Nach dem Tod des Propheten Mohammed im Jahr 632 traten die Sunniten dafür ein, dass dessen Nachfolger als Anführer der Muslime durch die Gemeinschaft der Gläubigen gewählt wird. Die Schiiten dagegen beharrten darauf, dass nur Mohammeds Nachfahren zur Führung der Muslime berechtigt seien. Der Konflikt führte im Jahr 680 zur Schlacht bei Kerbela, in welcher der sunnitische Kalif Jasid den Propheten-Enkel Hussein und dessen Anhänger töten ließ. Seitdem gehört das Gefühl der Verfolgung zur Identität der Schiiten, die Verehrung der Märtyrer und ihrer Grabmäler ist ein fester Bestandteil ihrer Religion.
Viele Bräuche wie das fünfmalige Beten pro Tag und die Pilgerreise nach Mekka einmal im Leben werden von Sunniten und Schiiten befolgt. Für Schiiten gibt es allerdings noch mehrere weitere Wallfahrtsorte und zudem andere Feiertage, die der Verehrung von Nachfahren des Propheten gewidmet sind. Unterschiede gibt es auch bei Rechtsvorstellungen und der Rolle des Klerus, der bei den Schiiten eine strengere Hierarchie aufweist. Radikale Sunniten wie die Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat betrachten die Schiiten als Ketzer und wollen deren Heiligtümer zerstören.
Einer Studie des US-Instituts Pew aus dem vergangenen Jahr zufolge gibt es weltweit knapp 1,6 Milliarden Muslime, von denen etwa 90 Prozent den Sunniten und die übrigen zehn Prozent diversen schiitischen Strömungen zugerechnet werden. Im Nahen Osten und in der Golfregion driftet das Verhältnis jedoch weniger stark auseinander – im Iran, im Irak und in Bahrain stellen Schiiten die Mehrheit. Als sunnitisches Machtzentrum gilt Saudi-Arabien, wo sich die Pilgerorte Mekka und Medina befinden. Als oberste religiöse Instanz der Sunniten wird die Al-Ashar-Universität in Ägypten angesehen.