Konjunktur Schwaches Wachstum der Weltwirtschaft: IWF-Prognose wird noch pessimistischer

Das World Economic Forum (WEF) sieht nur Anzeichen für eine zaghafte Erholung der Weltwirtschaft.
Davos Es sind keine schönen Nachrichten, mit denen die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgiewa, nach Davos gereist ist. Zwar dürfte die Wirtschaft im Vergleich zum vergangenen Jahr wieder etwas stärker wachsen. Doch dieser Zuwachs fällt in den nächsten zwei Jahren nach Einschätzung der IWF-Ökonomen schwächer aus als bislang vorhergesagt.
„Die gute Nachricht ist, dass die Wirtschaft nach einem synchronen Abschwung im Jahr 2019 in diesem Jahr wieder zu wachsen beginnen wird“, sagte Georgiewa in einem Presse-Briefing. Es gebe Anzeichen für eine Stabilisierung, sagte sie nicht zuletzt mit Blick auf die Anzeichen für eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China. „Wir haben aber noch nicht den Wendepunkt erreicht und revidieren unsere Wachstumsprognosen geringfügig nach unten“, so die IWF-Chefin. Zwar erhole sich die Wirtschaft, doch das Wachstum verlaufe „schleppend“.
Der IWF hat alle von ihm im Herbst getroffenen Prognosen nach unten revidiert: Für das Jahr 2019 rechnet er nur noch mit einem globalen Zuwachs von 2,9 Prozent statt 3,0 Prozent. In diesem Jahr dürfte die Weltwirtschaft nur um 3,3 Prozent wachsen und 2021 mit 3,4 Prozent auch nur geringfügig mehr. Damit stutzte der IWF die Prognose für 2020 um 0,1 Prozentpunkte und für 2021 sogar um 0,2 Punkte.
Vor allem die schwache Entwicklung in einigen Schwellenländern hat den IWF auf dem falschen Fuß erwischt, allen voran in Indien, aber auch in Mexiko und Südafrika. Das liege „größtenteils an länderspezifischen Schocks, die auf der inländischen Nachfrage lasten“, heißt es in der IWF-Analyse.
In Indien dürfte das Wachstum nun mit 5,8 Prozent im Jahr 2020 um 1,2 Prozent geringer ausfallen als ursprünglich geplant und auch die Wachstumsrate für 2021 fiel um 0,9 Prozent geringer aus. Das ist die größte Abwärtsrevision in den vom IWF aufgeführten Volkswirtschaften.
Nach wie vor belasten Handelsstreitigkeiten und geopolitische Risiken das Wachstum. Daran ändern auch die Anzeichen für eine handelspolitische Annäherung der USA und China nichts. „An den zugrundeliegenden Gründen, der fundamentalen Kritik am Handelssystem, ändert das nichts“, so Georgiewa. Sorgen bereiten ihr außerdem die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und die „dramatischen Auswirkungen von Klima-Schocks wie die Buschfeuer in Australien“ sowie die Dürre im südlichen Afrika.
Synchronste Lockerung der Geldpolitik seit der Finanzkrise
Außerdem haben einige länderspezifische Probleme einigen Volkswirtschaften zugesetzt. Ohne die lockere Geldpolitik in einigen Ländern hätte der IWF nach eigenen Angaben seine Prognosen sogar um 0,5 Prozentpunkte stutzen müssen. „Dann würden wir jetzt über eine technische Rezession sprechen, was wir zum Glück nicht tun müssen“, so Georgiewa. Ihre wichtigste Empfehlung: „Tut weiterhin das, was funktioniert“, sagte sie: „Was funktioniert, ist eine entgegenkommende Geldpolitik.“ Weltweit hätten 49 Zentralbanken 71 Zinssenkungen vorgenommen. „Das ist die synchronste Lockerung der Geldpolitik seit der Finanzkrise gewesen“, sagte sie.
Die Geldpolitik alleine könne die Probleme aber nicht beheben. Einige Länder hätten bereits fiskalische Maßnahmen ergriffen, um ihr Wachstum zu erhöhen. Auch Georgiewa mahnte weitere wachstumsfördernde Reformen an, etwa indem die Regierungen mehr Wettbewerb im Dienstleistungssektor zulassen.
„Eine engere grenzüberschreitende Kooperation ist in vielen Gebieten notwendig, um die Beschwerden über das regel-basierte Handelssystem zu adressieren, die klimaschädlichen Emissionen zu dämpfen und die internationale Steuer-Architektur zu stärken“, mahnt der IWF. Auch die sozialen Unruhen in vielen Ländern wie unter anderem Hongkong bereiten dem IWF zunehmend Sorgen.
Mit dieser Analyse übt der IWF einerseits Kritik am aufkeimenden Wirtschaftsnationalismus, wie ihn unter anderem US-Präsident Donald Trump propagiert. Andererseits darf sich auch die Bundesregierung angesprochen fühlen, wenn es um einen fiskalischen Stimulus geht. Deutschland und die Niederlande zählen nach den Worten von IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath zu den Ländern, die noch Raum für Investitionen hätten, da sie sich aktuell zu negativen Zinsen Geld an den Kapitalmärkten leihen können.
Für das vom Export sehr abhängige Deutschland wurde die Wachstumsprognose für 2020 um 0,1 Prozentpunkte gestutzt, während die Prognosen etwa für Frankreich oder Italien stabil blieben. Im vergangenen Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft gerade einmal um 0,5 Prozent gewachsen sein, und auch in diesem Jahr geht der IWF nur von einem Plus von 1,1 Prozent aus.
Im Euroraum insgesamt geht der IWF in diesem Jahr von einem Wachstum von 1,3 Prozent aus, 0,1 Prozent weniger als noch im Herbst vermutet. Und das, obwohl der Währungsfonds Verbesserungen bei der externen Nachfrage prognostiziert.
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