Die Muslimbruderschaft (Ichwan Muslimin) wurde 1928 von dem Volksschullehrer Hassan al-Banna gegründet. Ursprünglich wollte sie mit einem gewaltsamen Umsturz den islamischen Staat errichten. Unter den Millitärregimen nach 1952 wurde sie oft massiv unterdrückt, ihr Vordenker Sajjid Kutb 1966 gehenkt. Heute will die Bruderschaft durch demokratische Wahlen an die Macht gelangen, um Staat und Gesellschaft zu islamisieren. Ihr politischer Arm ist die Partei Freiheit und Gerechtigkeit, die 2011/12 die erste freie Parlamentswahl nach dem Sturz des Militärherrschers Husni Mubarak im Februar 2011 gewann.
Die Nur-Partei (Hisb al-Nur/Partei des Lichts) wurde nach dem Umsturz 2011 gegründet. Sie ging aus salafistischen Gruppierungen hervor, die vom Mubarak-Regime diskret gefördert wurden, um ein Gegengewicht zur Muslimbruderschaft zu bilden. Die Salafisten sind noch konservativer, lehnen aber gewaltsame Methoden ab. Die von der Nur-Partei angeführte Wahlallianz Islamischer Block wurde bei den ersten Wahlen zweitstärkste Kraft. Mit den Muslimbrüdern monopolisierte Al-Nur die Volksvertretung und die Ausarbeitung der neuen, islamisch geprägten Verfassung. Bei den Massenprotesten gegen Mursi wechselte sie die Seite und schloss sich den Gegnern des Präsidenten an. Die Nur-Partei soll von Saudi-Arabien finanziert werden.
Die Partei für Wiederaufbau und Entwicklung ist die politische Formation der ehemaligen Angehörigen der Terrororganisation Gamaa Islamija (Islamische Gemeinschaft), die unter anderen 1997 ein Massaker an Touristen in der Königsstadt Luxor mit 60 Toten verübt hatte. Die Gamaa ging aus den radikalen Elementen der Muslimbruderschaft hervor, als diese der Gewalt abschwor. Nach der Zerschlagung schlossen sich einige Gamaa-Kader der Al-Kaida von Osama bin Laden an. Die heutige Gamaa-Nachfolgepartei besteht hauptsächlich aus Ex-Terroristen, die ihre Gefängnisstrafen in Ägypten verbüßt haben oder nach dem Umsturz 2011 freigelassen wurden.
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@ Sir_John_Bowe
Ich habe diese Interview auch gelesen und finde folgende Aussage ebenso wichtig:
"Religionen sind wichtig für die Gesellschaft, aber wenn Religionen sich einmischen in die Politik, egal, welche Religionen, dann kommt es zu Komplikationen, gerade in Gesellschaften, die multiethnisch und multireligiös sind. Das gehört nicht zu einem demokratischen Staat, sondern es legt die Saat für einen Bürgerkrieg."
Dieses klare Bekenntnis zur Trennung von Staat und Religion gilt nicht nur für Ägypten, sondern für alle Länder - auch Deutschland.
"Der Präsident wurde von dreizehn Millionen Ägyptern gewählt, es gehen mehr als vierzehn Millionen Ägypter auf die Straße und fordern seine Ablösung. Demokratie besteht nicht nur aus der Wahlurne. Dieser Präsident hat gegen alle demokratischen Gepflogenheiten verstoßen, er hat mit Demokratie nichts zu tun. Es ist kein Militärputsch aus meiner Sicht, sondern ein sanfter Putsch, um diese Bewegung zu unterstützen. Die Armee kümmert sich um die Sicherheit in Ägypten, aber sie macht sich auch Sorgen um die wirtschaftliche Lage Ägyptens. Jetzt muss die Armee die Handbremse ziehen."
Das sagte Hamed Abdel-Samad in einem Interview mit der FAZ kurz vor dem "Putsch". Ich schließe mich seiner Meinung an.
