Grenze zu Syrien Die Türkei mauert sich ein

Die Mauer schränkt nicht nur die Bewegungsmöglichkeiten des IS und der kurdischen PKK ein. Sie sind auch für Flüchtlinge und Migranten ein kaum zu überwindendes Hindernis.
Athen Seit drei Jahren wird gebaut, jetzt ist das Projekt fast vollendet: eine Mauer an der Grenze zu Syrien. Diese Woche meldete der türkische Verteidigungsminister Fikri Isik im Parlament die Fertigstellung eines 700 Kilometer langen Abschnitts. Die Mauer, die vom staatlichen Wohnungsbauunternehmen Toki mit Unterstützung des Militärs errichtet wurde, besteht aus zwei Meter breiten und drei Meter hohen vorgefertigten Betonelementen und einer „Krone“ aus messerscharfem Stacheldraht. Damit ist der größte Teil der rund 900 Kilometer langen Grenze zu Syrien nun gesichert. Nach offizieller Lesart soll das Sperrwerk vor allem die Infiltration von Kämpfern des so genannten „Islamischen Staats“ (IS) verhindern.
Die Türkei war in früheren Jahren in die Kritik geraten, weil sie den IS in der Grenzregion weitgehend ungehindert gewähren ließ. Über die Grenze zwischen der Türkei und Syrien verliefen lange die wichtigsten Versorgungslinien der Terrormiliz. Verwundete IS-Kämpfer wurden in Kliniken der türkischen Grenzprovinzen verarztet. Der IS konnte über die Türkei auch tausende in Europa rekrutierte Kämpfer nach Syrien schleusen. Die USA und Europa setzten die Türkei deshalb unter Druck, ihre Grenze zu Syrien besser zu sichern.
Mit dem Bau der Mauer wurde 2014 begonnen. Nach dem schweren IS-Terroranschlag in der türkischen Grenzstadt Suruc im Sommer 2015 wurden die Arbeiten beschleunigt. In Ankara wuchs die Befürchtung, dass die Türkei zunehmend selbst in den Fokus der Terrormiliz geraten würde – keine unbegründete Sorge, wie sich inzwischen zeigte.
Die Mauer soll aber nicht nur ein Bollwerk gegen die IS-Terroristen sein. Sie hat vor allem den Zweck, die kurdischen Bevölkerungen auf beiden Seiten der Grenze zu trennen und die Bewegungsfreiheit der kurdischen Terrororganisation PKK sowie ihrer syrischen Ableger einzuschränken. Die Regierung in Ankara fürchtet, dass im Norden Syriens ein eigener Kurdenstaat entsteht. Das könnte neue Autonomiebestrebungen der türkischen Kurden anfachen.
Verteidigungsminister Isik kündigte im Parlament an, dass auch an den Grenzen der Türkei zu anderen Nachbarländern Sperren errichtet werden sollen. An der iranischen Grenze habe der Bau einer Mauer bereits begonnen, sagte der Minister. Die Region ist ein Rückzugsgebiet der PKK. Sie unterhält auf der iranischen Seite der Grenze Lager, in denen sich nach Erkenntnissen des türkischen Geheimdienstes 800 bis 1000 Kämpfer aufhalten. Als ein Brennpunkt der PKK-Aktivitäten gilt auch die iranische Stadt Maku, die 22 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt ist. Ein Großteil der Einwohner der Region sind Kurden.
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