Die Idee eines Euro- oder EU-Finanzministers gibt es seit Jahren - in unterschiedlichen Ausprägungen. EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger äußerte sich am Montag skeptisch zur Idee eines Euro-Finanzministers, hat sich aber im Januar zumindest für die Idee erwärmen können, dem EU-Parlament mehr Eigenmittel zukommen zu lassen. Sein für Wirtschaftsfragen zuständiger Kollege Pierre Moscovici würde dagegen gern den Eurogruppen-Vorsitz mit den Aufgaben eines EU-Kommissars zusammenführen. Über einen Vollzeit-Vorsitzenden für die Treffen der Euro-Finanzminister, der die Währungsunion beispielsweise in internationalen Gremien wie dem IWF vertreten könnte, wird ebenfalls schon lange debattiert. Dies war auch Teil eines Reformpapiers des Kanzleramtes und des Elysee-Palastes aus dem Jahr 2013, an dem Macron damals mitarbeitete.
Da das Amt in einem Protokoll zum Vertrag von Lissabon erwähnt ist, dürften dafür Vertragsänderungen nötig sein. Solche Änderungen gelten aber nicht nur in Frankreich als heikel, weil sie bei der Ratifizierung in manchen Ländern mit Referenden verbunden sind. Deutschland hätte damit kein Problem, betonte Merkel am Montag erneut.
Quelle: Reuters
2013 schlugen Kanzleramt und Elysee-Palast vor, die Abstimmung in der Euro-Zone auf eine viel breitere Grundlage zu stellen. Statt das Feld nur den Finanzministern zu überlassen, sollten sich künftig etwa auch die Wirtschafts-, Sozial- und Forschungsminister der Euro-Staaten treffen. Hintergedanke ist die allgemeine Analyse, dass die Währungszone auf Dauer nur stabil sein kann, wenn alle Mitglieder eine Politik in dieselbe Richtung verfolgen.
Es gibt verschiedene Ideen, wie die Euro-Zone finanziell gestärkt werden könnte. Dazu gehörte ein ebenfalls 2013 erwähnter neuer Fonds - oder Budget -, der aus den Einkünften der geplanten Finanztransaktionssteuer gespeist werden sollte. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) griff diese Idee nun erneut auf. Macron betonte, dass es hier um „frisches Geld“ gehen müsse. Die Idee ist, dass Euro-Staaten im Gegenzug zur eingegangenen härteren Haushaltsdisziplin finanziell unterstützt werden sollen, wenn sie in Probleme geraten.
Ein Unterpunkt der Finanzdebatte ist ein deutsch-französischer "Investitionsfonds", den Gabriel erneut vorgeschlagen hat. Auf EU-Ebene gibt es bereits seit 2014 den „Juncker-Plan“: Dieser Fonds (EFSI) läuft bis 2020 und soll 500 Milliarden Euro zur Ankurbelung der Wirtschaft freisetzen, nicht zuletzt in den unter der Schuldenkrise leidenden Euro-Staaten. Macron betonte, dass der EFSI aber vor allem mit Krediten arbeite, während neues Kapital für Investitionen nötig sei.
Wenn in der Eurozone ein neuer Fonds eingerichtet wird und die Währungszone enger zusammenarbeitet, stellt sich die Frage nach der demokratischen Legitimierung. Die Idee eines eigenen Euro-Parlaments haben Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und andere schon vor Jahren in die Debatte geworfen. Dafür wären aber ebenfalls EU-Vertragsänderungen nötig. Der Punkt gilt als sehr heikel, weil Nicht-Euro-Länder fürchten, abgehängt zu werden, da wichtige Entscheidungen statt im Straßburger Plenum dann in diesem neuen Parlament fallen könnten. Als Alternative wird ein Unterausschuss des EU-Parlaments zu Fragen der Euro-Zone diskutiert.
