Armeeputsch in Burundi? Präsident spricht von „Scherz“
Bujumbura/Daressalam Nach wochenlangen Massenprotesten in Burundi hat das Militär nach eigenen Angaben am Mittwoch die Macht in dem ostafrikanischen Krisenland übernommen. Der frühere Geheimdienstchef und derzeitige Generalmajor Godefroid Niyombare sagte in einer Radioansprache des privaten Senders Isanganiro, die Armee habe ab sofort die Kontrolle über das Land. Er werde ein „Komitee zur Wiederherstellung der nationalen Eintracht“ einsetzen, das Burundi zu Frieden und Einheit führen solle. Auf Fernsehbildern war Militär auf den Straßen der Hauptstadt Bujumbura zu sehen.
Staatschef Pierre Nkurunziza hielt sich seit dem Morgen zu einem seit längerem geplanten Burundi-Krisengipfel der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) im Nachbarland Tansania auf. Hintergrund der Proteste war der Plan von Nkurunziza, bei der Präsidentenwahl Ende Juni entgegen der Verfassung eine dritte Amtszeit anzustreben.
Die Präsidentschaft teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, der Umsturzversuch sei gescheitert. Am Nachmittag hieß es in einer über Facebook verbreiteten Mitteilung, die Verantwortlichen würden vor Gericht gebracht. Die Bevölkerung solle Ruhe bewahren.
Da Nkurunziza offenbar trotz der Berichte über den Staatsstreich die Heimreise antreten wollte, habe Niyombare die Schließung des Flughafens und der Grenzen angeordnet, berichtete der französische Sender RFI am Abend. Dem Militär zufolge machten sich Tausende Gegner des Präsidenten zum Flughafen auf.
In den Straßen der Hauptstadt Bujumbura feierten die Menschen und dankten der Armee. Demonstranten hätten gejubelt und die Nationalhymne gesungen, berichtete RFI. „Falls sich der Umsturz bestätigen sollte, dann sind das großartige Neuigkeiten für uns alle“, sagte ein Demonstrant. Kommentatoren erklärten aber über Twitter, sie befürchteten neue Gewalt, da sich die Anhänger Nkurunzizas dem Putsch sicher widersetzen würden.
In dem kleinen Land hatte es mehr als zwei Wochen lang Massenproteste mit inzwischen über 20 Toten gegeben, nachdem Nkurunziza seine erneute Kandidatur angekündigt hatte. Die Verfassung sieht nur zwei Amtsperioden vor. Der Staatschef argumentiert, er sei bei der Abstimmung 2005 vom Parlament eingesetzt und nicht direkt vom Volk gewählt worden. Zahlreiche Länder sowie die Afrikanische Union (AU) hatten Nkurunziza aufgefordert, nicht erneut zu kandidieren.

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