Maßnahme gegen Elektroschrott Das Ende des Kabelsalats: EU-Kommission legt Gesetz über einheitliche Ladekabel vor – Apple muss umrüsten

Im Jahr 2009 hatte es in der EU noch 30 verschiedene Steckertypen gegeben. Durch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller sank die Zahl auf drei.
Brüssel Der Markt regelt es nicht, dafür aber die EU: Da sich die Branche nicht an eine freiwillige Selbstverpflichtung über einheitliche Ladegräte für mobile Endgeräte gehalten hat, kommt jetzt ein entsprechendes Gesetz von der EU-Kommission. An diesem Donnerstag hat die Brüsseler Behörde es vorgelegt.
Künftig soll es EU-weit nur noch einen einzigen Ladestandard geben, und zwar jenen, den Verbraucher bereits von Samsung-Smartphones kennen: den Steckertyp USB-C. Für Schnellladesysteme soll EU-weit nur noch der Typ USB-PD zulässig sein.
Dies gilt für Mobiltelefone, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer und Headsets, außerdem für tragbare Lautsprecher und Handkonsolen für Videospiele. Kabellose Ladegeräte sind von dem Gesetz nicht betroffen – tatsächlich möchte die Kommission solche Ladelösungen gezielt fördern.
Im Jahr 2009 hatte es in der EU noch 30 verschiedene Steckertypen gegeben. Durch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller sank die Zahl auf drei. Es war vor allem der Apple-Konzern, der sich nicht an die Selbstverpflichtung hielt. Nun kommt der Smartphone-Riese nicht mehr drum herum, seine Geräte umzudesignen, um sie weiterhin in der EU anbieten zu dürfen.
Ein weiterer Punkt des Vorschlags: Hersteller müssen ihre Produkte auch immer ohne Ladekabel zum Verkauf anbieten – mit dem verpflichtenden Hinweis, welches Ladekabel benötigt wird. „Dies ist die Maßnahme, die am meisten zum Umweltschutz beiträgt“, sagte eine EU-Beamtin am Donnerstag in Brüssel.
Reduzierung von Elektroschrott im Fokus
Denn hinter der Gesetzesinitiative der EU-Kommission steckt nicht nur die Idee, die Verbraucher davor zu schützen, zahlreiche Ladekabel vorhalten zu müssen – sondern vor allem die Reduzierung von Elektroschrott.
Der elektronische Müll wird weltweit ein immer größeres Problem. Allein in Europa fallen jährlich elf Millionen Tonnen an. Durch die Produktion nicht benötigter Ladekabel entstehen weitere Treibhausgase – nach Berechnungen der Kommission 180 Kilotonnen CO2-Äquivalente pro Jahr – und andere Schadstoffe. Außerdem gehen wertvolle Ressourcen verloren.
Nach Angaben der EU-Kommission besitzt jeder EU-Bürger durchschnittlich drei Mobiltelefon-Ladekabel, von denen jedoch nur zwei regelmäßig benutzt werden. Durch einheitliche Ladekabel lasse sich der jährlich anfallende Elektroschrott um 1000 Tonnen reduzieren.
Dass der Vorschlag der EU-Kommission seinen Weg durch den Brüsseler Politikbetrieb nehmen wird, dürfte als sicher gelten: Anfang 2020 hatte sich das EU-Parlament bereits für einheitliche Ladekabel ausgesprochen. Mit dem europäischen Klima- und Umweltpaket „Green Deal“ strebt die EU zudem das Ziel der Nullverschmutzung an. Optimalerweise soll gar kein Müll entstehen – und wenn dies nicht zu verhindern ist, soll er recycelt werden. Die Vereinheitlichung der Ladekabel und die Reduzierung ihrer Anzahl auf dem europäischen Markt sind ein erster kleiner Schritt in diese Richtung.
Smartphones länger nutzbar machen
Dabei dürfte es für Elektronikhersteller aber nicht bleiben. Die EU-Kommission überarbeitet derzeit die europäische Ecodesign-Richtlinie. Der neue Vorschlag soll Ende dieses Jahres veröffentlicht werden.
Darin soll es unter anderem darum gehen, Smartphones länger nutzbar zu machen. Ersten Entwürfen zufolge, die in Brüssel bereits kursieren, sollen Hersteller wie Apple und Samsung dafür sorgen, dass ein Smartphone fünf Jahre lang, ein Tablet sechs Jahre lang reibungslos funktioniert. Dafür sorgen sollen zum Beispiel verpflichtende Software-Updates, verfügbare Ersatzteile, langlebigere Akkus sowie ein austauschbares Display.
Bislang liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Mobiltelefons in der EU bei zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren. Daran dürften die Hersteller ihren Anteil haben: Sie bieten in der Regel Sicherheits-Updates nur zwei oder drei Jahre lang an, auch die Leistungsfähigkeit der Akkus lässt nach diesem Zeitraum nach.
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