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Griechenland Der deutsche Feind

Enttäuschung, Angst und Wut: die Finanzkrise hat das Verhältnis der Griechen zu Deutschland vergiftet. Drei Viertel der Griechen betrachten Deutschland als Feindesland. Positives fällt ihnen nur mit sehr großer Mühe ein.
23.02.2012 - 12:53 Uhr 212 Kommentare

Athen

Das dem hoch verschuldeten Griechenland auferlegte Sparprogramm hinterlässt tiefe im Spuren im Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Acht von zehn Griechen sehen Deutschlands Rolle in Europa negativ, 76 Prozent betrachten Deutschland gar als „feindliches“ Land. Es ist ein düsteres, ein bedrückendes Bild von Deutschland und den Deutschen, das die am Donnerstag veröffentlichte Meinungsumfrage des politischen Wochenmagazins „Epikaira“ zeichnet. Jeder dritte Befragte assoziiert mit Deutschland spontan Begriffe wie „Hitler, Nazis, Drittes Reich“. Positive Reaktionen weckt das Wort Deutschland nur bei sehr wenigen Griechen: ein Prozent denkt bei Deutschland an „Fleiß“, 0,5 Prozent fallen „deutsche Autos“ ein, und lediglich 0,2 Prozent sagen, dass sie gern in Deutschland leben würden.

Dass Deutschland und die Deutschen in Griechenland schlecht wegkommen, ist nicht neu. Viele Griechen glauben, dass es vor allem die deutsche Regierung ist, die ihnen das harte Sparprogramm, Rentenkürzungen und Lohnverzicht aufbürdet. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in Griechenland die mit Abstand unbeliebteste ausländische Politikerin: 81 Prozent haben eine negative Meinung von ihr. Ein häufig gehörter Vorwurf: Merkel habe anfangs aus innenpolitischem Kalkül mit Hilfe für die Griechen zu lange gezögert und damit die Krise verschärft, um nun das Land mit immer härteren Sparauflagen ins Elend zu treiben.

Griechische Karikaturisten zeichnen die Kanzlerin gern in einer SS-Uniform, als blutsaugenden Vampir oder als Zirkusdompteuse, die mit geschwungener Peitsche griechische Rentner zum Sprung durch einen brennenden Reifen antreibt. Umgekehrt fühlen sich viele Griechen durch deutsche Medien herabgesetzt – etwa wenn deutsche Boulevardzeitungen fordern, die „Pleite-Griechen“ müssten erst einmal ihre Inseln und die Akropolis verkaufen, bevor sie Hilfe erwarten könnten.

Für Empörung sorgte auch das Magazin „Focus“, das die Griechen als „Betrüger in der Euro-Familie“ bezeichnete und „2000 Jahre Niedergang von der Wiege zum Hinterhof Europas“ beschrieb. Um das kontroverse Titelbild des Magazins, das die Liebesgöttin Aphrodite mit „Stinkefinger“ zeigte, wird seit Monaten in Athen prozessiert.

Forderung nach Reparationszahlungen finden breiten Widerhall
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212 Kommentare zu "Griechenland: Der deutsche Feind"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • So ist das, Olli, schwierig zu kombinieren, aber, ja, so ist es!

  • Nein, er hat es nie erreicht, weswegen die Russen mit dem wahren Volks-Kommunismus, den es ja eigentlich nie gegeben hat, gebrochen haben. Nach dem Bruch hat es den kurzen Anschein einer demokratisierenden Bewegung gegeben, die ja auch der jüdische Ungar und Neoamerikaner George Soros versucht hat zu unterstützen - aus Eigennutz freilich. Nichts hat geholfen! Stattdessen: Rückfall in eine nichtvölkische, diktatorischere Form des Sozialismus - wie schon zuvor. Scheint nicht einfach zu sein, so'n Wechsel zu neuen Ufern, wie ja auch der immer wieder scheiternde Kapitalismus zeigt, der ständig zu neuen Kriegen führt. Kapitalismus bedeutet: Krieg, Krieg, Krieg. Die Amis zeigen uns ja, wie das geht! Aber ich träume wirklich weiter, träume von einer besseren Welt, deren Regeln auch Sie Jungspund noch nicht begriffen haben!

