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Migranten in England Die Angst vor den Ausländern

Kebab-Imbisse verdrängen Pubs: In Peterborough sind nur noch 70 Prozent Briten. Ob der Brexit daran etwas ändern wird, halten die Anwohner für ungewiss. Sie sind aber froh, der Politik einen Denkzettel verpasst zu haben.
11.07.2016 - 14:55 Uhr
Im ostenglischen Peterborough sind nur noch 70 Prozent weiße Briten. Das Stadtbild hat sich verändert. Pubs verschwinden. Quelle: AP
Angst vor Überfremdung

Im ostenglischen Peterborough sind nur noch 70 Prozent weiße Briten. Das Stadtbild hat sich verändert. Pubs verschwinden.

(Foto: AP)

Peterborough Die englische Flagge, eine Dartscheibe und eine Gedenktafel für die im Zweiten Weltkrieg getöteten britischen Soldaten schmücken die Wände des „Hand and Heart“. Die Kneipe hält sich noch als letzter Pub in einem der multikulturellsten Viertel der ostenglischen Stadt Peterborough.

Der hagere Barmann Bram Brammer erinnert sich an jeden einzelnen Pub, der dichtgemacht hat. Das „Triangle“ wich einem polnischen Supermarkt, im „The Windmill“ befindet ich heute ein Asia-Laden, das „Eight Bells“ wurde zu einem Kindergarten. Ins „The Norfolk Arms“ zog ein Immobilienmakler ein, und zwei polnische Läden ersetzten „The Greyhound“. „The Royal Oak“ wurde abgerissen, um Platz zu machen für Wohnungen, wie Brammer erzählt.

Der Barmann Bram Brammer in seinem Pub: „Hand and Heart“ ist die letzte Kneipe im Multikulti-Viertel Millfield. Viele Briten sind weggezogen. Quelle: AP
Pub in Peterborough

Der Barmann Bram Brammer in seinem Pub: „Hand and Heart“ ist die letzte Kneipe im Multikulti-Viertel Millfield. Viele Briten sind weggezogen.

(Foto: AP)

„Die Engländer ziehen weg, und die Gegend wird zu einem Ghetto“, sagt der 58-Jährige über das Viertel Millfield. „Die Infrastruktur der Gesellschaft ist einfach zerstört worden.“

Für viele Briten, die für den Austritt aus der Europäischen Union stimmten, ist Brammers Beschreibung ein Schreckensszenario, das sich in vielen Orten und Städten zu wiederholen droht. Sie fürchten sich vor ganzen Straßenzügen, in denen fremde Sprachen, Bräuche und Glaubensrichtungen die Oberhand gewinnen. Mit jedem Pub, der durch einen Kebab-Imbiss ersetzt wird, sehen sie die britische Identität weiter schwinden.

Ob ein Brexit daran viel ändern würde, ist in den Augen vieler Einwohner von Peterborough zwar ungewiss. Doch immerhin haben sie das Gefühl, dass sie beim EU-Referendum Ende Juni die Politiker abstrafen konnten, die in ihren Augen Risiken der Zuwanderung ignoriert haben.

„Ich wollte mein Land zurück“, sagt der 67-jährige Brexit-Anhänger Bruce Johnson, der auf dem Markt von Peterborough Tapeten und Grußkarten verkauft. „Ich wollte englisch sein, britisch, und hoffentlich zur Normalität zurückkehren.“

Seine Heimatstadt, eine Zugstunde nördlich von London, hat einen rasanten demografischen Wandel erlebt. Seit Beginn des Jahrhunderts nahm Peterborough mehr als 30.000 Zuwanderer auf. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 2001 und 2014 von 156.000 auf schätzungsweise 194.000. Der Anteil weißer Briten nahm laut Statistik von 86 Prozent 2001 auf 71 Prozent im Jahr 2011 ab.

Dabei war die Stadt an Minderheiten aus Pakistan, Italien und der Karibik seit langem gewöhnt. Erst die steigende Zahl von Zuwanderern aus den EU-Mitgliedsstaaten Polen, Litauen, der Slowakei und zuletzt Rumänien und Bulgarien brachte viele Einwohner gegen Brüssel auf. 62 Prozent von ihnen votierten für einen Austritt Großbritanniens aus der EU – verglichen mit 52 Prozent landesweit.

Rassistische Kampagnenmacher rudern zurück
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