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Medienpädagogik-Professor Rudolf Kammerl „Kindern die digitale Welt erklären“

Pädagogikprofessor Rudolf Kammerl sieht großen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung bei den deutschen Schulen – und fordert ein Umdenken bei Unterricht und Lehrerausbildung. Ein Gespräch.
09.11.2017 - 17:47 Uhr Kommentieren
„Die digitale Kompetenz unserer Schüler hängt sehr stark vom Elternhaus ab.“ Quelle: Pressefoto
Rudolf Kammer

„Die digitale Kompetenz unserer Schüler hängt sehr stark vom Elternhaus ab.“

(Foto: Pressefoto)

Internetbasierte Kommunikation war das Thema seiner Habilitation, Medienpädagogik und Lerninnovationen sind seine Schwerpunkten an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Pädagogikprofessor Rudolf Kammerl erklärt, was sich an deutschen Schulen ändern muss.

Wo stehen die deutschen Schulen in Sachen Digitalisierung?
Wir haben deutlichen Nachholbedarf. Eines der größten Probleme, die ich sehe: Die digitale Kompetenz unserer Schüler hängt sehr stark vom Elternhaus ab. Studien zeigen, dass Kinder aus gebildeteren Elternhäusern oft sehr gut vorbereitet sind. Andere weisen extrem schlechte Kompetenzen auf. Wenn wir diese Entwicklung nicht in den Schulen abfedern, wird die Bildungsungleichheit in Deutschland weiter zunehmen.

Wie ließe sich gegensteuern?
Einerseits müssen Lehrer die Kinder dazu bringen, den Umgang mit digitalen Geräten zu üben und diese kreativ zu nutzen. Allerdings ist das nur ein Aspekt. Kinder sind meist überraschend gut darin, sich den Umgang mit Tablets und 3-D-Druckern anzueignen – selbst ohne Hilfe von Lehrern oder Eltern. Fast noch wichtiger ist, dass Kinder und Jugendliche lernen, ihre Art der Nutzung zu reflektieren.

Wie kann das gelingen?
Etwa, indem man den Schülern klare Zeitfenster für die Nutzung vorgibt oder sie von Anfang an auf pädagogisch geeignete Internetangebote aufmerksam macht. Vor allem aber müssen wir ihnen anhand lebenspraktischer Beispiele die Strukturen und Probleme der digitalen Welt erklären: Welche Geschäftsmodelle verfolgen Google, Netflix oder Amazon? Warum kann es problematisch sein, wenn ich Bilder meiner Freunde poste? Und woran erkenne ich, ob eine Information im Internet seriös ist oder nicht? Solche Fragen kommen im Schulunterricht bisher relativ wenig vor.

Was ist zu tun?
Wir müssen die Lehrerausbildung anpassen. Lehrer können nur weitergeben, was sie selbst gelernt haben. Bisher aber werden solche Themen im Studium zu wenig berücksichtigt. Die neuen Inhalte müssen in den Lehrplänen mehr Platz bekommen. Mich erinnert die Diskussion an das Ende des 19. Jahrhunderts. Damals wehrten sich die Gymnasien dagegen, Naturwissenschaften zu unterrichten, weil dies mit dem humanistischen Bildungsideal nicht vereinbar schien. Natürlich verlieren manche Fähigkeiten an Bedeutung, wenn wir uns mehr aufs Digitale konzentrieren. Aber heute wird ja auch kaum noch Altgriechisch gelehrt – ohne dass das ein Problem ist.

Herr Kammerl, vielen Dank für das Gespräch.

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