Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Kampfflugzeugsystem Rüstungskonzerne Airbus und Dassault bemühen sich um Rettung von Mega-Projekt

Vor einer Woche stand Europas größtes Rüstungsprojekt FCAS knapp vor dem Aus. Nun wollen die beiden Unternehmen die Blockaden überwinden. Es geht um Milliarden.
08.03.2021 - 13:52 Uhr 2 Kommentare
Gemeinsame Rüstungsprojekte in der EU sind schwierig zu realisieren. Nun steht ein Milliarden-Vorhaben vor dem Aus. Quelle: Bundeswehr/Jane Schmidt
Kampfflugzeug Eurofighter

Gemeinsame Rüstungsprojekte in der EU sind schwierig zu realisieren. Nun steht ein Milliarden-Vorhaben vor dem Aus.

(Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt)

Paris Wer einmal tief in den Abgrund schaut, kommt zur Besinnung. So ähnlich scheint es Deutschland, Frankreich und Spanien und den Unternehmen Airbus und Dassault zu gehen. Die Länder und Konzerne streiten um das auf einen Wert von 100 Milliarden Euro geschätzte neue Kampfflugzeugsystem FCAS. Anfang vergangener Woche stand Europas größtes Rüstungs- und Technologieprojekt am Rande des Scheiterns. Nun haben die Industriellen sich zusammengerissen und mit Gesprächen in kleiner Runde begonnen. Die sollen die bestehenden Blockaden bei der Arbeitsteilung und den Patentrechten überwinden.

„FCAS ist nicht mehr in Lebensgefahr, aber der Patient ist nicht geheilt“, sagt Dassault-Chef Eric Trappier. Airbus will sich nicht offiziell äußern. Doch besteht auch auf deutscher Seite der Eindruck, dass die Industriellen jetzt zum ersten Mal zum Kern der Probleme vorstoßen, die seit 2017 bestehen, als FCAS von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gestartet wurde: Wer kann welche Technologien beisteuern, und was bedeutet es genau, bei einem Thema die Führung zu haben? Bei gutem Verlauf sei eine Einigung noch in dieser Woche möglich, ist zu hören.

Deutschland und Frankreich sehen sich als Freunde, die Europas Souveränität mit einer gemeinsamen Verteidigung untermauern wollen. Doch auf beiden Seiten ist das Misstrauen stark ausgeprägt. Kaum hatten Merkel und Macron die Verträge unterschrieben, setzte die Bundesregierung Himmel und Hölle in Bewegung, um Spanien an Bord zu holen: Man wollte nicht mit Frankreich allein sein.

Der Einstieg Madrids brachte die gesamte Architektur durcheinander. Ursprünglich sollten Aufträge und Führung hälftig geteilt werden zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen den Prime-Partnern Dassault und Airbus, dessen Rüstungsaktivitäten hauptsächlich in Deutschland liegen.

Daraus wurde nun jeweils ein Drittel pro Nation. Doch wo Spanien draufsteht, ist Deutschland drin: Spaniens Luftrüstung wird größtenteils von Airbus gestellt. Als den Franzosen dieser Zusammenhang klar wurde, fühlten sie sich über den Tisch gezogen. Aus ihrer Sicht wurden aus einer hälftigen Teilung zwei Drittel für Deutschland und nur noch ein Drittel für sie.

FCAS-Vorlage für Haushaltsausschuss in den nächsten zwei Wochen

Entsprechend hart laufen die Gespräche nun, wo ein Milliardenbetrag für erste flugfähige Demonstratoren vergeben wird. Das soll noch vor der Bundestagswahl im September und der Präsidentschaftswahl im Mai 2022 geschehen. Dafür muss in den nächsten zwei Wochen eine Vorlage für den Haushaltsausschuss des Bundestages vorliegen, der im Juni zum letzten Mal tagt.

FCAS besteht aus sieben Technologie-Pfeilern: Flugzeug (Next Generation Fighter, NGF), Motor, unbemannte Begleitflieger (remote carriers), Künstliche Intelligenz für die Kampf-Cloud (combat cloud), die Kohärenz des gesamten Systems (system of systems), Tarnkappen-Technologie sowie Sensoren. Die NGF-Säule führt Dassault, viele der übrigen Airbus.

Dassault wollte zumindest in den Kernbereichen des Flugzeugs seine Technologie, vom eigenen Kampfflugzeug Rafale abstammend, durchsetzen. „Ich kann nicht Prime-Partner sein, aber überall, bei allen Arbeitspaketen ein Drittel der Aufträge für jede Nation einhalten“, macht Trappier geltend. Aber da spielt Airbus nicht mit.

Die bei München ansässige Verteidigungssparte des Konzerns versteht, dass Dassault Wert legt auf eine straffe Führung, damit Fristen und Budgets eingehalten werden. Dennoch dürfe man sich nicht die Sicht verstellen dafür, überall die beste Technologie einzusetzen: vom Rafale, vom Eurofighter stammend oder völlig neu entwickelt.

In Deutschland machen die Betriebsräte und die IG Metall mobil, warnen vor einem angeblichen Ausverkauf deutscher Technologie. Dabei haben sie laufende Beschaffungskampagnen wie in der Schweiz fest im Blick, wo Eurofighter und Rafale Konkurrenten sind. Die Lösung sucht man nun in der Abkehr von der reinen Prozentelogik, hin zu einer Governance, die klare Führung und technologische Offenheit verbindet. Trappier klingt mittlerweile versöhnlicher: „Airbus stellt unsere Prime-Rolle beim Flugzeug nicht infrage.“

Beim zweiten Stolperstein, den Rechten an geistigem Eigentum, könnte es ebenfalls vorangehen. Der Bund will sichergehen, dass er alle Rechte an gemeinsam entwickelten und finanzierten Technologien erhält, auch wenn FCAS irgendwann doch noch scheitern sollte. Dassault will vermeiden, dass Rechte an bestehenden Technologien verlorengehen, die es mit in die Ehe einbringt.

Aber nun bestätigen die Franzosen: Gemeinsam entwickelte Bestandteile werden allen Partnern offenstehen und lediglich gegenüber Dritten geschützt, die nicht teilnehmen: „Es wird keine Blackbox geben.“ Vielleicht gelingt Airbus und Dassault jetzt, was seit 2017 offenblieb: eine praktikable Teilung der Arbeiten, der Führung und des geistigen Eigentums.

Mehr: Europas Mega-Verteidigungsprojekt darf nicht sterben.

Startseite
Mehr zu: Kampfflugzeugsystem - Rüstungskonzerne Airbus und Dassault bemühen sich um Rettung von Mega-Projekt
2 Kommentare zu "Kampfflugzeugsystem : Rüstungskonzerne Airbus und Dassault bemühen sich um Rettung von Mega-Projekt"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Dann reißt euch mal zusammen. Es geht hier um die EU!

  • Europa braucht ein Kampfflugzeugsystem und hat auch entsprechend kompetente Firmen, die das verwirklichen können.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%