Konjunkturprognose EU-Kommission: Rezession in Europa fällt noch stärker aus als befürchtet

Die Coronakrise hat das Wirtschaftswachstum innerhalb der EU einbrechen lassen.
Brüssel Dass das Coronavirus Europa in die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg stürzt, ist bekannt. Nun hat die EU-Kommission vorhergesagt, dass es sogar noch schlimmer kommt: Die Volkswirtschaften der 19 Euro-Staaten werden dieses Jahr voraussichtlich um 8,7 Prozent schrumpfen, erklärte die Kommission am Dienstag.
Im April hatte sie ein Minus von 7,7 Prozent für die Euro-Zone vorhergesagt. Für alle 27 EU-Staaten prognostizieren die Brüsseler Konjunkturforscher einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 8,3 Prozent – 0,9 Prozentpunkte mehr als noch im April.
Für das kommende Jahr rechnet die Kommission zwar nach wie vor mit einer deutlichen wirtschaftlichen Erholung. Sie werde jedoch etwas schwächer ausfallen als noch im April vorhergesagt, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Sommer-Konjunkturprognose der EU-Behörde. Für die Euro-Zone erwartet die Kommission noch ein Wachstum von 6,1 Prozent in 2021, für die gesamte EU ein Plus von 5,8 Prozent.
„Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns sind noch schlimmer, als wir ursprünglich erwartet haben“, sagte der für Wirtschaftspolitik zuständige Vizepräsident der Kommission, Valdis Dombrovskis. „Diese Vorhersage zeigt die zerstörerischen ökonomischen Effekte dieser Pandemie“, fügte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni hinzu.
Beide appellierten eindringlich an die EU-Mitgliedstaaten, nun zügig das Corona-Wiederaufbaupaket zu verabschieden. Der Wiederaufbauplan sei unbedingt notwendig, um „neues Vertrauen und eine neue Finanzierung für unsere Volkswirtschaften in dieser kritischen Zeit“ sicherzustellen, sagte Gentiloni.
Manche Länder verkraften Auswirkungen besser als andere
Die EU-Regierungschefs treffen sich Ende kommender Woche erstmals seit Ausbruch der Pandemie wieder persönlich in Brüssel, um über das Wiederaufbaupaket zu beraten. Noch ist es sehr umstritten. Daher ist unklar, ob das Paket beim EU-Gipfel am 17. und 18. Juli beschlossen werden kann.
Die Kommission bestätigte ihre Einschätzung, dass die Pandemie „symmetrisch“ alle EU-Staaten getroffen habe. Manche Länder würden die Auswirkungen allerdings besser verkraften als andere. „Die Unterschiede“ zwischen den EU-Staaten seien „noch größer als in der Frühjahrsprognose angenommen“, erklärte die Kommission. Sie bestätigte ihre Einschätzung, dass Südeuropa deutlich mehr unter den Folgen der Pandemie zu leiden hat als Nord- und Osteuropa.
Die Kommission betonte, dass ihre jetzige Prognose mit „außerordentlich hohen“ Unsicherheiten behaftet sei. Es könne noch schlimmer kommen, wenn eine zweite Infektionswelle im Herbst einen zweiten Lockdown erzwingen würde.
Die Probleme am Arbeitsmarkt könnten in manchen EU-Staaten länger andauern und die Liquiditätsprobleme vieler Unternehmen zu Firmenpleiten führen. Es gebe aber auch ein „positives Risiko“. Wenn früher als erwartet ein Impfstoff zur Verfügung stehe, könne sich die Wirtschaft auch schneller als erwartet erholen.
Corona, Wirtschaftskrise, Brexit: Diese Aufgaben will Deutschland als EU-Ratsvorsitzender lösen
Für Deutschland sagt die Kommission in diesem Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,3 Prozent voraus. Nächstes Jahr werde die deutsche Wirtschaft wieder um 5,3 Prozent wachsen. Deutschland gehört damit in der EU zu den Ländern, die am besten durch die Krise kommen. Nur Polen, Dänemark, Schweden und Luxemburg stehen in der Konjunkturprognose noch besser da.
Spanien, Frankreich, Italien und Kroatien sind die vier Hauptverlierer der Krise: Ihre Volkswirtschaften stürzen dieses Jahr um jeweils mehr als zehn Prozent ab.
