Indira Gandhis 100. Geburtstag Die Dynastie bröckelt

Der Name Gandhi ist mit der Geschichte Indiens fest verbunden. Nach der Ermordung von Indira Gandhi (Archivbild), übernahm ihr Sohn das Amt des Premierministers, wurde aber ebenfalls ermordet. Jetzt steht Rahul Gandhi an der Spitze der Dynastie.
Neu Delhi Jahrzehntelang war der Name Gandhi mit der Macht in Indien verquickt. Gemeint ist nicht Mahatma Gandhi, die Ikone des friedlichen Widerstands, sondern die Familie an der Spitze der Partei Indian National Congress, die einen Großteil der inzwischen 70-jährigen Unabhängigkeit des Landes an der Macht gewesen ist. Nun scheinen sie davon so weit entfernt zu sein wie noch nie.
Indiens erster und am längsten amtierender Premierminister Jawaharlal Nehru war der Begründer der Dynastie. Der Name Gandhi kam durch die Ehe seiner Tochter Indira ins Spiel, die als bislang einzige Frau Premierministerin wurde. Am Sonntag wäre sie 100 Jahre alt geworden.
Heute führen die Gandhis in Person von Indiras Schwiegertochter Sonia und von deren 47-jährigem Sohn Rahul die Kongresspartei an. Bei der Parlamentswahl vor drei Jahren bekam die damalige Regierungspartei nur 44 von 543 Sitzen – weniger als je zuvor. Und Rahul Gandhis längst feststehende Ablösung seiner Mutter als Parteichef wird immer wieder verschoben, weil der Moment für die als verkrustet geltende, säkulare Mitte-Links-Partei stets ungünstig erscheint.
Rahul Gandhi solle sich ein Beispiel an Indira nehmen, meint der indische Journalist und Schriftsteller Nilanjan Mukhopadhyay. „Nach ihrer Abwahl 1977 hat sie die Partei wiederaufgebaut, indem sie politischen Ballast aussortiert, aber einige alte Vertraute an Bord behalten hat.“ Rahul fehle der Machthunger seiner Großmutter, sagt Mukhopadhyay der Deutschen Presse-Agentur.
Die Wahlniederlage beendete Indira Gandhis elfjährige Amtszeit. Aber nur für kurze Zeit. Drei Jahre später war sie schon wieder Regierungschefin. Ein solcher Erfolg erscheint für ihren Enkel bei der nächsten Wahl in zwei Jahren aber nicht im Bereich des Möglichen. Einer kürzlich veröffentlichten Studie des US-amerikanischen Pew Research Center zufolge wächst die Beliebtheit von Premierminister Narendra Modi: Erstaunliche 88 Prozent Zustimmung bekommt er demnach. Rahul Gandhi kommt immerhin auf 58 Prozent. Er hat allerdings bisher kaum Kapital etwa aus den wirtschaftspolitischen Kontroversen Modis schlagen können.
Dessen Hindu-Nationalismus beunruhigt viele Inder. Mit dem Aufstieg von Modis Partei BJP hat die Gewalt gegen Muslime und Angehörige der niedrigsten Stufe des Kastensystems zugenommen. Selbsternannte Beschützer der für Hindus heiligen Kuh greifen Menschen an, die sie verdächtigen, Rinder schlachten oder essen zu wollen. Schreckliche Gewalt zwischen den Religionen ist in Indien allerdings nichts Neues.
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