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JemenHuthi-Rebellen ziehen sich aus Aden zurück
Der Konflikt im Jemen wird immer brutaler. In den Straßen von Aden liegen ungeborgene Leichen herum. Die Zivilbevölkerung wird im Stellvertreter-Krieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zum Bauernopfer.
An Donnerstag waren Huthi-Rebellen mit Panzern und Artillerie in Aden eingerückt. Kurzzeitig hatten sie das Zentrum und einen Präsidentenpalast unter ihre Kontrolle gebracht. Nun sind sie auf dem Rückzug.
Nach schweren saudischen Luftangriffen haben sich die schiitischen Huthi-Rebellen aus dem Zentrum der südjemenitischen Hafenmetropole Aden zurückgezogen. „Wir kontrollieren jetzt den Großteil der Stadt, und die Luftschläge der (saudisch geführten) Koalition haben uns enorm geholfen“, sagte ein Kämpfer einer regierungstreuen Miliz am Freitag.
Die Huthis waren am Vortag mit Panzern und Artillerieunterstützung in Aden eingerückt. Kurzzeitig hatten sie das Zentrum und einen Präsidentenpalast unter ihre Kontrolle gebracht. Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos warnte vor einer drohenden humanitären Katastrophe. Allein in den letzten zwei Wochen seien bei den Kämpfen im Jemen 519 Zivilisten getötet worden, teilte sie mit.
Krieg im Jemen: Eine Chronologie
Im Land beginnen, inspiriert durch den Arabischen Frühling, Massenproteste gegen Langzeitherrscher Salih. Das Regime geht mit Gewalt gegen Demonstranten vor. (Quelle: dpa)
Ex-Präsident Ali Abdullah Salih gibt seine Macht an seinen Vize Abed Rabbo Mansur Hadi ab. Nach offiziellen Angaben starben in dem ein Jahr andauernden Widerstand mehr als 2000 Demonstranten.
Ein nationaler Dialog soll den Übergang zur Demokratie ermöglichen. Mehrere politische Gruppen, darunter auch die Huthis, arbeiten an einer neuen Verfassung. Als es zu Gefechten zwischen salafistischen Gruppen und Huthis im Norden des Landes kommt, distanziert sich der Stamm Anfang 2014 vom Ergebnis der Konferenz.
30.000 Huthi-Anhänger belagern die Hauptstadt Sanaa und übernehmen wichtige Regierungsgebäude. Im Oktober erzwingen die Rebellen von Präsident Hadi eine Regierungsumbildung, im Osten und Süden des Landes rücken sie weiter vor.
Die Huthi umstellen in Sanaa den Präsidentenpalast mit Panzern. Hadi und mehrere Regierungsmitglieder werden unter Hausarrest gestellt, der Präsident bietet seinen Rücktritt an.
Hadi flieht ins südjemenitische Aden und ernennt seinen Fluchtort zur neuen Hauptstadt. Die Rebellen beginnen mit ihrem Marsch gen Aden.
Mit Hilfe von Getreuen des Ex-Präsidenten Salih erobernd die Huthis die letzten Militärbasen vor Aden. Hadi bittet seine arabischen Nachbarn um eine Intervention, er selbst taucht unter.
In Aden forderten die Straßenkämpfe und Bombardierungen zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung. „Von Angst getriebene Bewohner flüchteten von Nachbarschaft zu Nachbarschaft“, berichtete ein Lokaljournalist im arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. „Immer noch liegen viele Leichen in den Straßen herum, und es ist immer noch nicht sicher genug, um sie zu bergen.“
Die Aufständischen aus dem Norden hatten im vergangenen September die Hauptstadt Sanaa erobert. Letzte Woche rückten sie bis an den Rand von Aden vor. Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, der seinen Amtssitz von Sanaa nach Aden verlegt hatte, floh daraufhin aus dem Land. Die Huthis werden von Armee-Einheiten unterstützt, die zu dem 2012 abgetretenen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Salih loyal geblieben sind. Außerdem sollen sie Hilfe vom Iran erhalten.
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Saudi-Arabien und neun weitere Länder der Region, die Hadi unterstützen, bombardieren seit neun Tagen Stellungen, Panzerkolonnen und Militärkonvois der Huthis. Für die Teilnehmer der sunnitischen Militärkoalition sind die Huthis „Klienten“ Teherans, das auf diese Weise die Kontrolle über den Hinterhof Riads gewinnen wolle.
Auch die Türkei ist bereit, die Militärallianz mit logistischer Hilfe und Geheimdienstinformationen zu unterstützen. Ankara sei aber für politische Lösungen, betonte Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Freitag bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius.
Die bislang auf Luftschläge und Schiffsartillerie beschränkte Militärintervention war auch eine Reaktion auf die sich abzeichnende Einigung der Weltmächte mit dem Iran über dessen Atomprogramm. Die vorläufige Vereinbarung, die am Donnerstag erzielt wurde, bedeutet in der Sicht Saudi-Arabiens und seiner arabischen Partner, dass sich das Kräftegleichgewicht in der Region zugunsten des Iran verschieben wird.
UN-Koordinatorin Amos gab indes bekannt, dass im Jemen allein in den zwei letzten Wochen 519 Zivilisten getötet und 1700 weitere verletzt wurden. Über die Zahl der getöteten Kämpfer - bei den Huthi-Rebellen wie bei den regierungstreuen Milizen - lagen keine Angaben vor. „Zehntausende Menschen flohen aus ihren Häusern. Einige überquerten das Meer, um Djibouti und Somalia zu erreichen. Es mangelt an Strom, Wasser und elementarem medizinischen Bedarf“, hielt Amos in ihrer Pressemitteilung fest, die am Donnerstag (Ortszeit) in New York veröffentlicht wurde.
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