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Harte Corona-Politik „Meetingräume werden Schlafsäle“: Lockdown in Millionenmetropole Xi'an bremst deutsche Unternehmen aus

Die Abriegelung der 13-Millionen-Einwohner-Stadt in Zentralchina beeinträchtigt weltweite Lieferketten und trifft auch deutsche Firmen. Bosch-Führungskräfte schlafen auf Feldbetten.
27.12.2021 - 13:40 Uhr Kommentieren
Öffentliche Plätze in Xi'an werden desinfiziert. Für die 13 Millionen Einwohner gilt seit Donnerstagmitternacht eine strikte Ausgangssperre. Quelle: imago images/VCG
Corona-Lockdown in Xi'an

Öffentliche Plätze in Xi'an werden desinfiziert. Für die 13 Millionen Einwohner gilt seit Donnerstagmitternacht eine strikte Ausgangssperre.

(Foto: imago images/VCG)

Düsseldorf Seit fünf Tagen ist die chinesische 13-Millionen-Metropole Xi'an nun abgeriegelt – und in Not geraten jetzt zunehmend auch deutsche Unternehmen.

Das Bosch-Joint Venture UAES etwa hat Feldbetten im Werk aufgestellt, auf denen die Mitarbeiter übernachten, um die Produktion von Fahrzeugkomponenten aufrechtzuerhalten.

„Wir haben unsere Meetingräume in Schlafsäle verwandelt“, berichtet Werkleiter Aytekin Bozkan dem Handelsblatt. „Die meisten Führungskräfte schlafen im Werk“, so Bozkan.

Die Mitarbeiter an den Produktionslinien wurden in einem nahe gelegenen Hotel untergebracht, das mit dem Werk in einer sogenannten „Quarantäneblase“ verbunden sei. Man könne zwar jederzeit nach Hause gehen, aber dann gebe es keinen Weg zurück in die Blase.

Für die Metropole in Zentralchina gilt seit Donnerstagmitternacht eine strikte Ausgangssperre, um einen Covidausbruch zu bekämpfen. Die Behörden hatten bei Massentests innerhalb von drei Wochen mehr als 600 Covidinfektionen festgestellt. Die Stadt wurde daraufhin weitgehend abgeriegelt. Verkehrsverbindungen unterbrochen. Unklar ist, wie lange der Lockdown gelten soll.

Führungskräfte des Bosch-Jointventures UAES übernachten auf Feldbetten im Werk in Xi'an um die Produktion trotz Lockdown aufrecht zu erhalten.
Arbeiten im Ausnahmezustand

Führungskräfte des Bosch-Jointventures UAES übernachten auf Feldbetten im Werk in Xi'an um die Produktion trotz Lockdown aufrecht zu erhalten.

In Xi’an befinden sich viele Forschungs- und Produktionszentren für Halbleiter, Luft- und Raumfahrt und andere Hightech-Industrien. Konzerne wie der Elektroautohersteller BYD, IT-Ausrüster Huawei und die Halbleiterproduzenten Samsung sowie Micron haben dort große Werke. Die Angst um die globalen Lieferengpässe im Chipbereich könnten sich verschärfen.

Die rund 20 deutschen Unternehmen in der Stadt, darunter Bosch und Siemens, sind sehr unterschiedlich betroffen, sagt Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China (AHK). Einige mussten die Produktion komplett einstellen, andere können weiter produzieren – auch dank Feldbettenlager in den Produktionshallen.

Beeinträchtigungen in der Logistik

Hildebrandt geht davon aus, dass die meisten Betriebe in Xi’an fast zwei Jahre nach dem ersten Ausbruch der Pandemie besser vorbereitet sind und zum Beispiel mehr Vorprodukte lagern, oder sogenannte Green Channels für die Logistik nutzen. Dennoch rechnet der AHK-Manager damit, dass der Lockdown in der Elektronik-, Automobil-, Biopharma, und Halbleiterindustrie Auswirkungen auf die Lieferketten haben könnte. „Noch werden die Unternehmen Teile auf Lager haben, allerdings wird es sicher Beeinträchtigungen durch die Logistik geben“, so Hildebrandt.

Das bekommt auch das Bosch-Joint Venture UAES zu spüren: Zwar würden Teile von außen angeliefert, „aber jeder Lkw, der Xi’an verlässt, braucht eine Sondergenehmigung“, berichtet Werkleiter Bozkan. Bislang wurde jedoch keine Lieferung verpasst, keine Schicht musste ausfallen. Die schnelle Umstellung sei auch gelungen, weil das Team Erfahrungen aus dem ersten großen Lockdown Anfang 2020 nutzen konnte. Offiziell sei UAES nur acht Stunden vor Inkrafttreten der Ausgangssperre über die Maßnahmen informiert worden.

Da die Zahl der Neuinfektionen in der Stadt derzeit noch steige, ist eine Lockerung nicht in Sicht. Frühestens wenn es zwei Wochen lang keine neuen Fälle gebe, könne mit Öffnungsschritten gerechnet werden, glaubt Bosch-Manager Bozkan, „vielleicht in einem Monat“.

Nach dem ersten großen Lockdown Anfang 2020 sei Xi’an aufgrund seiner strategischen Bedeutung vergleichsweise schnell hochgefahren, betonte Hildebrandt. „Man kann also davon ausgehen, dass gerade die für die Lieferketten essenziellen Unternehmen nach Möglichkeit auch weiterhin in Betrieb bleiben“, sagt er.

Allerdings sei die Stadt ein bedeutender Standort für die Halbleiter-Industrie. „Den ohnehin sehr angespannten globalen Lieferketten dürfte das weiter zusetzen, sollte der Lockdown sich länger hinziehen“, befürchtet der AHK-Manager. Hinzu kommt, dass Xi‘an ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist, mit einer viel befahrenen Güterzugverbindung bis nach Deutschland. Schon vor dem Lockdown kam es dort durch Desinfektionsmaßnahmen zu Containerstaus.

Coronaausbrüche vor Start der Olympischen Spiele

Doch eine größere Sorge als die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen dürfte für die chinesischen Behörden momentan eher die Vermeidung von größeren Covidausbrüchen im Vorfeld der Olympischen Winterspiele sein, die im Februar starten, glaubt Hildebrandt.

Die Pandemie konfrontiert die Organisatoren der Olympischen Spiele nach eigener Aussage mit „gewaltigem Druck und Herausforderungen“. Die Ausbreitung der neuen Virusvariante Omikron bringe „große Unsicherheit“, hatte Han Zirong, Vizepräsidentin des Organisationskomitees am Donnerstag betont. Zwar ist ein Großteil der Chinesen geimpft. Allerdings gibt es Zweifel an der Wirksamkeit chinesischer Impfstoffe gegen die neue Omikron-Variante. Bei dem Ausbruch in Xi’an handelt es sich offiziellen Angaben zufolge allerdings um die Delta-Variante.

Mehr: China: Größter Lockdown seit Wuhan legt Millionenstadt Xi'an nach Coronaausbruch lahm

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