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Konjunktur Impfstoffmangel bremst Wachstum in Asien deutlich

Neben den Turbulenzen in China braut sich in Asien eine weitere Gefahr für die Weltwirtschaft zusammen: Schwellenländer mit niedrigen Impfquoten drohen langfristig als Wachstumsmotoren auszufallen.
22.09.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Soldaten bringen der Bevölkerung Lebensmittel in Ho-Chi-Minh-Stadt. Quelle: Reuters
Lockdown in Vietnam

Soldaten bringen der Bevölkerung Lebensmittel in Ho-Chi-Minh-Stadt.

(Foto: Reuters)

Bangkok Was ein wirklich harter Lockdown ist, bekommen die Einwohner von Vietnams größter Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt seit einem Monat zu spüren. Wegen eines Corona-Ausbruchs gilt für sie eine strikte Ausgangssperre. Ihre Wohnungen dürfen die meisten nicht einmal zum Einkaufen verlassen. Die Nahrungsmittelversorgung wird vom Militär organisiert. Mehr als 100.000 Sicherheitskräfte waren in der Stadt zeitweise im Einsatz, um die Einhaltung der Regeln zu überwachen.

Das komplette Herunterfahren des öffentlichen Lebens sehen Vietnams Behörden auch mehr als anderthalb Jahre nach Beginn der Coronakrise immer noch als das effektivste Mittel der Pandemiebekämpfung. Das liegt vor allem daran, dass Impfstoffe in dem 100-Millionen-Einwohner-Land nach wie vor rar sind: Erst rund sieben Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Vietnam gehört damit zu Asiens Schlusslichtern.

Die ungleiche Impfstoffverteilung hat in Fernost gravierende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Erholung der Schwellenländer: Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) korrigierte am Mittwoch ihre Wachstumsprognose für jene Länder deutlich nach unten, deren Impfprogramme nur langsam vorankommen. Die Konjunkturprobleme drohen den Ökonomen der Bank zufolge langfristige Schäden zu hinterlassen. Das ist neben den Sorgen über Chinas Finanzmarktstabilität ein weiteres Risiko für die Weltwirtschaft.

Zwar gelinge es einigen Ländern in Asien, vom globalen Nachfrageanstieg zu profitieren, sagte ADB-Chefvolkswirt Joseph Zveglich – Indien steht beispielsweise vor einer Wachstumsrate von zehn Prozent. „In anderen Ländern bremsen steigende Infektionszahlen und langsame Impfprogramme das Wachstum aus.“

Südostasiens Impfprobleme schaden der Konjunktur

Am schwersten wiegen die Probleme in den Schwellenländern Südostasiens, die fast ausnahmslos über vergleichsweise niedrige Impfquoten verfügen. Sie können nach Prognosen der ADB noch mit einer Wachstumsrate von 3,1 Prozent für das laufende Jahr rechnen – nur etwa halb so viel wie der globale Durchschnitt. Noch im April waren die Volkswirte der Entwicklungsbank von einem Zuwachs von 4,4 Prozent ausgegangen. Nach schweren Virusausbrüchen in der Region glauben sie nun nicht mehr daran, dass der Konjunktureinbruch von vier Prozent im vergangenen Jahr noch 2021 aufgeholt werden kann.

Besonders deutlich ist die Wachstumsschwäche in Südostasiens zweitgrößter Volkswirtschaft Thailand. Wegen neuer Corona-Restriktionen und eines nach wie vor brachliegenden Tourismusgeschäfts kürzten die ADB-Volkswirte ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 3,0 auf 0,8 Prozent. Um mehr Spielraum für Konjunkturimpulse zu haben, hatte die Regierung in Bangkok am Montag angekündigt, die Schuldenobergrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf künftig 70 Prozent anzuheben.

Für Vietnam gehen die ADB-Volkswirte statt ursprünglich erwarteten Zuwächsen von 6,7 Prozent nun nur noch von einem Plus von 3,8 Prozent aus. Für das G20-Land Indonesien werden nun 3,5 statt wie bisher 4,5 Prozent Wachstum erwartet. In dem gemessen an der Bevölkerungszahl viertgrößten Land der Welt sind bisher erst 16 Prozent der Menschen vollständig geimpft.

Schwellenländer stehen vor langfristigen Schäden

Nach Berechnungen der Entwicklungsbank sind die langfristigen Konsequenzen der Pandemie für die Region außerordentlich hoch: Südostasiens Wirtschaftsleistung wird demnach Ende kommenden Jahres um fast neun Prozent unter dem Wert liegen, den die Region erreicht hätte, wenn sich ihr Wachstumstrend von vor der Pandemie fortgesetzt hätte. Diese Lücke wieder zu schließen wird schwer: „Oftmals gelingt das nicht“, sagte ADB-Forschungsleiter Abdul Abiad. Faktoren wie Langzeitarbeitslosigkeit oder Geschäftsschließungen hätten in vergleichbaren Fällen dazu geführt, dass sich ein niedrigerer Wachstumspfad verfestige.

Die Länder Ostasiens, wo die Impfquoten deutlich höher sind, werden laut Entwicklungsbank hingegen Ende 2022 nur noch 0,7 Prozent unterhalb ihres früheren Wachstumstrends liegen. Ihre konjunkturellen Vorzeichen verbesserten sich in den vergangenen Monaten deutlich. Statt bisher 7,4 Prozent Wachstum wird nun ein Plus von 7,6 Prozent erwartet – angetrieben von deutlich besseren Konjunkturdaten in Hongkong, Taiwan und Südkorea. Für China – Asiens größte Volkswirtschaft – erwarten die Ökonomen unverändert ein Plus von 8,1 Prozent.

Die jüngsten Turbulenzen in Chinas Immobiliensektor angesichts der Finanzprobleme des wichtigen Bauträgers Evergrande sind in der Prognose aber noch nicht berücksichtigt. Sie könnten die wirtschaftlichen Aussichten spürbar verdüstern: „Der Sektor ist ein wichtiger Teil der chinesischen Volkswirtschaft, und Immobilien machen einen Großteil von Chinas Haushaltsvermögen aus“, sagte Abiad. „Das bedeutet, dass sich Probleme in der Immobilienbranche auf die gesamte Wirtschaft ausweiten könnten.“

Mehr: Zinswende in Südkorea, Öffnung in Singapur – Wie Asien sich auf ein Leben mit dem Coronavirus einstellt

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