionistischen Maßnahmen. Hätten Mitglieder noch zu Beginn der Pandemie Handelsbarrieren eingezogen, so seien diese später zurückgenommen worden. Die Bedeutung offener Grenzen für den Kampf gegen Covid-19 machte die Nigerianerin an der Produktion von Impfstoffen deutlich: Eines der führenden Vakzine enthält 280 Komponenten aus 19 verschiedenen Ländern. Im April will die WTO mit Herstellern von Impfstoffen über störungsfreie Lieferketten beraten.
Mehr: Höchster Wert seit Juni 2019: Ifo-Geschäftsklimaindex steigt deutlich
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.