  • Sie irren sich, weil der derzeitige Kapitalismus zur Einplanwirtschaft zurückführt. Er bildet dieselben Kreise, wie der Sozialismus, wobei man die politischen Formen nicht mit den wirtschaftlichen verwechseln sollte, was das Hauptproblem so manches Lesers dieses Blogs darstellt - ob das Gehirnwäsche ist? Wenn ja, wer übt sie womit aus? Das sind die Fragen, die Sie lernen müssen zu ergründen. Wenn Sie dann so weit sind, reden wir weiter! Bis dahin lese ich eher tiefgründigere Beiträge, wie die des Olli, der sich ja nie für Sozialismus ausgesprochen hat, was aber eines tieferen Verständnisses der Materie bedarf. Der österreichische Autor Hugo Portisch, ein sehr renommierter Mann übrigens, hat ja auch das derzeitige System verteidigt, ganz so wie die meisten Leser hier; nur darf man nicht vergessen, dass er erstens jüdischer Herkunft ist und zweitens politwissenschaftlich und historisch interessiert, was ja viele sind, was aber vieieieieieieiel zu wenig an Wissen ist. Dieses Wissen kratzt gerade mal an der Oberfläche des finanzwissenschaftlichen, nein, auch das reicht nicht, des geldtheoretischen Wissens. Sonst würde ja jeder Volkswirt alles verstehen, was offensichtlich nicht der Fall gewesen ist und noch immer nicht zutrifft, trotz der Chancen, die diese Krise eigentlich bietet, nämlich mindestens die Frage zu erörtern, was schief gelaufen ist. Aber: Keiner tut es!

  • @ Vulgaermarxismus_verbloedet

    ➥ Was man an Ihnen gut beobachten kann - besonders sprachlich. Wer übrigens Reiner Bischoffs Buch namens "Entmachtung der Hochfinanz" nicht begriffen hat, stellt wie Sie eine besondere Gefahr für die Freiheit des Menschen dar, da gebe ich Olli allerdings massiv recht. Ob Sie überhaupt lesen können? Vermutlich schon, Sie kriegen ja auch so halbe Sätze hin und glauben, anderer Leute Meinung diskreditieren zu müssen, was ja überhaupt erst das angesprochene Problem hervorgerufen haben mag. Sie sind bestimmt ein ganz armer Schlucker, einer, der zu Finanzkreisen passte, weil er verteidigt, was er selbst nie erreichen wird, aber von solchen Kreisen höchstens als Erfüllungsgehilfe (und das bestenfalls vorübergehend!) akzeptiert werden würde. Thomas Bernhard würde Sie wohl wie folgt bezeichnen: "Der Untergeher"!

  • In wirtschaftlich schwierigen Zeiten findet populistische Propaganda immer einen guten Nährboden. Da fällt es natürlich besonders leicht, Schuldige außerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs zu suchen. Wir wissen ja, wozu die Reparationszahlungen und das "Joch von Versailles" bei uns geführt haben.
    Aus meiner Sicht wäre es dennoch sinnvoller gewesen, Griechenland in 2010 in die Insolvenz zu lassen. Die Griechen hätten abwerten und sich entsprechend wirtschaftlich erholen können. Auch für den restlichen Euroraum hätte das Szenario sicherlich nicht nur Nachteile gebracht. Mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass "der Karren" so Verfahren ist, dass wir alle irgendwann Probleme bekommen werden. Meine Prognose ist, dass wir den Euro noch maximal fünf Jahren haben werden.

  • II. Platzierungen, die die Unterwerfung der nationalen Politik unter der globalen Wirtschaftsmacht förderten. Was bedeutet das alles für die nationale Souveränität und Demokratie? Wer einfache Antworten hat, verhöhnt sicherlich die Menschen. Allerdings ist eine gemeinsame Komponente für Griechenland und Italien die Wirtschaftskrise, die ein starkes politisches Element besitzt. In Italien werden wir Zeugen des Endes der Berluskonismus, einer Ära, geprägt durch die Verderbtheit von Moral und Institutionen. In Griechenland bricht ein politisches System ein, in Konvulsionen, mit hohem Risiko für das ganze Land.

