Migration Polen wirft Belarus vor, mehr Migranten zur Grenze zu bringen

Vergangenen Dienstag hatte die belarussische Regierung eine Notunterkunft an der polnischen Grenze eröffnet.
Warschau Polen hat Belarus vorgeworfen, weiter Migranten an seine Grenzen zu bringen. „Am Samstag hat eine Gruppe von rund 100 sehr aggressiven Ausländern, die von belarussischen Soldaten zur Grenze gebracht wurden, versucht, mit Gewalt nach Polen einzureisen. Sicherheitskräfte haben dies verhindert“, twitterte der polnische Grenzschutz am Sonntag.
Es habe am Samstag 208 Versuche gegeben, von Belarus nach Polen zu gelangen, das seien einige mehr gewesen als am Freitag, aber deutlich weniger als am Mittwoch der vergangenen Woche mit rund 500 Versuchen.
Belarussische Sicherheitskräfte hätten die Gruppe mit einem Lastwagen an die Grenze gefahren und einen Holzsteg auf den Stacheldrahtverhau geworfen. Polens Uniformierte seien mit Steinen und Ästen beworfen und mit Laserstrahlen geblendet worden. Da Polen keine Journalisten in das Gebiet lässt, lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
In Belarus bauten die Behörden die Versorgung der Migranten in einer Notunterkunft in Brusgi an der Grenze zu Polen aus. Die Staatsagentur Belta veröffentlichte am Morgen Bilder von Soldaten, die an der als Schlafstätte umfunktionierten Logistikhalle ein Zelt aufstellten. Die Verteilung von Nahrungsmitteln solle so schneller möglich sein, hieß es. In dem Gebäude übernachteten nach Schätzungen etwa 2000 Menschen, die eine Rückreise in ihre Heimat ablehnen und stattdessen nach Deutschland oder in andere EU-Staaten wollen.
Am Sonntag besuchten Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO die Unterkunft. Videos zeigten, wie die Mitarbeiter von Migranten umringt wurden. Bislang ist ein Fall einer Corona-Erkrankung offiziell bestätigt worden. Die russische Staatsagentur Ria Nowosti zitierte bei dem Treffen Behördenvertreter, wonach bereits 100 Migranten in Krankenhäuser in der Stadt Grodno gebracht worden seien. Darunter seien Menschen mit einer Lungenentzündung oder Diabetes gewesen.
Ziel Deutschland: Ein Migrant berichtet von seinem Weg nach Belarus
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki traf am Sonntagmorgen in Estlands Hauptstadt Tallinn zu Gesprächen mit seiner Amtskollegin Kaja Kallas ein. Morawiecki will im Laufe des Tages noch Litauen und Lettland besuchen. Thema der Gespräche ist die Lage an der Grenze.
Die Europäische Union beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen, um Druck auf den Westen auszuüben.
Die Menschen aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan sind über Touristenvisa in Belarus eingereist.
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