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Ludwig Erhard zur Euro-Krise „Frechheit und Dummheit sind immer gepaart“

Zum ersten Mal äußert sich Ludwig Erhard ausführlich über die Euro-Krise, zur Inflationsgefahr und über die Verantwortung der Unternehmer. Ein fiktives Interview mit Original-Aussagen des Ordnungspolitikers.
03.10.2011 - 14:54 Uhr 15 Kommentare
Professor Ludwig Erhard raucht eine Zigarre bei einem Interview am 9.10.1964 im Bonner Palais Schaumburg. Quelle: dpa

Professor Ludwig Erhard raucht eine Zigarre bei einem Interview am 9.10.1964 im Bonner Palais Schaumburg.

(Foto: dpa)

Handelsblatt: Herr Professor Erhard, was fehlt dem heutigen Europa, damit aus dieser Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft endlich ein Erfolg wird?

Ludwig Erhard: Im Englischen gibt es eine Sentenz, die da lautet: Stability begins at home. Das ist genau das, was uns in Europa fehlt.

Sie meinen deutsche Stabilitätskultur und südeuropäischer Schlendrian passen nicht zusammen?

Die Beteiligung eines Landes an derartigen Gemeinschaften wie der Gemeinschaft aller Europäer macht auf dem Felde der Finanz- und Wirtschaftspolitik ein ganz bestimmtes Verhalten dieses Staates erforderlich. Ein Mitgliedsland kann nur dann zur Integrationsreife gelangen, wenn es gewillt ist, seine innere Ordnung nicht nur herzustellen, sondern diese auch unverrückbar zu bewahren.

Als Bundeskanzler hatten Sie es in der Hand, die Südstaaten Europas zu domestizieren. Erinnern Sie sich noch?

Ich weiß, worauf Sie anspielen. Bei seinem Bonner Besuch im Jahre 1964 schlug mir Frankreichs Staatspräsident de Gaulle vor, unsere beiden Länder so eng zu vereinen, dass sie Europa beherrschen könnten und sich nicht mehr um die kleinen Staaten kümmern müssten. Ich habe das abgelehnt, ich fand das unzumutbar.

Und Sie würden nach wie vor sagen, Europa ist eine gute Idee, trotz der aktuellen Schwierigkeiten?

Ich glaube, wir alle können nur gewinnen, wenn die Grenzen zwischen den Staaten allmählich, aber sicher niedersinken. Man macht es sich allerdings zu leicht, wenn man glaubt, zur Europapolitik gehöre lediglich der gute Wille.

Nun versucht die internationale Staatengemeinschaft, die Griechen, unser europäisches Sorgenkind, zu einer Politik des Sparens und Verzichtens zu zwingen. Ist das in Ihrem Sinne?

Niemand kann mir nachsagen, dass ich je Vokabeln verwandt habe wie „den Leibriemen enger schnallen“, „entsagen und entbehren müssen“. Solche Heilmittel sind mit meiner wirtschaftspolitischen Grundauffassung nicht in Einklang zu bringen. Der Erfolg unserer Wirtschaftspolitik bestand immer darin, dass wir den Durchbruch nach vorne, das heißt also in der Expansion, gesucht und gefunden haben.

„Hochexplosive Politik der bewussten Verschuldung“
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15 Kommentare zu "Ludwig Erhard zur Euro-Krise: „Frechheit und Dummheit sind immer gepaart“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Sehr, sehr gutes Interview. Mit anderen Worten, eigentlich alles schon dagewesen.

  • Lieber guter alter Mann mit Pfeife, erscheine Mutti im Traum und sage ihr das was du mir eben gesagt hast und nehme ihr die Angst.

    Danke!

    Guter Artikel

  • Ludwig hat gefordert, dass wenn einmal Unternehmen (das sind heute die Banken), die die Politik beherrschen, verstaatlicht werden müssen.

  • "Dumm und frech, das paart sich, nech?"

    Dieser Spruch ist in meinem Landstrich auch sehr bekannt!

