Impfpflicht In Italien, Griechenland und Frankreich muss das Gesundheitspersonal geimpft sein – das sind die Auswirkungen

Bisher haben erst 30 Prozent der Beschäftigen im italienischen Gesundheitssektor den Booster erhalten.
Moskau, Athen, Paris, Rom Seit April müssen Pfleger, Ärzte und Apotheker in Italien geimpft sein, in privaten wie staatlichen Einrichtungen, in Krankenhäusern, Praxen, Pflegeheimen. Wer sich weigert, wird vom Dienst suspendiert – ohne Gehalt. Was hat die Maßnahme gebracht? Und wie sind die Erfahrungen in Frankreich, Griechenland und Russland, wo es ähnliche Modelle gibt?
In Italien schossen die Impfzahlen der Beschäftigten schnell nach oben, schon im Juni lag die Quote bei 98 Prozent. Die Zahl der Infektionen in Altenheimen ging stark zurück. Heute sind unter den Medizinern noch 1656 Ungeimpfte, wie aus Daten des Verbands Fnomceo hervorgeht.
522 Ärzte hätten sich nach einer Suspendierung zur Impfung entschieden. Laut Regierung waren Ende September 1,84 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitssektor ungeimpft. Allerdings erhöhten sich zuletzt die Impfdurchbrüche beim Personal.
Schon in den kommenden Tagen will Rom daher über eine verpflichtende Booster-Impfung für den Gesundheitssektor entscheiden. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, erklärte Gesundheitsminister Roberto Speranza. Bisher hätten nur rund 30 Prozent der Beschäftigten die Auffrischungsdosis erhalten.
Griechenland: Noch immer fünf Prozent Ungeimpfte
In Griechenland gilt seit September eine Impfpflicht für alle Gesundheitsberufe. Sie betrifft neben den rund 116.000 Beschäftigten im staatlichen Gesundheitswesen auch alle Privatkliniken, niedergelassenen Ärzte sowie private Pflegeeinrichtungen. Selbst Verwaltungsbeschäftigte müssen geimpft sein. Ohne Impfung wird man in den unbezahlten Urlaub geschickt.
Mitte August waren etwa 83 Prozent der Betroffenen geimpft. Inzwischen liegt die Quote bei mehr als 95 Prozent. Das bedeutet aber auch: Fast fünf Prozent sind weiterhin ungeimpft und freigestellt. Betroffen sind rund 5300 Staatsbeschäftigte, darunter fast 450 Mediziner.
Die Freistellungen verschärfen die ohnehin angespannte Personalsituation in den Kliniken, in denen es auch an Intensivbetten fehlt. Gesundheitsminister Thanos Plevris appelliert daher an niedergelassene Ärzte, sich vorübergehend zum Dienst in Kliniken zu melden. Finden sich nicht genügend Freiwillige, will das Ministerium etwa 100 Privatärzte zwangsverpflichten.
In den privaten Pflegeheimen ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen seit Einführung der Impfpflicht deutlich zurückgegangen. Bei Verstößen drohen den Betreibern Geldstrafen von 50.000 Euro. Im Wiederholungsfall werden sogar 200.000 Euro Bußgeld fällig.
Frankreich: Strafen bis hin zum Gefängnis
Nachdem die Infektionszahlen im Frühsommer stark anstiegen, verkündete Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Juli eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe. Ab Mitte September mussten Pflegekräfte, Ärzte sowie Beschäftigte in Krankenhäusern und Altersheimen mindestens eine Impfdosis vorweisen, ab Mitte Oktober den kompletten Impfschutz. Rund 2,7 Millionen Beschäftigte sind von der Maßnahme betroffen.
Die Impfquoten in den betroffenen Berufsgruppen liegen mittlerweile deutlich über 90 Prozent. Gesundheitsminister Olivier Véran bilanzierte Ende Oktober: „Wir haben bei den Angestellten der Gesundheitseinrichtungen eine außerordentlich hohe Impfabdeckung und einen sehr geringen Anteil an Suspendierungen oder Kündigungen.“
Sein Ministerium hatte im Oktober mitgeteilt, dass zwischenzeitlich rund 15.000 Beschäftigte von der Arbeit freigestellt waren. Wie in Griechenland und Italien gibt es für sie kein Gehalt. Einrichtungen, die den Impfschutz des Personals versäumen, riskieren Geldstrafen. Auch freiberuflich tätige Mediziner müssen mit einer Geldstrafe rechnen. Wiederholungstätern drohen sogar bis zu sechs Monate Gefängnis.
Russland: Kreml sorgt für Regel-Flickenteppich
In Russland war die Impfung lange Zeit freiwillig. Als die Kampagne am Sommeranfang zum Erliegen kam und die Infektionszahlen wieder stiegen, erhöhten die Behörden den Druck – und führten die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen ein. Dazu zählten in erster Linie medizinisches Personal, Lehrer und Angestellte öffentlicher Einrichtungen.
