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Internationales Finanzsystem „Ein Puzzle mit vielen fehlenden Teilen“: Weltbank befürchtet Schuldenchaos in ärmeren Ländern

Die Staatsverschuldung in ärmeren Ländern nimmt zu – doch niemand weiß genau, wer wem wie viel schuldet. Das könnte auch zum Problem für die reichen Industrienationen werden.
10.11.2021 - 15:01 Uhr Kommentieren
Weltbank warnt vor Schuldenchaos in ärmeren Ländern Quelle: Reuters
Weltpank-Präsident David Malpass

Malpass wies darauf hin, dass 40 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen über zwei Jahren keine Daten mehr über ihre Staatsverschuldung veröffentlicht haben.

(Foto: Reuters)

Berlin Die wachsende Staatsverschuldung in vielen ärmeren Ländern bekommt eine neue Dimension: Nicht nur die Höhe der Schuldenberge macht internationalen Organisationen wie der Weltbank Sorge. Hinzu kommt, dass offenbar niemand genau weiß, wer wem wie viel schuldet. „Es gibt massive Lücken bei der Nachverfolgung der Schulden“, bemängelt die Weltbank in einem neuen Bericht „Debt Transparency in Developing Countries“.

„Die ärmsten Länder werden aus der Covid-19-Pandemie mit den größten Schuldenlasten der letzten Jahrzehnte hervorgehen, aber eine begrenzte Schuldentransparenz wird die entscheidende Schuldenbereinigung und -umstrukturierung verzögern“, warnte der Weltbank-Präsident David Malpass in Washington. Er wies darauf hin, dass 40 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen über zwei Jahren keine Daten mehr über ihre Staatsverschuldung veröffentlicht haben.

Bereits vor der Pandemie befanden sich viele ärmere Länder in einer finanziell prekären Lage. Das Virus hat die Schieflage noch verstärkt. So hat sich die Schuldenquote, das Verhältnis von Staatsschulden zum Bruttosozialprodukt, der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen von 37 auf 42 Prozent erhöht. China ist in der Statistik allerdings ausgenommen.

In ihrem Bericht bewertet die Weltbank erstmals die globalen und nationalen Systeme zur Überwachung der Staatsverschuldung. Das Ergebnis ist besorgniserregend: Demnach basiert die Schuldenüberwachung auf einem Flickenteppich von Datenbanken mit unterschiedlichen Standards und Definitionen. Entsprechend gering ist die Zuverlässigkeit. Zumal die Unstimmigkeiten in der Statistik zu großen Abweichungen führen, die in manchen Fällen bis zu 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines Landes betragen.

In dem Bericht heißt es: „Die Analyse der Staatsverschuldung in Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen gleicht der Lösung eines Puzzles mit vielen fehlenden Teilen.“ Welche Folgen das haben kann, veranschaulicht die Weltbank am Beispiel des afrikanischen Landes Mozambique. Dort tauchten 2016 zwei bis dahin nicht bekannte Staatsanleihen im Volumen von 1,15 Milliarden Dollar oder etwa neun Prozent des inländischen BIP auf. Der verschleierte Schuldenberg schockte internationale Gläubiger, stürzten die Wirtschaft in eine tiefe Rezession und zwang die Regierung, ihre Staatsausgaben einzuschränken.

Pariser Club verliert an Einfluss

Anders als noch in den 1990er-Jahren, als die internationale Staatsverschuldung ärmerer Länder meist durch den Pariser Club reicher Gläubigerländer geregelt wurde, ist die Schuldenlandschaft heute sehr unübersichtlich geworden. Der Anteil der Gläubiger an den ausstehenden Auslandsschulden, die nicht dem Pariser Club angehören, ist inzwischen mehr als doppelt so hoch wie jener der Club-Mitglieder.

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China ist als neuer Gläubiger stark in den Vordergrund getreten, aber auch private Kreditgeber spielen jetzt eine größere Rolle. Ihr Anteil habe sich in im letzten Jahrzehnt mehr als verdreifacht, schreibt die Weltbank.

Heute seien nicht mehr Geschäftsbanken die einzigen privaten Gläubiger, hinzugekommen seien auch Hedge- und Kreditfonds, Vermögensverwaltungsfirmen und Rohstoffhandelsunternehmen. Finanzielle Schieflagen treffen somit nicht nur die Schuldnerländer, sondern können auch für private Gläubiger in den Industrieländern zum Problem werden.

Um einen besseren Überblick über den Schuldenstand in den ärmeren Ländern zu bekommen, schlägt die Weltbank eine Veröffentlichung jährlicher Schuldenstatistiken, die Förderung einer koordinierten Datenerhebung und -berichterstattung sowie die Einführung integrierter Schuldenerfassungs- und -verwaltungssysteme vor.

Mehr: Weltbank warnt vor neuer Schuldenkrise nach der Pandemie.

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