Handelskonflikte EU-Kommissar Phil Hogan will Donald Trump besänftigen

Der EU-Handelskommissar gilt als zäher, aber einfühlsamer Verhandler.
Brüssel Hurling ist eine dieser Sportarten aus vorchristlicher Zeit, die sich in Irland bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Eine Kreuzung aus Feldhockey und Rugby, sehr hart und körperbetont. Phil Hogan hat dieses Spiel intensiv gespielt, in seiner Jugend auf einer Farm im Südwesten der Insel, mit 1,98 Meter Körpergröße und breiten Schultern brachte er die Voraussetzungen mit. Bis ihn eine Handverletzung mit Anfang 20 ausbremste.
Donald Trump dürfte also hingehört haben, als Hogan nach seiner Berufung zum EU-Handelskommissar ankündigte, er wolle mit dem US-Präsidenten „ein bisschen Hurling“ spielen. Mit solchen Sprüchen und seiner imposanten Statur versinnbildlicht „Big Phil“ für viele Beobachter die robustere Gangart, die die Europäische Union unter der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einschlagen will. Gegenüber dem Handelskrieger aus Washington, aber auch gegenüber China.
Hogan weilt gerade für vier Tage in der US-Hauptstadt, es ist seine erste Dienstreise außerhalb Europas in der neuen Funktion. Der vormalige Landwirtschaftskommissar will die US-Regierung für einen Neustart gewinnen, um die zahlreichen Konflikte, um Airbus, Autozölle und Agrarexporte, aus der Welt zu räumen. Hogans erste Reise sei die vielleicht wichtigste seiner gesamten fünfjährigen Amtszeit, sagt der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer.
Hohe emotionale Intelligenz
Um ihre körperliche Unversehrtheit müssen sich seine Gesprächspartner dort aber nicht sorgen. Hogan betont zwar, als weltgrößte Handelsmacht werde sich die EU nicht herumschubsen lassen, und er formuliert in Verhandlungen gerne auch etwas deftiger. Aber der 59-Jährige ist kein Grobian, Weggefährten attestieren ihm eine hohe emotionale Intelligenz.
Er setzt vor allem auf enge persönliche Beziehungen: Hogan pflege ein gutes Verhältnis zu Robert Lighthizer, Trumps wichtigstem Berater in Handelsfragen, heißt es. Als sich die beiden im Frühjahr 2018 in Brüssel trafen, um über ein Abkommen zum Import von US-Rindfleisch zu verhandeln, hatte Lighthizer laut Teilnehmern eigens eine grüne Krawatte angelegt: „Es ist immer gut, irische Landsleute zu treffen“, begrüßte er Hogan. Der US-Handelsbeauftragte hat, wie viele Amerikaner, Vorfahren von der Insel, seine Eltern benannten ihn nach dem irischen Rebellenführer Robert Emmet.
Der gute Draht zu Lighthizer dürfte Hogan geholfen haben, am Dienstag den ersten Erfolg seines Washingtonbesuchs einzufahren: eine gemeinsame Initiative für strengere Regeln im Welthandel. Seine Vorgängerin Cecilia Malmström hatte mehr als zwei Jahre lang mit Lighthizer und der japanischen Regierung verhandelt, wie die WTO-Vorschriften für Industriesubventionen und erzwungenen Technologietransfer verschärft werden können. Die Schwedin hätte die Gespräche gerne selbst abgeschlossen, aber es gelang ihr nicht mehr. Damit darf sich Hogan schmücken.
Die drei Handelsmächte wollen nun weitere Länder überzeugen – einschließlich China. Peking wird der zweite Schwerpunkt von Hogans Amtszeit, bereits in seiner Bewerbungsrede kündigte er einen härteren Kurs an. Mit Blick auf die Verhandlungen über ein Investitionsabkommen mahnte er Anfang November bei einem Pekingbesuch, „wir müssen unsere Arbeit beschleunigen“.
Die Kunst des Verhandelns aber beherrscht Hogan, auch wenn seine chinesischen Gegenüber womöglich noch zäher sind als Trump und Lighthizer. Hogan sei innerhalb der EU „hoch angesehen“, lobte Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier, an dessen Seite er über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen zu Großbritannien verhandeln wird.
Der konservative Politiker hat das Handwerk früh gelernt: Mit 22 Jahren zog er in den Kreistag von Kilkenny, wurde mit 34 Minister. Dem früheren Regierungschef Enda Kenny half er 2011 dabei, einen internen Aufstand in ihrer Fine-Gael-Partei niederzuschlagen. Kenny dankte es ihm und schlug ihn 2014 als EU-Kommissar vor.
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