Die Impfskepsis ist weit verbreitet im Land. Umfragen belegen, dass selbst in Medizinerkreisen etwa 30 Prozent zu den Skeptikern gehören. Um nicht die Unzufriedenheit der Bevölkerung auf sich zu ziehen, schob der Kreml die Verantwortung den Regionen zu.
So ist ein wahrer Flickenteppich an Regelungen entstanden. In Moskau etwa hat das Gesundheitsamt zunächst eine Impfquote von 60 Prozent beim Personal verordnet, inzwischen wurde die Quote auf 80 Prozent angehoben. In anderen Regionen müssen sich ausnahmslos alle impfen lassen, die kein ärztliches Attest besitzen. Eine Weigerung gilt als möglicher Entlassungsgrund. Bewerber ohne Impfzeugnis erhalten keine Stelle.
Mehr: 3G-Regel in der Arbeitswelt: So funktioniert die Maßnahme in italienischen Unternehmen.
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Komisch, dass Tests nicht so eingesetzt werden, dass sie möglichst viele Infektionen verhindern könnten und nebenbei das Infektionsgeschehen deutlich transparenter werden könnte.
Jedermann und jedefrau sollte ich bei so vielen Gelegenheiten testen wie irgend möglich. Wer ein positives Ergebnis hat, also potenziell andere infizieren könnte, sollte zu Hause bleiben und dafür auch finanzielle und eventuell weitere Unterstützung erhalten. Der Pandemie könnte so schnell und effektiv Einhalt geboten werden.
Komisch, dass Tests so nicht eingesetzt werden. Was könnte nur der Grund sein?
Der Artikel ist wirklich etwas unstrukturiert. Es ist ja auch schön, dass sich das Pflegepersonal und die Ärzte impfen lassen müssen. Wie wir inzwischen aber alle wissen, schütz eine Impfung nicht vor Infektion und der Möglichkeit den Virus weiter zu übertragen. Wieso versucht man dann eine Argumentation aufzubauen, nach dem Motto: „wenn alle Mitarbeiter geimpft sind, sind die Patienten geschützt“?
Es hilft nur, wenn die Patienten geimpft sind. Das bringt dann was.
Zitat / Überschrift:
"Impfpflicht fürs Gesundheitspersonal: Was sie in Italien, Griechenland und Frankreich gebracht hat."
Der Artikel lässt jedoch die in der Überschrift gestellte Frage - was die Impfpflicht gebracht habe - weitgehend unbeantwortet. Schade!
Also die Infektionszahlen bei Neuinfektionen seien einmal zurückgegangen und man hat auch eine Zunahme der Zunahme der Impfdurchbrüche feststellen können. Alles sehr vage .... nix Konkretes.
@Herr Jürgen Beirer
Die FDP ist eine freiheitliche Partei. Die Impfung ist ein massiver Eingriff in die persönliche Unversehrtheit eine jeden Bürgers und über das Grundgesetz abgedeckt.
Wenn also eine Sprecherin einer freiheitlichen Partei - aus meiner Sicht unbegründete - Ängste äußert, dann ist es ihr gutes Recht, für mich nachvollziehbar, begründet aber nicht ein Widerstand gegen die Impfpflicht, wenn sie demokratisch im Bundestag entschieden wird. Aus meiner Sicht ist die 2 Drittel Mehrheit notwendig.
Die FDP macht einen guten Job, auf Gefahren/Ängste hinzuweisen.
Persönlich bin ich der pragmatisch, freiheitlich veranlagten FDP zugeneigt, erwarte aber auch in der wirklich schwierigen Zeit der Pandemie, dass man einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen Pfleger/Ärzte/Lehrer/Politiker zustimmt - auch wenn sich die Nackenhaare sträuben.
Politiker? Es geht nicht an, dass jene Damen und Herren in der Welt herumfliegen und ungeimpft Viren verbreiten!
Es ist eine Farce, wie Frau Aschenberg-Dugnus als gesundheitspolitische Sprecherin der FDP vor die Mikrofone tritt und sich um Kündigungswellen beim Pflegepersonal sorgt, wenn man eine Impfpflicht einführen würde.
Was nützen verantwortungslose Pflegekräfte oder sonstige verantwortungslose Mitarbeiter in Pflegeheimen, die mit ihrer Impf-Verweigerung das Leben ihrer Patienten auf`s Spiel setzen?
Leider fehlt es in der deutschen Politik an starken Persönlichkeiten, die wie Macron oder Draghi, die auch wichtige Entscheidungen gegen Widerstände durchsetzen. Mit gut Zureden kommen wir einfach nicht weiter.