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@Helmut Metz
Das moderne Geldsystem ist besser als alles bisher dagewesene. Industriealisierung ist ohne Kredit nicht möglich. Der Fehler war, dass Staaten Zinsen zahlen müssen für Infrastruktur. Diesen Fehler kann man aber beheben. Staaten müssen künftig durch die Notenbanken finanziert werden. Für die private Wirtschaft ist der Zins richtig, sprich für die Konkurrenzwirtschaft. Dem Notenbank-Geld für Staaten stehen die Werte gegenüber, die geschaffen werden, z.B. Bau von Brücken, U-Bahnen, Deutsche Bahn etc.. Das Thema Inflation durch Notenbank-Geld ist Geschwätz, wenn das Geld investiv verwendet wird. Konsumtives muss durch Steuern bezahlt werden. Beispielsweise sollte die ganze Staats-Verwaltung vom Volk durch Steuern bezahlt werden, nicht durch die Notenbank. In Krisenzeiten kann man Ausnahmen dulden, indem die Notenbank das Eigenkapital von Firmen, die durch den Lockdown geschädigt wurden, ersetzt, so dass die Entwertung von Firmen verhindert wird und es nicht zu Massenarbeitslosigkeit kommen wird. Wenn alles nichts hilft, startet man Helikoptergeld an Haushalte, das aber nicht gespart werden darf, sonst kommt die Produktion zum Stillstand. Es gibt also noch Spielraum in der modernen Welt des Geldsystems. Sparen wäre völlig falsch.
@ Michael Megerle
"Leider hat man in der Politik zwischenzeitlich jeden Bezug zur Realität verloren. Da hilft es auch nicht viel wenn man hinterher mit Billionen gedrucktem Geld den Totalkollaps zu verhindern. Es wäre das erste Mal dass ein Problem mit den Rezepten gelöst worden wäre die überhaupt erst zur Krise geführt haben. Corona kommt der Politik jetzt anscheinend sehr gelegen als Sündenbock für die Misswirtschaft der letzten Jahre ;-)"
AMEN!! ;-))
Das erste grundsätzliche Problem entsteht dadurch, dass "Geld" = Schulden sind, und dass der bei der Kreditierung von "Geld" = Schuld(en) geforderte Zins nicht "mitgeschöpft" wird. Ein auf exponenzielles Wachstum angelegtes Geldsystem und ein nicht exponenzielles Wiirtschaftswachstum sind letztendlich inkompatibel. ;-)
Das weitere grundsätzliche Problem ist, dass die Politiker den Menschen nicht dienen wollen, sondern sie im schlimmsten Falle beherrschen und im besten Falle erziehen bzw. aus ihnen "bessere" Menschen machen wollen. Dadurch wird das natürliche Handeln der Menschen unterdrückt und sie handeln anders, als sie es ohne Interventionismus des Staates bzw. der Politik tun würden: nämlich wider ihre Natur.
Unsre Ahnungslosen in der Politik :-( Unglaublich, völlig überzogene und unverhältnismässige Maßnahmen über der Wirtschaft und den Menschen auskippen und dann verwundert tun wenn die Wirtschaft in die Knie geht. Vielleicht sollten die Damen und Herren mal die Maßnahmen hinterfragen und mehr Realismus walten lassen, in der ganzen Sache. Leider hat man in der Politik zwischenzeitlich jeden Bezug zur Realität verloren. Da hilft es auch nicht viel wenn man hinterher mit Billionen gedrucktem Geld den Totalkollaps zu verhindern. Es wäre das erste Mal dass ein Problem mit den Rezepten gelöst worden wäre die überhaupt erst zur Krise geführt haben. Corona kommt der Politik jetzt anscheinend sehr gelegen als Sündenbock für die Misswirtschaft der letzten Jahre ;-)
Von der Brüsseler Behörde ist in Deutschland zum Nutzen der abhängig Beschäftigten
noch nie etwas Günstiges gekommen.
Jetzt sollen es mal die anderen richten. Nichts wird passieren.
Wir sollten womöglich den Schritt der Briten nach vollziehen.
Es ist wieder nur eine Prognose.
Psychologie ist wichtig für das wirtschaftliche Handeln der Verbraucher (sprich wichtig für die Innennachfrage).
Das Treiben der Menschen in immer neue Katastrophen ohne Perspektiven darzulegen, hat eben Auswirkungen auf die Menschen bzw. deren Stimmungen.
Mit Geld lässt sich nicht alles zudecken oder regeln.
Frau von der Leyen + Co fällt offensichtlich nichts anderes ein. Ist nicht gut für uns und für Europa.,
Schon mal überlegt, ob Abbau von Bürokratie und ineffizienten Vorschriften ein erster Schritt wäre?