Je nachdem wie radikal die Reformen sind, könnte auch eine Debatte mit den nationalen Parlamenten folgen - falls diese auf einen Teil ihres Königsrechts verzichten sollten, nämlich die Entscheidung über den Staatshaushalt. Dies gilt als rotes Tuch für viele Abgeordnete in Berlin und in anderen EU-Hauptstädten. Eine Variante wäre, dass die parlamentarische Kontrolle auf Euro-Ebene sich nur auf einen neuen Fonds bezieht.
Nicht zuletzt wegen des Widerstands der Union im Bundestag sind Eurobonds in den Brüsseler Schaltstellen derzeit kein Thema. Macron selbst hat dafür auch nie offensiv geworben und betonte bei seinem Besuch in Berlin am Montag, dass es ihm auf keinen Fall um die Vergemeinschaftung alter Schulden der EU-Staaten gehe. Diese Aussage schließt allerdings Eurobonds nicht aus, da diese ja nur die gemeinschaftliche Kreditaufnahme in der Zukunft betreffen würden.
In der EU-Kommission kam zuletzt die Idee von „European Safe Bonds“ (ESB) als Alternative auf. In diesem Konzept würden Banken ein Bündel von Staatsanleihen verschiedener Euro-Länder kaufen und dann auf dieser Basis eigene Verbriefungen ausgeben. Damit würden die Euro-Länder für die neue Anleihe nicht direkt haften. Das Modell ähnelt den Jumbo-Anleihen von Bund und Ländern. Die Arbeiten an einem konkreten Vorschlag sind bei EU-Kommission und EZB aber noch nicht abgeschlossen. Ende Mai will die Brüsseler Behörde EU-Vertretern zufolge Ideen zur Weiterentwicklung der Euro-Zone vorlegen.
Macron hat neue Strukturen zur Stabilisierung angeschlagener Euro-Staaten ins Gespräch gebracht. Neben dem seit langem diskutierten Notfallfonds in der Euro-Zone gibt es ein solches Instrument mit dem Euro-Rettungsschirm ESM bereits. Allerdings sind Mittel aus dem ESM, hinter dem die Euro-Staaten mit 500 Milliarden Euro stehen, an strenge Programmauflagen gebunden – weshalb einige Regierungen auf keinen Fall unter den ESM-Schirm wollen. Deshalb gilt der ESM auch nur als letztes Auffangnetz für Länder, die in eine Krise taumeln. Änderungen am ESM sind ohne EU-Vertragsänderungen möglich, weil er nur zwischen den Regierungen der Euro-Zone vereinbart wurde und keine EU-Institution ist. Deshalb wäre auch der Umbau des ESM in einen echten Währungsfonds, wie ihn Schäuble und Macron ins Gespräch gebracht haben, einfacher möglich.
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Es ist faszinierend wieviele Gipfeltreffen in so kurzer Zeit von diesen Spitzenpolitikern absolviert werden und welche grandiosen Resultate uns präsentiert werden! Man könnte auch sagen "the show must go on". Die Brexit Verhandlungen zeigen doch nur eines auf: Ratlosigkeit auf allen Seiten. Nun will man aber zwischen Frankreich und Deutschland den Bürgern aufzeigen, wozu man fähig ist, Europa neu zu definieren. Wie wäre es, wenn die Politiker in Europa plötzlich sagen würden: "Lasst uns Europa und seine Institutionen neu erschaffen und zwar so, dass jedes Land in Europa sich damit identifizieren kann. Das würde bedeuten auch England die Hand zu bieten, sich von extrem unergiebigen BREXIT Verhandlungen zu distanzieren und sich mit den anderen wichtigen europäischen Ländern zusammen zu setzen und über eine wirkliche Neugestaltung zu sprechen. Institutionen zu verkleinern, Verordnungen und Reglementierungen auf das Notwendige zusammen zu streichen und ein funktionsfähiges Europa der Zukunft, also ein Europa der verantwortungsvollen Regionen zu erschaffen. Die Zeit drängt und es wird viel Mut brauchen sich diesen Werdegang vorzustellen, aber die Bürger Europas wollen das heutige Europa mit nicht vom Volk gewählten Institutionen wie in Brüssel nicht länger ertragen. Der Unmut ist mehr wie unübersehbar, nur wollen es die meisten europäischen Politiker nicht wahr haben und denken weiter so, es wird dann schon die Zeit es regeln. Unsinn, Europa muss zusammenhalten und dazu müssen alle Staaten eingebunden werden, Das geht aber nur, wenn die Bereitschaft für eine totale Reorganisation besteht, oder sollen die Bürger Ihre Wünsche zur Erneuerung erst auf die Strasse tragen müssen? Also, geben wir doch dem gemeinsamen Willen zur Neuordnung eine Chance und verlangen eine Neuorientierung von den Politikern . Auch Großbritannien gehört zu Europa, also geben wir Allen eine neue Chance! Die Zeit ist reif!
