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Myanmar UN: Blutigster Tag seit Putsch bei Protesten gegen Militär

Trotz Lebensgefahr gehen zahlreiche Menschen in mehreren Städten in Myanmar wieder auf die Straße. Zuvor hatte der Chef der Militärjunta ihnen im Staatsfernsehen gedroht.
27.03.2021 - 10:06 Uhr Kommentieren
Seit dem Militärputsch Anfang Februar gibt es fast täglich Proteste gegen die Machtübernahme. Quelle: AP
Protestierende in Yangon

Seit dem Militärputsch Anfang Februar gibt es fast täglich Proteste gegen die Machtübernahme.

(Foto: AP)

Yangon In Myanmar sind bei landesweiten Demonstrationen gegen das Militär mehr als 114 Menschen getötet worden. Das berichtete die Zeitung „Myanmar Now“ am Samstag unter Berufung auf Zahlen aus 40 Städten. Dagegen sprach die Zeitung „The Irrawaddy“ von 59 Toten, unter ihnen drei Kinder im Alter von sieben, zehn und 13 Jahren. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist es der „blutigste Tag“ seit dem Putsch Anfang Februar. „Die Gewalt ist völlig inakzeptabel und muss sofort aufhören“, hieß es in einer Mitteilung.

Am offiziellen Gedenktag der Armee kam es in weiten Teilen des Landes, wie in der Handelsmetropole Yangon, in der nördlichen Region Mandalay und im südlichen Bago zu Protesten gegen die Machtübernahme. Dabei sollen Militärangehörige und Polizisten mit scharfer Munition und gezielten Kopfschüssen gegen unbewaffnete Zivilisten vorgegangen sein.

Unter den Opfern in Yangon soll ein 21-jähriger Zivilist namens Chit Bo Nyein sein. Nyein habe in dem Teeladen seiner Familie ausgeholfen, als er erschossen worden sei, sagte ein Familienangehöriger der Deutschen Presse-Agentur. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bislang knapp 3070 Menschen festgenommen. Mindestens 328 wurden laut AAPP getötet.

Der Chef der Militärregierung erklärte zum Tag der Armee am Samstag, das Militär wolle das Volk schützen und strebe nach Demokratie. „Heute ist ein Tag der Schande für die Armee“, sagte ein Sprecher für eine Gruppe abgesetzter Abgeordneter. Die Generäle feierten nachdem zuvor mehr als 300 unschuldige Zivilisten ums Leben gekommen seien.

Diplomatische Vertreter reagierten mit Entsetzen. Die Europäische Union sprach in den sozialen Medien von einem Tag des „Terrors und der Ehrlosigkeit“. Das Töten unbewaffneter Zivilisten und Kinder sei unentschuldbar. Auch der US-Botschafter verurteilte das Vorgehen des Militärs: „Das Blutvergießen ist grauenvoll“, schrieb Thomas Vajda auf Twitter.

Russischer Vize-Verteidigungsminister nahm wohl an der Parade teil

Das Militär Myanmars habe Schande über sich gebracht, indem es auf „unbewaffnete Zivilisten“ geschossen habe, schrieb der britische Botschafter Dan Chugg auf Twitter. „Die heutigen Tötungen unbewaffneter Zivilisten, darunter Kinder, bedeuten einen neuen Tiefpunkt“, twitterte der britische Außenminister Dominic Raab.

An der Parade nahm auch der russische Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin laut Staatsagentur Tass teil. Demnach wollen Russland und Myanmar ihre Beziehungen verstärken. Beide Staaten wollten eine militärische und militär-technische Zusammenarbeit ausbauen, so Tass.

Fomin nannte Myanmar demnach einen „zuverlässigen Verbündeten und strategischen Partner in Südostasien und pazifischen Raum“. Myanmars Oberbefehlshaber, Min Aung Hlaing, sagte laut der britischen BBC, dass Russland ein „wahrer Freund“ sei.

Russische Medien berichteten, dass neben Russland auch Länder wie China, Indien, Pakistan, Vietnam und Thailand Vertreter entsandt hätten. Die Einladung Russlands sei eine Reaktion auf die Teilnahme Myanmars an der Militärparade in Russland im vergangenen Sommer gewesen. Russland ist den Berichten zufolge nach China der zweitgrößte Waffenlieferant Myanmars. Die USA, die Europäische Union und Großbritannien hatten nach dem Militärputsch vom 1. Februar Sanktionen verhängt.

Das Militär hatte Anfang Februar gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige sitzt seither im Hausarrest und wird von der Justiz verschiedener Vergehen beschuldigt. Die Demonstranten fordern eine Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung.

Chef der Junta droht Demonstranten im Staatsfernsehen

Ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte bei der Wahl im November einen erdrutschartigen Sieg gefeiert. Das Militär erkennt diesen jedoch nicht an, da es nach seiner Darstellung Wahlbetrug gegeben haben soll, und entmachtete die zivile Regierung.

Nach der jährlichen Parade zum Tag der Armee in der Hauptstadt Naypyitaw, sagte der Chef der Junta, General Min Aung Hlaing im staatlichen Fernsehen: „Die Armee will sich mit der ganzen Nation zusammentun, um die Demokratie zu sichern.“ Gewalthandlungen, die die Stabilität und Sicherheit beeinträchtigen würden, seien unangebracht.

Er wiederholte sein Versprechen Wahlen abzuhalten, nannte aber kein Datum. Tags zuvor hatte es im staatlichen Fernsehen eine Drohung gegen die Demonstranten gegeben. „Sie sollten lernen, dass man Gefahr läuft, in den Kopf und den Rücken geschossen zu werden“, hieß es über den Sender MRTV.

Die Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP schätzte die Zahl der Getöteten seit dem Putsch Stand Freitagabend auf mindestens 328. Ihren Angaben zufolge starben mindestens ein Viertel davon durch Kopfschüsse. Dies hat zu Spekulationen über gezielte Tötungen geführt. Mit den Vorfällen vom Samstag beläuft sich die Zahl der Getöteten auf fast 380.

Mehr: EU will Militärregierung in Myanmar sanktionieren.

  • rtr
  • dpa
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