Mord an einer Abgeordneten Schock in Großbritannien
„Wir haben einen lieben Freund verloren“
London Großbritannien trägt Trauer: Nach der Ermordung der Labour-Abgeordneten Jo Cox werden die Flaggen vor dem Regierungsgebäude in London am Freitag auf Halbmast gesetzt, um der Politikerin zu gedenken. Vor dem Westminster-Palast legten in der Nacht zum Freitag hunderte von Menschen Blumen ab und zündeten Kerzen an. In Birstall kamen Hunderte Menschen zu einer Kirchen-Mahnwache zusammen. Die Abgeordnete der sozialdemokratischen Labour-Partei und Brexit-Gegnerin war in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire auf offener Straße niedergestochen und niedergeschossen worden.
Die Tat ereignete sich nur wenige Tage vor der Brexit-Abstimmung, bei der die Briten am 23. Juni über Verbleib oder Austritt aus der EU entscheiden. Ob die Tat im Zusammenhang mit der Brexit-Diskussion steht, war noch unklar. Nach britischen Medienberichten, die sich auf Augenzeugen beriefen, soll der Täter die Worte „Britain First“ gerufen haben, als er festgenommen wurde. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Im Wortsinn bedeuten die Worte „Großbritannien zuerst“. Sie sind aber auch der Name einer rechtsradikalen Partei. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zum möglichen Tatmotiv.
Neue Hinweise im Fall Jo Cox
Cox hatte sich für einen Verbleib ihres Landes in der EU stark gemacht. Sie galt zudem als glühende Verfechterin einer liberalen Flüchtlingspolitik und hatte sich wiederholt für die Aufnahme von Bürgerkriegsopfern aus Syrien eingesetzt.
Das Southern Poverty Law Center, eine renommierte Anti-Rassismus-Organisation in den USA, teilte mit, ihm lägen Unterlagen vor, die den Tatverdächtigen als jahrzehntelangen Unterstützer der US-Neonazi-Gruppierung National Alliance (NA) auswiesen. Der Verdächtige habe die Gruppierung engagiert unterstützt und hunderte Dollar für Schriftgut der NA ausgegeben, teilte das Zentrum mit. Die NA vertritt einen Rassismus, der sich gegen alle Nicht-Weißen richtet.
er Bruder des Festgenommenen berichtete am Donnerstagabend gegenüber der Zeitung „Daily Telegraph“ von einer langen Vorgeschichte psychischer Probleme des Mannes.
„Es fällt mit schwer zu glauben, was passiert ist“, sagte Scott Mair der Zeitung. „Mein Bruder ist nicht gewalttätig, und er ist nicht besonders politisch.“ Der Bruder habe „eine Vorgeschichte psychischer Erkrankungen“. Allerdings sei er in Behandlung gewesen, sagte Mair. In britischen Medien wurden auch Nachbarn zitiert, die den mutmaßlichen Täter als Einzelgänger beschrieben, der meistens für sich geblieben sei.