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Merkel bei Trump Beziehungsstörung zwischen Berlin und Washington

Bei ihrem Besuch in Washington wollte Kanzlerin Merkel den Eindruck einer Entfremdung um jeden Preis vermeiden. Doch US-Präsident Trump gab sich distanziert. Die Beziehung zwischen Deutschland und den USA ist gestört.
19.03.2017 - 20:10 Uhr 1 Kommentar
So sehr sich Kanzlerin Angela Merkel um eine gute Arbeitsatmosphäre bemühte – US-Präsident Donald Trump war erkennbar nicht interessiert daran, als warmherziger Gastgeber rüberzukommen. Quelle: AP
Erster Besuch in Washington

So sehr sich Kanzlerin Angela Merkel um eine gute Arbeitsatmosphäre bemühte – US-Präsident Donald Trump war erkennbar nicht interessiert daran, als warmherziger Gastgeber rüberzukommen.

(Foto: AP)

Washington Fotos legen Wahrnehmungen fest, darin liegt die Macht der Bilder. Das Foto, das Angela Merkel und Donald Trump am Freitag im Oval Office zeigte, wird die Wahrnehmung des Verhältnisses zwischen der Bundeskanzlerin und dem neuen US-Präsidenten noch lange prägen. Trump hockt mürrisch auf seinem Sessel, starrt stur geradeaus. Neben ihm sitzt Merkel mit angestrengtem Lächeln und freundlichem Blick, der sich auch dann nicht verfinstert, als Trump ihr den Handschlag verweigert.

Das Bild dokumentiert, was sich seit Trumps Wahlsieg abgezeichnet hatte: eine Beziehungsstörung zwischen Berlin und Washington. Sosehr sich Merkel um eine gute Atmosphäre bemühte – Trump war erkennbar nicht interessiert daran, als warmherziger Gastgeber rüberzukommen. Die Erklärung des Weißen Hauses, der Präsident habe die Frage, ob man sich nicht die Hand reichen solle, überhört, ist unglaubwürdig. Auch die Fotografen baten laut und deutlich um die Freundschaftsgeste, Trump zeigte keine Regung. Offenbar wollte er demonstrieren, wie groß die Differenzen zwischen ihm und Merkel in vielen weltpolitischen Fragen sind. Amerikanische Kommentatoren werteten dies als Provokation.

Die Kanzlerin dagegen wollte den Eindruck einer Entfremdung um jeden Preis vermeiden. Um Trumps Stimmung zu heben, war sie mit einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation nach Washington gereist. Die Chefs von BMW, Siemens und Schaeffler sollten die deutsche Wirtschaft als Garanten amerikanischer Arbeitsplätze präsentieren. „America first“ und „German Engineering“ – das passt zusammen, so in etwa klang ihre Botschaft, die Merkel loswerden wollte. Bei Trump kam jedoch nur wenig davon an.

Nach ihrem Vieraugengespräch saßen Präsident, Kanzlerin und Delegationen im Kabinettsraum zusammen. Trump wirkte immer noch missmutig. Erst als Tochter Ivanka, die kein Amt bekleidet, aber direkt neben Merkel sitzen durfte, ein Loblied auf ihren Vater anstimmte, hellte sich seine Miene auf.

Eigentlich war Merkel gekommen, um Gemeinsamkeiten mit der neuen Führung in Washington zu unterstreichen. Doch die einzige Gemeinsamkeit, die Trump hervorhob, verstärkte die Irritationen nur noch. Während der Pressekonferenz antwortete er auf eine Frage nach seinen Spionagevorwürfen gegen Ex-Präsident Barack Obama: „Was das Abhören der Vorgängerregierung angeht. Ich denke, da haben wir etwas gemeinsam, vielleicht.“ Eine Anspielung auf die NSA-Affäre und den Verdacht, sein Vorgänger Barack Obama könne nicht nur Merkel, sondern auch ihn abgehört haben.

Der US-Präsident ließ die Gäste aus Deutschland spüren, wie sehr er sich an der bisherigen Lastenteilung zwischen beiden Ländern stört. „Fairness“ forderte er von Merkel ein, was für ihn bedeutet, dass Deutschland mehr Geld zum Nato-Bündnis beisteuert – und mehr amerikanische Güter kauft. Die Kanzlerin zeigte sogar ein gewisses Verständnis dafür und betonte die Absicht der Bundesregierung, den Verteidigungshaushalt zu erhöhen: „Wir sollten die Globalisierung offen, aber auch fair gestalten“, sagte sie, ließ sich jedoch nicht auf die Diskussion über den deutschen Exportüberschuss ein.

Für ihren Auftritt erhielt die Kanzlerin Beifall aus der Heimat, zumindest von ihrer eigenen Partei: „Merkel hat in Washington einen guten Job gemacht. Sie war freundlich, ohne sich anzubiedern“, lobte Michael Fuchs, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag.

Die Handelskontroverse mit den USA versuchte die deutsche Delegation mit einer Art industriepolitischem Entwicklungsangebot zu entschärfen. Sie hatte eigens ein paar amerikanische Auszubildende mitgebracht, die Trump erklären sollten, wie wichtig deutsche Unternehmen für die Qualifizierung amerikanischer Arbeiter seien.

Nach dem Treffen traten dann die Konzernchefs vor dem West-Flügel des Weißen Hauses an die Mikrofone. Siemens-Chef Joe Kaeser schwärmte von einem „großartigen Tag“, Schaeffler-CEO Klaus Rosenfeld bekundete seine Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit der neuen US-Regierung, und BMW-Boss Harald Krüger hob hervor, wie „produktiv“ das Treffen gewesen sei. Alle unterstrichen, dass Trump auf das Thema Ausbildung positiv reagiert habe. Auch Merkel sieht in der Ausbildungsinitiative einen großen Erfolg ihrer Reise. Damit wolle man das Vorurteil abbauen, Deutschland denke nur an die eigenen Interessen. Insgesamt zeigte sich die Kanzlerin erleichtert. Man sei sich nähergekommen, habe über viele Themen intensiv geredet, die Handelsbeziehungen, die Nato, den Ukraine-Konflikt, die G20-Agenda. Und sie habe den Eindruck, dass sie Trump jederzeit anrufen könne. Mit dem ersten persönlichen Treffen sei sie „sehr zufrieden“.
Doch keinen Tag später machte Trump die Bemühungen um ein bisschen Optimismus schon wieder zunichte.

Am Samstag tippte er in seiner Wochenendresidenz in Florida, wie so oft, eine neue explosive Twitterbotschaft in sein Handy: „Deutschland schuldet der Nato einen Haufen Geld, und die Vereinigten Staaten müssen besser für ihre mächtige und kostspielige Verteidigung bezahlt werden, die sie Deutschland bieten!“

Dieser Tweet war ein Affront, offenbar wurde er in Berlin auch so aufgefasst. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen widersprach dem Präsidenten ungewöhnlich scharf. „Es gibt kein Schuldenkonto in der Nato“, ließ sie die Amerikaner wissen.

Der Eindruck des Bildtermins im Oval Office festigt sich: Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sind gestört. Transatlantiker wie Christian Lindner reagieren alarmiert: „Die Bundesregierung muss auf allen Ebenen den Dialog intensivieren, um Schaden von Deutschland und Europa abzuwenden“, mahnt der FDP-Chef.
Mitarbeit: M. Greive, D. Heide

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1 Kommentar zu "Merkel bei Trump: Beziehungsstörung zwischen Berlin und Washington"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • das aller Unverschämteste, aus meiner Sicht, war die Plazierung von Ivanka neben Fr.Dr. Merkel.

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