Herr Hans Klahrin - 13.07.2017, 11:07 Uhr
Es geht glasklar um Transferzahlungen.
Ob ich diese nun Transferzahlungen, Investitionsfonds, Investition in irgendwas nenne ist egal. Es sind und bleiben Transferzahlungen in eine Richtung. Diese werden das Problem aber nicht beheben, sondern nur verschleppen und verschlimmern.
Dabei ist die EU doch schon ein Umverteilungsladen mit Transferzahlungen.
D ist Nettozahler, die meisten Mitglieder sind Nettoempfänger. Bin mal gespannt, wer die britischen Einzahlungen übernimmt, die Nehmerländer werden ha nicht weniger wollen und die EU-Beamten müssen ja auch immer höher entlohnt werden. Das kostet.
Gesetze werden so geschaffen, dass sie den maximalen Gewinn für Konzerne generieren. Stückchenweise immer mehr.
Die unangenehmen Folgekosten soll letztendlich europaweit der Steuerzahler tragen (Euro-Krise, Bankenunion, Schuldenvergemeinschaftung bisher schon über ESM und den Anleihekauf der EZB, Target2-Salden ...) der ja immer weniger verdienen soll, weil sonst die Dividenden der AGs nicht jedes Jahr steigen können.
Merkel will auch ums verrecken das TTIP, das massenweise gut bezahlte Jobs vernichten wird und durch Billiglöhner ersetzen wird (s. NAFTA-Auswirkungen).
Das geht vielleicht noch 50-70 Jahre gut, dann wird's wieder zum Krieg, zumindest Bürgerkrieg führen, weil dann alle ausgesaugt sind, es allen schlecht geht und jeder auf jeden los geht.
Aber scheinbar braucht die Menschheit das, also weshalb sollten wir diesen Planeten für diese gierige und egoistische Gattung Mensch retten?
Früher oder dann halt später wird der Planet ruiniert sein, besser, bevor wir in der Lage sind, wie Heuschrecken auf anderen Planeten einzufallen.
Carpe diem
Hallo,
Deutschland setzt sich doch schon extrem für Europa ein.
Pro Jahr ca 20 Mrd für die ca 1,5 Mio Migranten aus dem Jahr 2015, tendenz steigend.
Mit kostenlosem Geld zur Rettung der Südländer in Milliardenhöhe die komplett abzuschreiben sind. Irgendwas zwischen 200 und 500 Mrd die man dort bisher versenkt hat. Im Jahr 2010 waren es schon 123 Mrd.
Dazu ca 800 Mrd Target 2 Salden die man wohl auch komplett abschreiben kann und man quasi unseren Wohlstand (Rente, Löhne) exportiert hat.
Quelle
https://www.welt.de/politik/deutschland/article162720105/Fluechtlingskosten-uebersteigen-Marke-von-20-000-000-000-Euro.html
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/f-a-z-exklusiv-deutscher-target-saldo-steigt-auf-mehr-als-800-milliarden-euro-14913439.html
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/tid-18347/schuldenkrise-wie-hoch-ist-der-deutsche-anteil-und-wo-kommt-das-geld-her_aid_510743.html
Merkel schaut auf dem Foto so, als wäre ihr von Trump die Nato-Militärrechnung und von Monsieur Macron die Rechnung für die "französischen Reformen" gleichzeitig übergeben worden.
