Myanmar Der General als Drogendealer

Eigentlich will die Regierung von Myanmar scharf gegen Drogen vorgehen. Doch das Militär unterstützt Milizen – und lässt so den Handel wieder aufblühen.
Rangun Sie tragen gelbe Helme und Halstücher, und sie sind mit Messern und Sicheln unterwegs: Wie eine Armee von Freiwilligen ziehen tausende Aktivisten der christlich beseelten Organisation Pat Jasan in der Kachin-Region in Myanmar an der Grenze zu China über die Felder und zerstören Mohnpflanzen. Im Februar kam es fast zu Gewalt: Die Bauern wehrten sich, blockierten Straßen und tagelang standen sich die Fronten gegenüber. Die Bauern bangen zwar um ihre kärglichen Einkommen, aber die wahren Nutznießer des Drogengeschäfts sind andere. Vor allem das Militär, das das Land bis 2011 Jahrzehnte lang drangsaliert hat, sagen Experten.
„Die kleinen Bauern, die können doch selbst gar nicht die Maschinen beschaffen, die für das Beackern so großer Felder nötig sind“, sagt Friedensaktivistin Khun Ja der Deutschen Presse-Agentur. Sie kümmert sich in der von Kämpfen zwischen Separatisten und Armee gebeutelten Kachin-Region an der Grenze zu China seit Jahren um Vertriebene. „Dahinter stecken chinesische Geschäftsleute und Milizen.“
Die Mohn-Anbaufläche habe sich in Myanmar seit 2006 mehr als verdoppelt, sagt Patrick Meehan von der Universität für Orient- und Afrikastudien (SOAS) in London. Die Vereinten Nationen schätzen, das ein Viertel der weltweiten Anbaufläche in Myanmar liegt. Die einstige Militärdiktatur sei nach Afghanistan der zweitgrößte Heroinproduzent der Welt, heißt es in ihrem Drogenbericht 2015. Andere Geschäfte mit Rauschgift blühen auch: gerade stellte die Polizei 21 Millionen Methamphetamin-Pillen in der Kachin-Region sicher.
„Wir wissen, wer die Drahtzieher sind“, sagt ein ranghoher Offizier in der Polizeizentrale in der Hauptstadt Naypyidaw der dpa. „Das sind einflussreiche Geschäftsleute, und viele haben engste Verbindungen zu mächtigen Generälen. Es ist unmöglich, sie festzunehmen.“