Großbritannien Lange Schlangen vor Tankstellen: London bietet Tausenden Lkw-Fahrern Arbeitsvisa an

Weil es in Großbritannien zu wenig Lkw-Fahrer gibt, wurden einige Tankstellen nicht mit genug Kraftstoff beliefert.
London Wegen Lieferproblemen mit Lebensmitteln und Benzin in Großbritannien hat die Regierung ausnahmsweise 10.500 Arbeitsvisa für ausländische Fachkräfte genehmigt. Damit sollen 5000 Lastwagenfahrer und 5500 Spezialisten für die Geflügelverarbeitung ins Land geholt werden, wie das Verkehrsministerium in London in der Nacht zum Sonntag mitteilte.
Mit der Übergangsregelung sollen sie bis Heiligabend in Großbritannien arbeiten können. Die Regierung erhofft sich von dem Schritt, vor dem Fest wieder Supermarktregale und Spielzeugläden aufzufüllen.
Die scharfen Brexit-Visabestimmungen erschweren derzeit die Zuwanderung von Fachkräften, sodass die Logistikbranche noch stärker unter Druck geraten ist.
Zuletzt wurde bekannt, dass einige Energiekonzerne Dutzende Tankstellen nicht beliefern konnten. Es bildeten sich teilweise lange Schlangen. Es sind diese Bilder, die Johnson zum Umdenken geführt haben, wie es in den britischen Blättern heißt. „Boris hat die schlechten Schlagzeilen völlig satt und möchte, dass es gelöst wird, er schert sich nicht mehr um Visaregeln“, zitierte die „Financial Times“ einen „Verbündeten“ Johnsons.
Wirtschaftsvertreter zeigten sich erleichtert. Allerdings warnte der Britische Industrieverband (CBI) die Regierung davor zu glauben, dass die Krise mithilfe einiger Tausend ausländischer Fahrer gelöst sei, zumal zahlreiche Branchen über Fachkräftemangel klagen. „Wir haben keine ausgebildeten Metzger, wir haben keine ausgebildeten Schweißer, wir haben keine Köche, wir haben keine Elektroingenieure, daher herrscht in der gesamten Wirtschaft Arbeitskräftemangel“, sagte CBI-Chef Tony Danker der BBC.
LKW-Fahrermangel in Großbritannien löst Engpässe aus
Die Regierung fordert von den Unternehmen, mehr britische Arbeiter einzustellen und auszubilden sowie höhere Löhne zu zahlen. Danker räumte notwendige Reformen ein, kritisierte die Regierung aber für ihren Ansatz. „Man kann Gepäckabfertiger nicht über Nacht in Metzger verwandeln oder Ladenbesitzer in Köche“, sagte er.
Mangel an Fachkräften
In Großbritannien fehlen nach Schätzungen des Branchenverbands Road Haulage Association etwa 100.000 Lastwagenfahrer. Deshalb kam es vielerorts zu Engpässen und leeren Supermarktregalen. Die Energiekonzerne BP und Exxon Mobil konnten wegen des Fahrermangels einige Tankstellen nicht mehr mit Kraftstoff versorgen.
Auch andere Branchen wie die Fleischhersteller klagen über einen eklatanten Fachkräftemangel. Seit dem Brexit müssen EU-Bürger, die neu zur Arbeit nach Großbritannien ziehen, teure Visa besorgen. Auch die enorm gestiegenen Gaspreise schlagen auf die Versorgung durch, auf Hunderttausende Verbraucher kommen höhere Rechnungen zu.
Die Energiekonzerne BP und Esso schlossen mehrere Dutzend Tankstellen, an anderen gab es entweder nur noch Benzin oder Diesel. Der Betreiber EG Group führte an den Zapfsäulen eine Obergrenze von 30 Pfund (35 Euro) je Kunde ein. Kabinettsmitglieder riefen die Bevölkerung in teils schrillem Ton auf, von Panikkäufen abzusehen. „Es gibt keinen Kraftstoffmangel“, twitterte Kulturministerin Nadine Dorries. „Ich wiederhole: ES GIBT KEINEN KRAFTSTOFFMANGEL!!“
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