:)
Es ist doch gut, dass bilateral mehr zusammengeht. Schließlich sind wir Frankreich in vielen Dingen und der Metalität wesentlich näher als Italien, Ungarn usw.
Ohne die Briten gewinnt das Südlager an Gewicht und Gegenhalten geht nur, indem die beiden Länder gemeinsam vorangehen und möglichst noch andere auf Ihre Linie bringen. Sonst sind wir noch schneller bei der offiziellen Vergemeinschaftung, als wir DMark sagen können.
Und vor allem auf der Steuerseite ist es doch wichtig, nicht durch die nötigen Reformen in Frankreich in einen Steuersenkungswettlauf zu kommen. Sollen die sich mal abstimmen!
Und Investitionen.... Ich glaube investiert wird schon viel von Deutschland. Nur kann keiner erwarten, dass wir mitten in die unbeweglichsten Krisenländer reininvestieren. Also fließt Kapital wohl zumeist in eh stabile und gut dastehende Länder. Denn Investition soll ja auch einen Nutzen bringen; und zwar für den Investierenden und nicht für allen außer ihm.
Was Macron da grundsätzlich an Gesprächen anleiert finde ich gut....schauen wir mal weiter.
Und Merkel wird zahlen!
Mit deutschen Geldern soll Frankreich fit gemacht werden.
Macron wird Merkel um den Finger wickeln, und Merkel kann stolz verkünden, sie hätte mal wieder Europa gerettet, und vergißt dabei zu sagen: Rettung auf Kosten der dummen, deutschen Steuerzahler, von denen sie sehr gut weiß, daß diese politisch uninteressiert sind (Fußball, Aida Kreuzfahrten, Ballermann, Volksmusik ... und der Michel ist zufrieden, weil es ihm so gut geht!) und ihr Kreuzchen im September wieder bei der Mutti Merkel machen werden.
Die Bundestagswahl ist eh doch schon gelaufen.
Die einzige Frage, die bleibt: Kann Merkel mit der FDP regieren, oder gibt's wieder eine große Koalition?
@ Lothar dM
Der Topf ist bald leer ...
Der Topf ist noch lange nicht leer. Der Mittelstand in der BRD hat noch Vieles, was angezapft kann. Die Immobilienwerte können mit einem Federstrich mit Zwangsabgaben belegt werden, etc. Ich sehe da noch viele Möglichkeiten den BRD-Beitrag an die EU zu steigern. Dagegen könnte Versailles als Eintopf betrachtet werden.
Auch der neue Junggeselle Gabriel ist wieder dabei und Rückblickend kann man sagen, dass Genscher dagegen ein Stubenhocker war.
Aber ich kann ihn vorhersagen , gegen Merkel kann er keinen Pokal gewinnen, sie ist im Wahlkampf und braucht Bilder und keine Ergebnisse. Bilder bleiben im Kopf,
Ergebnisse vergessen die Wähler. Das Merkel Frankreich als 1 Macht in Europa hingestellt hat macht natürlich Punkte bei Macron und den Franzosen. Aber Vorsicht lieber Macron , dass heisst nur, dass Merkel Verantwortung auf Frankreich ablegt und in Ruhe ihre Ziele verfolgen kann.
Der SPD kann ich nur raten , Gabriel zu stoppen und Schulz das zukommen lässt , was er sein sollte. Kanzlerkandidat. Das Gabriel sich als Außenminister und Vize Kanzler einer neuen Kroko aufstellt , weil er dann ja jede Menge Erfahrung hat ,
ist ziemlich durchsichtig.
Deutschland soll sich stärker für Investitionen in Europa einsetzen.
Das können sie natürlich tun aber Europa ist politisch und sozial instabil. Im weitern Verlauf stehen auch noch Aufstände in den No-go-Areas ins Haus. Wer soll denn da investieren ?
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