Israels neuer Präsident Reuven Rivlin, der freundliche Falke

Reuven „Ruby“ Rivlin ist zwar Verfechter von „Großisrael“, wird aber auch für seine umgängliche und humorvolle Art geschätzt.
Jerusalem Gewählt wurde er bereits vor sechs Wochen, nun tritt er sein Amt offiziell an: Nach der Abschiedsrede seines Vorgängers Schimon Peres in der Knesset am Donnerstagnachmittag wird der Konservative Reuven Rivlin neuer Präsident Israels. Damit folgt auf einen engagierten Friedensverfechter ein ausgesprochener Gegner der Zweistaatenlösung, der aber auch ein Mann mit mehreren Gesichtern ist. Denn der 74-Jährige gilt zwar als rechter Hardliner innerhalb der Likud-Partei, in seiner Zeit als Parlamentspräsident erwarb er sich aber auch einen Ruf als „Verfechter der Demokratie“. Rivlin gewann dadurch die Sympathien der Linken und genießt auch die Wertschätzung der arabischen Minderheit. Nach seiner Wahl versprach er, er werde ein Präsident „des ganzen Volkes“ sein.
Rivlin übernimmt sein Amt in äußerst schwierigen Zeiten. Die Bodenoffensive der Armee im Gazastreifen bestimmt das Leben im ganzen Land, international steht Israel wegen der vielen getöteten Palästinenser unter Druck. Rivlin selbst hat aus seiner Vision eines „Großisrael“ vom Jordan bis zum Mittelmeer nie einen Hehl gemacht. Der frühere Offizier des Militärgeheimdienstes erklärte 2010, er würde „lieber Palästinenser als israelische Staatsbürger akzeptieren, als Israel und das Westjordanland zu trennen“. 2005 hatte er sich auch gegen den Abzug aller Siedler und Truppen aus dem Gazastreifen ausgesprochen.
Wegen seiner humorvollen und freundlichen Art und aufgrund seines entschiedenen Eintretens für Demokratie und Menschenrechte genießt der 74-Jährige aber trotzdem über die Parteigrenzen hinweg Anerkennung. Der gelernte Anwalt „Ruby“ Rivlin begann seine politische Karriere 1988, als er erstmals in die Knesset einzog. Von 2003 bis 2006 und von 2009 bis 2013 war er Parlamentspräsident.
Seine erste Dienstreise zu Beginn seiner zweiten Amtszeit 2009 führte Rivlin in die arabische Stadt Umm al-Fahm. „Jahrelang hat Rivlin die Notwendigkeit einer Kooperation zwischen Juden und Arabern gepredigt. Und als Knesset-Präsident streckte er der arabischen Fraktion die Hand aus – im Gegensatz zu seinen Kollegen der Rechten“, schrieb unlängst die Zeitung „Haaretz“.