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Klimawandel Grünes Japan: Die Regierung gibt ambitionierte Emissionsziele vor

Ostasiens ältestes Industrieland will nicht mehr Nachzügler im Klimakampf sein. Nun muss Japan die Treibhausgasemissionen bis 2030 noch stärker senken als Europa.
26.04.2021 - 13:11 Uhr Kommentieren
Die Klimaziele der japanischen Regierung sind ehrgeizig. Das Land könnte sich damit übernehmen. Quelle: imago images/UPI Photo
Kyoto in Japan

Die Klimaziele der japanischen Regierung sind ehrgeizig. Das Land könnte sich damit übernehmen.

(Foto: imago images/UPI Photo)

Tokio Die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten hat auch in Ostasien einen Nachzügler in Sachen Klimaschutz aufgeweckt. Japan verschärfte auf Bidens Klimagipfel vorige Woche die Emissionsziele drastisch. Bis 2030 will Asiens älteste Industrienation nicht mehr wie bisher den Ausstoß von Treibhausgasen um 26, sondern um 46 Prozent senken.

Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga rechnete dann den anderen Teilnehmern des virtuellen Spitzentreffens genau vor, wie groß der Sprung seines Landes ist: Das bedeute, „dass Japan das Ziel um 70 Prozent anhebt – und dies wird ganz sicher keine leichte Aufgabe sein“. Aber Japan wolle damit zeigen, dass es die Welt bei der Dekarbonisierung anführe.

Doch die große Frage bleibt, wie Sugas Regierung diesen Anspruch erfüllen will. Die Antwort, die die Regierung Mitte Jahres mit ihrer neuen Energiestrategie vorlegen will, „erregt bei den Marktteilnehmern Aufmerksamkeit“, erklären die japanischen Ökonomen von Goldman Sachs in einem Report. Denn die Klimawende und damit die notwendigen Investitionen sind für Japan noch viel größer als in Europa.

Während die Europäische Union ihre Treibhausgasemissionen zwischen 1990 und 2018 um 22,5 Prozent reduzierte, schaffte Japan nur 2,5 Prozent. Daher bewertete der globale „Climate Action Tracker“ Japans Klimaschutzpolitik bislang fast so schlecht wie die der USA. Besonders kritisierten die Experten, dass das Land bis dahin im großen Maßstab auf eine Verstromung von Kohle gesetzt und nur vage langfristige Emissionsziele formuliert hatte.

Erst im September vorigen Jahres schloss sich Regierungschef Suga dem Ziel der europäischen Union an, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften. Dies bedeutet, dass das Land nur so viel Treibhausgase ausstoßen will, wie es durch andere Methoden der Atmosphäre entziehen kann.

Im Klimawandel entdeckt Japan das Primat der Politik

Japanische Umweltschützer kritisieren zwar, dass Japan damit weiterhin hinter der EU und den USA zurückhängt, die ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 beziehungsweise 50 Prozent senken wollen. Aber sie erkennen eine neue Haltung der Politik in Tokio an. „Die Entscheidung zeigt, dass es eine politische Führung in Richtung einer dekarbonisierten Gesellschaft gibt“, kommentierte die Klimainitiative Japan, eine Gruppierung von drei Instituten und Umweltschutzorganisationen, Sugas neue Politik.

Dabei hebt die Organisation ein Novum hervor: Dieses Mal habe Japans Regierung erstmals ein ambitioniertes Ziel von oben gesetzt und wird nun die Energiestrategie daran ausrichten. Bisher lief das anders: Ministerien handelten in Beratungsausschüssen mit Vertretern von Umweltgruppen, der Wissenschaft und der Lobbys Ziele aus, die die Unternehmen wenig belasteten. Und die Regierung übernahm die Beschlüsse. Nun muss die Energiepolitik an ambitionierten Zielen ausgerichtet werden.

Die Herausforderung ist dabei für Japan besonders hoch. Zum einen hat die Tsunami- und Atomkatastrophe von 2011 auf einen Schlag Japans Energiestrategie ausgelöscht. Bis dahin hatte Japan auf die Atomkraft als kohlendioxidfreie Energiequelle gesetzt. Ihr Anteil sollte langfristig von 30 auf sogar 50 Prozent der Stromerzeugung steigen.

Derzeit sind erst neun von ehemals 54 Meilern wieder am Netz und produzieren rund sechs Prozent des Stroms. Die Atomstromlücke füllte das Land seither vor allem mit Öl-, Kohle- und Gaskraftwerken. Daher setzt Japan im Gegensatz zu anderen Ländern auch 2013 als Ausgangsjahr und nicht 1990.

Zum anderen ist Japan als Inselnation anders als europäische Länder nicht Teil eines internationalen Stromnetzes, dass den Strombedarf ausgleichen kann. Daher muss das Land zur Sicherheit mehr Kraftwerke am Netz halten, als es in Europa notwendig wäre. Zugleich erhöht die bisher zögerliche Energiepolitik den Druck auf die Wirtschaftsplaner massiv, die Energiepolitik radikal neu auszurichten.

Wenn der Atomstromanteil bis 2030 wie bisher geplant wieder auf 20 bis 22 Prozent getrieben werden könnte, müsste der Anteil von fossilen Brennstoffen an der Energieerzeugung nicht mehr auf rund 55 Prozent, sondern 40 Prozent sinken. Das Ziel für Sonnen- und Windkraft müsste hingegen auf 40 Prozent nahezu verdoppelt werden.

Energiewende: Japan muss massiv in grüne Energien und das Stromnetz investieren

Immerhin sind die Startbedingungen besser, als Japans hohe Emissionen vermuten lassen. Die Industrie hat ihre Emissionen sogar etwas stärker gesenkt als die deutsche, rechnen die Experten von Goldman Sachs vor. Zudem ist das Land innovativ. Und Japans Autobauer beschleunigen ihre Elektroautopläne massiv, während die Regierung massiv Wasserstoff und Ammoniak als Energiespeicher und Brennstoff fördert.

Die große Wende wird vor allem im Energiesektor stattfinden. Die gute Nachricht: Bereits jetzt liefern Sonne und Wind schon fast so viel Elektrizität, wie die Wirtschaftsplaner für 2030 vorgesehen haben. Mit der Klimawende steht nun fest, dass die Investitionen in schwimmende Windkraftwerke vor der Küste beschleunigt werden.

Die große Herausforderung für Japans großen klimapolitischen Sprung wird damit ein schnellerer Ausbau des Stromnetzes. Laut einer Analyse des japanischen Instituts für erneuerbare Energien kann das derzeitige Netz einen Sonnen- und Windstromanteil von 40 Prozent bewältigen. Japans Ministerpräsident Suga wird daher harte Entscheidungen treffen müssen, wenn Japan seine Vorgaben erreichen soll.

Mehr: Zehn Jahre Fukushima – Japan will Klimaneutralität auch mit Atomstrom erreichen

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