Ifo-Beschäftigungsbarometer Unternehmen bewerten Arbeitsmarkt positiver – Entlassungen nehmen dennoch zu

Bekleidungshändler leiden besonders unter der Coronakrise.
Berlin Nachdem sich die Konjunkturerwartungen etwas aufgehellt haben, beurteilen deutsche Unternehmen auch die Lage am Arbeitsmarkt wieder etwas positiver. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer hat sich von seinem historischen Tief leicht erholt und ist von 86,3 Punkten im April auf 88,3 Zähler im Mai gestiegen.
Trotz des Anstiegs werde aber die Zahl der Entlassungen die der Einstellungen weiter übersteigen, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wird somit zunehmen.“
Das Barometer, das die Münchner Konjunkturforscher monatlich exklusiv für das Handelsblatt berechnen, beruht auf den Beschäftigungsabsichten von rund 9000 Unternehmen. Am Montag war bereits der Ifo-Geschäftsklimaindex gestiegen.
Von einer Rückkehr zum Beschäftigungsboom aus Vor-Corona-Zeiten kann aber keine Rede sein. Die Industrie verharrt in ihrer tiefen Rezession, in der sie schon vor der Viruspandemie steckte. Die Beschäftigungsaussichten haben sich gegenüber dem Vormonat weiter verdüstert.
Eine leichte Erholung verzeichnen der Dienstleistungssektor, der Handel und das Baugewerbe. In den meisten Branchen gebe es aber weiterhin eher Entlassungen, so Wohlrabe: „Im Einzelhandel scheint es vor allem die Händler mit Kleidung und Mode zu treffen.“
Dagegen sucht der Lebensmitteleinzelhandel Personal, ebenso wie Fahrradhändler. Auch bei Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern ist die Beschäftigungsdynamik eher gestiegen.
Nach einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kam es in den ersten zwei Wochen nach dem Corona-Shutdown Mitte März noch nicht zu größeren Entlassungswellen. Stattdessen ging zuerst die Zahl der offenen Stellen zurück.
Azubi-Prämie für Firmen
Die Studie beruht auf der IAB-Stellenerhebung, einer regelmäßigen Befragung von Betrieben in allen Wirtschaftsbereichen. Die in den letzten zwei Märzwochen befragten Arbeitgeber erwarteten für die kommenden zwölf Monate einen Beschäftigungsrückgang von 2,4 Prozent.
Sorge gibt es weiter darüber, dass die Coronakrise nicht nur tiefe Spuren auf dem Arbeits-, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen könnte. Die in der Allianz für Aus- und Weiterbildung vereinten Partner – Politik, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Bundesagentur für Arbeit – haben deshalb am Dienstag eine gemeinsame Erklärung verabschiedet.
Kernpunkt ist eine bis Jahresende befristete staatliche Prämie für Firmen, die Auszubildende aus insolventen Betrieben übernehmen. Zudem sollen Betriebe zur Stabilisierung des Ausbildungsjahres 2020/21 die Vorteile der Verbundausbildung und der Auftragsausbildung stärker nutzen können, also etwa Teile der Ausbildung an andere Betriebe oder überbetriebliche Bildungsträger übertragen.
Wichtig sei auch, die Berufsschulen unter Beachtung der aktuellen Hygienevorschriften schnellstmöglich allen Auszubildenden wieder zugänglich zu machen. Die Allianzpartner streben zudem eine gezieltere Beratung und Vermittlung für Auszubildende und Betriebe an, auch mit digitalen Mitteln.
„Die Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung sind sich einig, dass die Coronakrise nicht zu einer Krise auf dem Ausbildungsmarkt führen darf, mit negativen Auswirkungen auf die berufliche Zukunft junger Menschen und die Fachkräftesicherung“, heißt es in der Erklärung. Über die Höhe der Übernahmeprämie muss noch entschieden werden.
Mehr: Erst die Kurzarbeit, dann der Rauswurf? – Die große Jobangst
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.