
Das Dorf Khuzaa im Gaza-Streifen: „Operationen dauern an.“
Israel hat mit einem Teilabzug seiner Bodentruppen aus dem Gazastreifen begonnen, doch das Blutvergießen geht weiter. In Rafah an der ägyptischen Grenze wurde am Sonntag eine UN-Schule beschossen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Angriff scharf, bei dem laut palästinensischen Rettungskräften mindestens zehn Menschen getötet und rund 30 verletzt wurden.
Die israelische Armee bestätigt, auf ein Ziel nahe der UN-Schule geschossen zu haben. Im Visier seien drei „Terroristen“ der radikalen Palästinensergruppe Islamischer Dschihad gewesen, die auf einem Motorrad nahe der Schule unterwegs gewesen seien, erklärte die Armee. Die Europäische Union forderte Israelis und Palästinenser auf, das Blutvergießen zu beenden.
Die US-Regierung hat sich erschüttert über den Beschuss gezeigt. Man sei „entsetzt“ über den „skandalösen“ Angriff vom Sonntag, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Er sei erfolgt, obwohl Israel mehrfach über die Koordinaten der Schule informiert und der Gebäudekomplex als geschützter Ort ausgewiesen worden sei.
In der Schule der südlichen Stadt Rafah haben rund 3000 Palästinenser vor den seit fast vier Wochen anhaltenden Angriffen des israelischen Militärs Zuflucht gesucht. Psaki rief Israel auf, mehr zu tun, um die eigenen Standards einzuhalten und zivile Opfer zu vermeiden.
„Wir ziehen Truppenteile zurück, andere verändern ihre Position innerhalb des Gebiets, diese Operationen dauern derzeit an“, sagte Armeesprecher Peter Lerner. Er bestätigte damit erstmals offiziell die Einleitung eines Teilabzugs. Zugleich kündigte Lerner an, dass „schnelle Einsatzkommandos vor Ort bleiben werden, die bei Bedarf gegen die Hamas vorgehen können“. Innerhalb von 24 Stunden solle diese Umgruppierung abgeschlossen sein.
1,8 Millionen Menschen auf 360 Quadratkilometern
43,2 Prozent der Bewohner in Gaza sind jünger als 15 Jahre (in Deutschland 14 Prozent, Quelle: statistisches Bundesamt). Nur 2,6 Prozent sind älter als 65 (in Deutschland 21 Prozent).
Laut IWF liegt die Arbeitslosigkeit im Gaza-Streifen bei 40 Prozent. Zum Vergleich: In Israel sind es 6,2 Prozent.
Es gibt nur einen legalen Übergang für Waren: den Grenzposten Kerem Shalom im Süden des Gaza-Streifens nach Israel.
Laut BBC erhalten 80 Prozent der Bevölkerung irgendeine Form von Nahrungsmittelhilfe, zum Beispiel durch die Uno.
Nur 5,5 Prozent des Leitungswassers genügen den Trinkwasserstandards der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Es gibt nur ein Kraftwerk im Gaza-Streifen, es produziert Strom für circa ein Drittel der Bevölkerung. Mangels Kraftstoff fällt es jedoch regelmäßig aus. Bereits vor Kriegsbeginn hatten die Bewohner Gazas so nur circa acht Stunden Strom pro Tag. Seit den Angriffen auf das Kraftwerk am 29. Juli sind es, wenn überhaupt, noch zwei Stunden Strom pro Tag.
Durch die mangelnde Stromversorgung kann das Abwasser nicht ausreichend behandelt werden. Laut BBC werden daher pro Tag etwa 90 Millionen unbehandeltes Wasser ins Mittelmeer gepumpt.
Die israelischen Streitkräfte waren am 17. Juli erstmals seit 2009 mit Bodentruppen in den von der islamistischen Hamas kontrollierten Gazastreifen eingerückt. Zuvor hatte die Luftwaffe bereits acht Tage lang Angriffe auf den Küstenstreifen geflogen.
Die israelische Regierung erklärte, Ziel der Militäroffensive sei es, den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen nachhaltig zu unterbinden und die für Attacken und Entführungen auf israelischem Gebiet gebauten Tunnel zu zerstören. Im Zuge des Einsatzes wurden seit dem 8. Juli fast 1800 Palästinenser getötet, in der Mehrheit Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten.
