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Italien „Verändern wir Rom!“ – Ex-Finanzminister Roberto Gualtieri führt jetzt die Ewige Stadt

Roms neuer Bürgermeister muss die Stadt reformieren: Sie versinkt im Verkehrschaos und hat ein Müllproblem. Für Ministerpräsident Mario Draghi ist die Wahl ein gutes Zeichen.
19.10.2021 - 13:46 Uhr Kommentieren
Der Sohn der Stadt will seine Heimat „kurieren“. Quelle: imago images/ZUMA Wire
Wahlsieger Gualtieri

Der Sohn der Stadt will seine Heimat „kurieren“.

(Foto: imago images/ZUMA Wire)

Rom Roberto Gualtieri reckt die Arme in den Himmel, als er vor der jubelnden Menge in der Altstadt steht. „Ich werde der Bürgermeister von allen sein“, ruft er. „Verändern wir Rom!“ Deutlich siegte der 55-Jährige am Montag bei den Stichwahlen gegen seinen rechten Herausforderer, rund 60 Prozent votierten für den Sozialdemokraten Gualtieri.

Der langjährige Europaabgeordnete, der von 2019 bis Februar 2021 Italiens Finanz- und Wirtschaftsministerium führte, ist damit zurück auf der politischen Bühne. Statt die ausufernde Staatsverschuldung einzudämmen oder Corona-Hilfsprogramme aufzusetzen, muss sich Gualtieri nun in die Tiefen einer als unregierbar geltenden Stadt eingraben.

Rom versinkt im Verkehrschaos: Es gibt viel zu viele Autos, zu wenig Parkplätze und kaum Fahrradwege. Der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel kommt zu langsam voran, mitunter bleiben U-Bahn-Stationen für Renovierungsarbeiten jahrelang geschlossen. Gleichzeitig hat die Stadt ein Müllproblem. Während das Zentrum einigermaßen sauber gehalten wird, stapeln sich in der Peripherie die Säcke und Kartons auf den Straßen.

Beides will Gualtieri angehen, wie er schon im Wahlkampf angekündigt hat. Die überforderte Stadtreinigung plant er in 15 kleine Unternehmen aufzusplitten, die jeweils für einen der Bezirke verantwortlich sind.

Er hat eine Taskforce für neue Tramlinien angekündigt, auch das Parken in der Innenstadt will er teurer machen – und so die Pendler auf den öffentlichen Nahverkehr umleiten. Von Mailand und anderen Metropolen will er die „Stadt der 15 Minuten“ übernehmen, ein Konzept, das die Infrastruktur der Quartiere aufwertet und so für weniger Verkehr sorgt.

Rechtsruck im Land bleibt aus, Draghis Kurs bestätigt

Der studierte Historiker, geboren in Rom, will seine Heimat „kurieren“, sie wieder funktionsfähiger machen. „Rom kann die Überraschung der kommenden Jahre werden“, kündigte er nach seinem Wahlsieg an. Nur zehn Tage hat er Zeit, um das Dossier für die Expo 2030 zu überarbeiten. Rom will Gastgeber der Weltausstellung sein, bis Ende des Monats muss die Bewerbung raus.

Mit der Wahl von Gualtieri, der auf die oft glücklos agierende Virginia Raggi von der linken Fünf-Sterne-Bewegung folgt, ist der von einigen Experten befürchtete Rechtsruck im Land endgültig ausgeblieben. Schon vor zwei Wochen gewannen die Kandidaten aus dem Mitte-links-Spektrum in Bologna, Neapel und Mailand, wo Amtsinhaber Beppe Sala erstmals für die Grünen antrat und sein Amt verteidigte.

Nun sind mit Rom und Turin, wo es ebenfalls in die Stichwahl zwischen links und rechts ging, zwei weitere Großstädte in die Hände der Sozialdemokraten (PD) gefallen. Für Premier Mario Draghi und seine Regierung ist das eine Bestätigung für ihren Kurs.

Die PD ist in der breiten Koalition einer der größten Draghi-Unterstützer. Die Pflicht zum 3G-Nachweis, die seit Ende vergangener Woche in ganz Italien gilt, hat maßgeblich Arbeitsminister Andrea Orlando vorangetrieben – selbst Sozialdemokrat. Teile der rechten Lega, die auch der Regierung angehören, hatten immer wieder Stimmung gegen Draghi gemacht, zuletzt gegen die „Green Pass“-Pflicht. In den fünf größten Städten des Landes wurden sie dafür abgestraft.

Die einzige große Stadt, die in den Händen eines Mitte-rechts-Kandidaten bleibt, ist Triest nahe der kroatischen Grenze. Dort hatte es zuletzt besonders schwere Proteste gegen die Einführung der Green-Pass-Pflicht gegeben, Demonstranten hatten versucht, den Hafen zu blockieren – scheiterten aber, der Betrieb lief nahezu ungestört weiter.

Mehr: Gegen alle Widerstände setzt Italiens Premier strenge Corona-Maßnahmen durch, bringt Reformen auf den Weg und kurbelt das Wachstum an. Wie lange kann das gutgehen?

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