    Schließlich ist es wert, daran zu erinnern, dass die endgültigen Kosten des berüchtigten Swap von Goldman Sachs, das während der Regierung Simitis im Jahr 2001 stattfand, um Schulden von 2,8 Milliarden Euro zu verstecken, für Griechenland 16 Milliarden Euro betragen werden. Goldman Sachs gewann an einem einzigen Abend, aus diesem Swap 400.000.000 €, und beschämte ein europäisches Land,

    das den Vorteil aus Notwendigkeit annahm. Das Seltsame und Bemerkenswerte ist, dass für viele Jahre nach 2001 (des Jahres an dem der Swap stattfand), die US-Bank bis 2010 einen privilegierten Zugang zu Ministerien der [griechischen Parteien] Neuen Demokratie und PASOK hatte. Im Haushaltsplan für das Jahr 2010, eingereicht im vergangenen Herbst im Parlament durch Finanzminister Evangelos Venizelos, wird erwähnt, dass in diesem Jahr, der Swap „außerhalb des Marktes“, den Schuldenstand um 5,2 Milliarden Euro erhöhte. Es war das Jahr, in dem der Betrag, unter Druck von Eurostat und Europäischen Kommission, offiziell in die Schuld aufgenommen wurde. Wenn wir auf diesen Betrag die Zinsen einrechnen (rund 300 Millionen pro Jahr bis 2037), betragen die Gesamtkosten für das Land, verursacht durch den den Swap, 16 Milliarden Euro.
    Was antworten Sie Herrn Prof. Streek und den Hellenen, Herr Schäuble?

  • I. "Jeder wusste, vor allem Goldman Sachs» ...
    Von Zeza Zikou, Kathimerini, renommierte griechische Tageszeitung, 19.02.2012, http://www.kathimerini.gr/4dcgi/_w_articles_kathpolitics_1_18/02/2012_428632

    "Alle wussten, was im Süden passierte, die Europäischen Union, der IWF und vor allem Goldman Sachs, das Griechenland half in die WWU einzutreten und bald darauf Mario Dragi als CEO für Europa einstellte, und später Mario Monti als Berater", klagt Wolfgang Streeck Professor für Soziologie an der Universität zu Köln und Direktor des Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Deutschland.

    Der deutsche Professor weist darauf hin, dass Griechenland, Portugal und Spanien aus politischen Gründen in die Europäische Union aufgenommen wurden, um die Region zu stabilisieren und "die Rückkehr einer rechtsgerichteten Diktatur, oder eine Regierung der Linken" zu vermeiden. Sie hofften, dass zentraleuropäische Demokratie, Kapitalismus, Marktzugang in Europa und Strukturfonds einen dauerhaften Wohlstand bringen würden. Doch Ende 1990er Jahre, konnte diese Hoffnung nur durch einen riesigen Import von Darlehen am Leben gehalten werden, der den Wohlstand substituierte. Um an bezahlbare Zinsen zu kommen mussten Griechenland und andere Kreditnehmer der Währungsunion beitreten. Was danach geschah, war bekannt und für jeden offensichtlich."

    Goldman, ist abgesehen von Geld, berühmt durch die Tatsache, dass sie Personal für das Weiße Haus produziert; und Finanzminister der Vereinigten Staaten. Im Juni 2006 entschied sich George W. Bush für Henry "Hank" Paulson, der zuvor Präsident und Chief Executive von Goldman Sachs war. Natürlich aus den Eingeweiden von Goldman, kam auch der erfolgreiche Finanzminister Bill Clintons, Robert Rubin. Mit enormem Prestige ausgestattet, das außerhalb der nationalen Grenzen erworben wurde, wurde Mario Dragi Präsident der Europäischen Zentralbank und Mario Monti übernahm als Technokrat die Rolle des Premierministers in Italien.

  • @MachteinEnde: be cool, was sind denn das fuer grosse Sprueche? Mir scheint, dass Sie aufgrund der Aeusserungen (Kommentare) weniger Griechen am liebsten das ganze Land samt Bevoelkerung in die Luft sprengen moechten. Wo ist denn hier die Logik? Dies gilt natuerlich auch fuer die andere Seite.

  • @Rapid : Bitte lesen Sie hierzu meinen Kommentar zu den Kommentaren von 300. MFG

  • Eine Stellungnahme, die ich voll teile. Die miesen Gefühle der Hilflosigkeit müssen durch Aktivitäten gestoppt werden. Deshalb bin ich gegen Gelder für irgendwelche Schirme, von denen der normale Grieche wahrscheinlich gar nichts hat, sondern dafür das das vorgesehene Geld in gezielte Projekte und vor allem den gezielten Aufbau einer funktionierenden Verwaltung gesteckt wird. Ohne vernünftige Rahmenbedingungen funktioniert Wirtschaft gar nicht und wird kein Mensch investieren wollen. Wäre dies geschafft, könnte sich Griechenland zur "Sonderwirtschaftszone" erklären - so wie Irland damals - und mit Ministeuern Investitionen anlocken.

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