    (und bewahrheitet sich immer wieder aufs Neue :)

  • Merkel und Schäuble planen Staatsstreich
    Sonntag, den 2. Oktober 2011 um 20:43 Uhr von Georg Erber

    Jetzt lassen die Kanzlerin und der Finanzminister die Katze aus dem Sack. Sie wollen auf dem Verordnungswege über das EU-Parlament das Grundgesetz aushebeln. Das ist eindeutig verfassungswidrig.

    Man will eine europäische Zentralregierung und eine Transferunion gegen den Willen der Bevölkerung quasi im Wege der Notverordnung durchsetzen. Das Treffen mit Sarkozy war der Startschuss für den Staatsstreich. Wie immer lautet das Mantra, es gibt keine Alternative.

    Steinmeier, Steinbrück und Gabriel spielen mit

    Die SPD-Führung spielt gegenüber der Bevölkerung ein doppeltes Spiel. Man kritisiert Merkel und Schäuble als Zauderer, will aber zugleich den gleichen Weg gehen. Es geht ihnen nur nicht schnell genug. Die überwältigende Mehrheit im Deutschen Bundestag soll schnurstracks in eine Zustimmung der Deutschen umgedeutet werden. Voßkuhles Warnung vom letzten Sonntag, das ginge nur per Volksentscheid wir in den Wind geschlagen. Man begeht also bewusst einen Verfassungsbruch. Frei nach dem Prinzip von Carl Schmidt, der der den Notstand ausruft, ist der der die Regeln bestimmt.

    Die Eurorettung wird zu einem Staatsstreich herangezogen. Die Erklärungen man wolle die Vereinigten Staaten von Europa schaffen ist bitter ernst gemeint. Aus der EU wird so die ESU, die Europäische Schuldenunion mit einer autokratischen Verfassung. Demokratie, Selbstbestimmungsrecht der Völker und Gewaltenteilung werden aufgehoben.

  • Merkel & Co. können nur inständig beten, daß sie niemals
    dem Professor im Jenseits begegnen!!!

  • Das ich das noch erleben darf, das man im Handelsblatt Ludwig Erhard zitiert.
    Dabei darf ich anmerken, das ich einem Chefredakteur von einem Wirtschaftsmagazin vor Wochen, das Buch "Wohlstand für alle! von Ludwig Erhard geschenkt habe.
    Leider ist dies damals wohl nicht gelesen worden und zu mir zurückgeschickt worden. Ich, meinerseits, hatte aber auch keinen Grund, warum ich das Paket aufmachen sollte, um ggf. eine Nachricht lesen zu dürfen.
    Hätte man damals nach Ludwig Erhard gehandelt, ohne Subventionen und Firmen, wie Banken und Staaten pleite gehen lassen können, wären wir heute nicht da, wo wir sind.

  • Liebes Handelsblatt,
    wenn Sie schon eine Verbindgung außerirdischer Art herstellen konnten, hätten Sie bei dieser einmaligen Gelegenheit fragen können, was Johnson zur Stundung der Marshallhilfetilgung meinte? Hat der nicht nein gesagt?

    Und weshalb sagte der US-Präsident nein? "Griechische" Mogelgeschichten gab es früher schon.

  • Jeder Euro, der nach Griechenland fließt, wird einmal zu weniger als 1/2, wenn überhaupt, zurückkommen.

    Unsere "Elite" hat es bis heute nicht verstanden, daß das Geld dort bei der derzeitigen Lage versickert.

    So leid mir die Bevölkerung tut, für Griechenland wäre die Staatspleite der richtige Anfang.

    Auch wenn es verpönt ist, die Banken müßten vorher gestärkt werden. Und dies dürfte billiger sein, als das Geld in Athen versickern zu lassen.

  • Jeder Euro, der nach Griechenland fließt, wird einmal zu weniger als 1/2, wenn überhaupt, zurückkommen.

    Unsere "Elite" hat es bis heute nicht verstanden, daß das Geld dort bei der derzeitigen Lage versickert.

    So leid mir die Bevölkerung tut, für Griechenland wäre die Staatspleite der richtige Anfang.

    Auch wenn es verpönt ist, die Banken müßten vorher gestärkt werden. Und dies dürfte billiger sein, als das Geld in Athen versickern zu lassen.

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