Libyen-Videos bei Youtube Augenzeugen des Massakers

Solidarität unter Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo: Die Aktivisten teilen ihre Akkus für Mobilfunktelefone.
Düsseldorf „The Revolution will not be televised“ dichtete der Musiker Gil Scott-Heron für die Flowerpower-Generation der 1960er und 1970er Jahre. Für viele Amerikaner war das Fernsehen damals ihr Fenster zur Welt - ein Bullauge, dass ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und politischen Realität ins Wohnzimmer lieferte. Die Jugend- und Emanzipationsbewegungen kam darin damals aus Sicht von Scott-Heron nur unzureichend vor.
Auch in den arabischen Ländern ist das Fernsehen nach wie vor das wichtigste Informationsmedium. Auf unabhängige Informationen vom Staatsfernsehen dürfen die Menschen in Libyen, dem Jemen und den anderen Staaten, in denen die Bevölkerung derzeit für mehr Freiheit und Demokratie auf die Straße geht, nicht hoffen. Der panarabische private Fernsehsender Al Jazeera berichtet zwar unabhängig und kritisch, wird von den Machthabern der Länder aber an der Arbeit gehindert. In Libyen dürfen derzeit ausländische Journalisten überhaupt nicht einreisen.
Dennoch dringen Informationen und Bilder nach draußen, die verstören. Sie dokumentierten auf Videoplattformen wie Youtube die grausame Gewalt - den Krieg, den Gaddafi den Demonstranten erklärt hat. Denn das Handy ist in arabischen Ländern längst zum Massenmedium geworden. Viele der Mobiltelefone sind video- und internetfähig. Damit wird jeder zum potentiellen Reporter. Mangels Alternativen werden die Youtube-Videos auch zum Teil der klassischen Berichterstattung – egal ob bei CNN, Al-Jazeera oder Tagesschau.
Bereits bei den Protesten im Iran im Sommer 2009 spielten Youtube-Videos eine tragende Rolle für die Proteste. Die junge Iranerin Neda Agha-Soltan wurde zum Symbol der Protestbewegung, weil ein Youtube-Video zeigte, wie die junge Frau von Regimeanhängern erschossen wurden.
Wieder dringen zahlreiche Videos aus Libyen heraus. Viele der Bilder sind verwackelt oder unscharf. Sie zeigen Rauchsäulen, brennende Autos und immer wieder Verletzte und Tote. Einige der Bilder sind eindeutig. Ein Video zeigt beispielsweise wie aufgebrachte Libyer in der Hafenstadt Benghasi – der Wiege der Proteste - eine Satue des „grünen Buchs“ von Libyens Staatsführer Muammar al-Gaddafi umstürzen. Bei anderen ist ohne Einordnung in einen größeren Kontext nicht klar, wie die gezeigte Situation zustande kam, ob beispielsweise Gewalt ausschließlich von Sicherheitskräften ausging oder es zuvor auch Angriffe der Demonstranten gab.
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