Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Interview mit Ökonom Wladislaw Inosemzew „Putin will Kapitalismus ohne Kapitalisten“

Der renommierte russische Ökonom spricht über die Wirtschaftspolitik Putins und die Entwicklung der wichtigsten Branchen des Landes.
15.03.2018 - 19:46 Uhr Kommentieren
Der Ökonom meint, dass Russland seine Rohstoffe nicht richtig nutze. Quelle: imago stock&people
Wladislaw Inosemzew

Der Ökonom meint, dass Russland seine Rohstoffe nicht richtig nutze.

(Foto: imago stock&people)

Der Wirtschaftswissenschaftler Wladislaw Inosemzew ist Direktor des Zentrums für Studien zur postindustriellen Gesellschaft. Der 49-Jährige ist Mitglied des 2010 vom damaligen Präsidenten Dmitrij Medwedjew gegründeten Rats für internationale Fragen und Fellow an Washingtons Johns Hopkins University.

Herr Inosemzew, Russland hat reichlich Rohstoffe und eine breite industrielle Palette. Warum wächst die Wirtschaft dennoch so schwach im Vergleich zu anderen Emerging Markets?
Russland ist zwar reich an Rohstoffen, aber nicht reich daran, sie sinnvoll zu nutzen. Nicht einmal die Öl- und Gasförderung ist gegenüber der Endzeit der Sowjetunion deutlich gestiegen, während sie sich in Amerika in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt hat und in Katar sogar binnen 20 Jahren verneunzehnfacht hat. Russland hat gewaltige Möglichkeiten, macht aber nichts daraus. Gleiches gilt für russische Unternehmer: Sie haben enormes Potenzial, aber die Angst zu investieren.

Was muss also geschehen, damit sie investieren?
Russland braucht eine deutliche Liberalisierung seiner Wirtschaft und vor allem eine Entbürokratisierung, den Rückzug des Staates aus der Wirtschaft. Weniger Aufsichtsbehörden, weniger ständige Kontrollen von Firmen und vor allem weniger Drohungen. Nur dann werden Unternehmer wieder freier handeln.

Glauben Sie daran, dass Putin das nach seiner Wiederwahl umsetzt?
Natürlich nicht. Für Putin ist Wirtschaft allein das Instrument für Staatsfinanzen. Er sieht keinen Sinn in der Freiheit von Unternehmertum, von Innovation und neuen Technologien. Und die Aufsicht über viele kleine eigenständige Unternehmer ist für Putin viel schwieriger als über große Staatskonzerne, die viel Steuern zahlen. Sein Ideal ist: Kapitalismus ohne Kapitalisten. Freie Unternehmer sind ihm fremd, er will Staatskapitalismus.

Russischen Hackern wird so ziemlich alles unterstellt. Warum aber tut sich Russland selbst so schwer mit Digitalisierung?
Russische IT-Experten arbeiten nicht besonders produktiv und im Gegensatz etwa zum Silicon Valley sind sie auch sehr vereinzelt. Es gibt auch kaum innovative Industriefirmen als Kunden. Auch keine kritische Masse von Entwicklern und Unternehmern, die um beste Lösungen ringen. Wer eine IT-Firma gründet und zum Erfolg führt, will sie so schnell wie möglich verkaufen und dann in den Westen auswandern.

Herr Inosemzew, vielen Dank für das Interview.

Startseite
Mehr zu: Interview mit Ökonom Wladislaw Inosemzew - „Putin will Kapitalismus ohne Kapitalisten“
0 Kommentare zu "Interview mit Ökonom Wladislaw Inosemzew: „Putin will Kapitalismus ohne Kapitalisten“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%