Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Kommentar Erdogan schadet der Türkei mit seinem Eingriff bei der Notenbank

Der türkische Präsident will mit allen Mitteln seine Wirtschaftspolitik durchsetzen. Doch die Folgen seiner Einmischung könnten schwerwiegend sein.
22.03.2021 - 14:00 Uhr Kommentieren
Erdogan will seine Wirtschaftspolitik mit allen Mitteln durchsetzen, riskiert damit aber schwerwiegende Folgen. Quelle: Reuters
Der türkische Präsident Erdogan

Erdogan will seine Wirtschaftspolitik mit allen Mitteln durchsetzen, riskiert damit aber schwerwiegende Folgen.

(Foto: Reuters)

Naci Agbal wurde von den Märkten als Held gefeiert. Der ehemalige Chef der türkischen Notenbank hatte in den vier Monaten seiner Amtszeit den Kurs der Lira stabilisiert, Gelder aus dem Ausland in die Türkei geholt und den Anschein erweckt, die Geldpolitik im Land agiere unabhängig.

Jetzt ist Agbal gefeuert worden, vom Präsidenten höchstpersönlich. Die Folgen zeigen sich schon jetzt: Die Lira sackte nach der Ankündigung zeitweise um bis zu 17 Prozent ab. Investoren sind verunsichert, die Preise im Land dürften bald weiter ansteigen.

Anstatt ständig durchzuregieren, würde Erdogan etwas Abstand zur Notenbank guttun. Letztlich würden davon alle Seiten profitieren – auch er selbst.

Der türkische Präsident hat zum dritten Mal seit Mitte 2019 den Notenbank-Chef entlassen, offenbar aus Ärger über zu hohe Zinsen. Einer überraschenden Mitteilung im Amtsblatt vom Samstag zufolge wird der erst vor knapp fünf Monaten ins Amt gehobene Agbal durch Sahap Kavcioglu ersetzt, einen Ex-Banker, Ex-Abgeordneten der Regierungspartei und erklärten Gegner einer straffen Geldpolitik.

Erdogan denkt ständig, dass er alles selbst erledigen muss, damit es letztlich ein Erfolg wird. Was nicht nur von außen despotisch wirkt, liegt in dem ständigen Misstrauen Erdogans gegen seine Gegner begründet, im Ausland, im eigenen Land und selbst in der eigenen Partei.

Die Inflation wächst, wenn die Unsicherheit wächst

Noch schlimmer ist aber: Es wirkt nicht. Die Preise stabilisieren sich nicht dann, wenn der Präsident den Daumen draufhält – sondern wenn Produzenten und Konsumenten nicht ständig das Gefühl haben, dass in Zukunft alles teurer wird. Unternehmer und Investoren kommen nicht ins Land, wenn sie nicht wissen, wie sich die Bedingungen ändern werden.

Auch die eilig angekündigten Wirtschaftsreformen helfen da nichts. Sie sehen unter anderem eine Überwachung der Preisentwicklungen bei Lebensmitteln vor. Wucherern vor allem in der Landwirtschaft soll damit das Handwerk gelegt werden, so das Argument.

Der größte Wucherer ist dabei der Präsident selbst. Um das künftig zu vermeiden, muss Erdogan in Sachen Geldpolitik zwei Sachen lernen: Die Inflation wächst, wenn die Unsicherheit wächst. Es ist normal, dass Händler höhere Preise verlangen, wenn sie selbst glauben, dass sie für ihren eigenen Unterhalt bald mehr ausgeben müssen. Zweitens muss nicht der höchste Mann im Staat alles persönlich überwachen. Dafür gibt es Institutionen wie eine längst etablierte Kontrollbehörde im Handelsministerium.

Für den Präsidenten selbst hätte das ebenfalls einen entscheidenden Vorteil: Wenn die Lira dann trotzdem an Wert verliert, würde ihm nicht gleich das halbe Land dafür die Schuld zuschreiben.

Mehr: Das türkische Wirtschaftswunder – die Gründe und Risiken

Startseite
Mehr zu: Kommentar - Erdogan schadet der Türkei mit seinem Eingriff bei der Notenbank
0 Kommentare zu "Kommentar: Erdogan schadet der Türkei mit seinem Eingriff bei der Notenbank"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%