Der Militärputsch ist mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar. Davon Profitieren die Generäle, die über dutzende Konzerne im Land unterhalten.Bis zu hundert Milliarden Dollar Ertrag, die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts Ägyptens, produzierten die Militärfabriken, schätzen amerikanische Ökonomen.
Berichte über den Wirtschaftskonzern Militär sind unter Strafe gestellt, selbst die eigenen Staatsbehörden haben keinen Einblick in die Bücher der Generäle: Die militärischen Nudelfabriken müssen Ägyptens Steuerbehörden weder Daten über Umsatz noch Gewinn melden, die Tankstellen der militäreigenen Kette „Wataniyyah“ keine Rechenschaft ablegen über die Höhe der Benzinverkäufe. Wie viele Lastwagenladungen Fleisch aus den Armee-Schlachthäusern an der Grenze zu Libyen kommen, ist Staatsgeheimnis. Zwischen dreißig und vierzig Konzerne sind den Militärministerien direkt unterstellt.
Genau darum geht es den Generälen. Die Umverteilung dieses Volksvemögens an die Ägypter zu verhindern. Durch die dmokratische gewählte Mursi und das Parlament, hätte kurz oder lang das Volk von diesem Vermögen profitieren können.
Der Ruf nach dem Militär hat nichts mit Liberalität, Aufklärung, Demokratie oder Freiheit am Hut, er schürt lediglich Gewalt, Hass und Unruhe.
moderne Lemminge halt...
Wir halten fest: die Moderne hat es zu tun mit vorgefundenen wie gewachsenen sektiererischen Strukturen, was diese nicht daran hindert, sich der Errungenschaften der Moderne zu bedienen - eher im Gegenteil.
Hier geht es nichtzuletzt um gewachsene Strukturen, die den Teufel tun werden modernistischen Angeboten nachzugehen.
Wobei Eitelkeit nichtzuletzt leitgebendes Motiv für alle Beteiligten daran zu schein scheint.
Daher steht anzunehmen, dass noch mehr Menschenleben "geopfert" werden.
So gesehen hat es die Spezies kaum weiter gebracht als die stets zu unrecht verunglimpften "Steinzeitmenschen".
So gesehen desweiteren wird weder die Moderne gewinnen können, noch altgewachsene Strukturen: Trotz aller Emporstrebungen inszeniert sich die Spezies stets aufs Neue: als Gesamtverlierer.
Schade eigentlich.
wie unterschiedlich man doch lesen kann:
während unter Salafismus in de.wikipedia.org unterschiedliche Strömungen von Salafismus erwähnt werden befassen Sie sich sogleich mit der hierzulande ausgegebenen Staatsräson.
Das ist nicht weiter schlimm und wünschen wir Ihnen bei Ihrem Spiel mit Menschenleben doch gleich noch ganz viel Glück dazu auf Ihrem weiteren beruflichen Werdegang.
Erhellend wirken Ihr Ausführungen leider nicht: nur etwas allzu stramm auf leitende Lesarten gebürstet.
@ drawing_distinctions
Ja, das ist doch die Seite, aus der ich zitiert habe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Salafismus (ohne Punkt dahinter).
Lesen Sie die Quellen gar nicht, die Sie anderen empfehlen ???
Übrigens: Lynchmob lehne ich auch ab, ebenso aber auch die in Deutschland weit verbreitete Naivität im Umgang mit islamischem Extremismus.
Das Problem war und ist, dass ein Heerführer die Regeln im Islam gemacht hatte. Daher müssen alle, die dieser Religion fröhnen mit diesem Ziegenfuß leben. Zumindest so lange bis die Erfahrung und Erkenntnis dieses Erbe irgendwann egalisieren kann.
Man lernt ja nie aus: Dass Zürich am Bodensee liegt und irgendwie "deutsch"-sein verliert..... wir reden doch beide von Zürich in der Schweiz, oder?
Die kleinen "Tatsachen", die Sie hier zu "berichten" wissen kann jeder andere Iltis auch ohne Ihre "Tastaturkenntnisse" dafür bemühen zu müssen.
berwanger: die totalpleite in Sachen Hirnnutzung.