Nach Militärputsch Militärjunta in Myanmar schlägt Proteste blutig nieder

Ein Demonstrant benutzt einen Feuerlöscher während der Proteste am Sonntag.
Naypydaw, Washington Die Militärjunta in Myanmar hat Proteste gegen ihren Putsch am Sonntag mit brutaler Härte niedergeschlagen. Sicherheitskräfte schossen in mehreren Städten des Landes mit scharfer Munition in friedlich demonstrierende Menschenmengen, wie das Büro der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Michelle Bachelet, mitteilte.
„Glaubwürdigen Informationen“ zufolge seien dabei 18 Menschen getötet und mindestens 30 verletzt worden. Die Medienorganisation Democratic Voice of Burma meldete 19 Tote. So viele Opfer hat es noch nie an einem Tag gegeben, seit sich das das Militär am 1. Februar an die Macht geputscht hat. Rund 1000 Menschen wurden Berichten zufolge festgenommen.
In Städten wie Rangun, Dawei und Mandalay kommt es seit dem Sturz der gewählten Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu täglichen Protesten. Die Sicherheitskräfte gingen zuletzt mit zunehmender Härte gegen die Demonstranten vor. Vor Sonntag gab es acht bestätigte Todesfälle in Zusammenhang mit dem Putsch, wie die unabhängige Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener mitteilte. Die Organisation meldete auch die 1000 Festnahmen am Sonntag. Am Samstag wurde auch ein Journalist der Nachrichtenagentur AP bei der Berichterstattung über die Proteste festgenommen und seither nicht freigelassen.
Die Sprecherin der UN-Menschenrechtsorganisation OHCHR, Ravina Shamdasani, rief das Militär auf, die Gewalt gegen Demonstranten in Myanmar zu stoppen. Neben scharfer Munition seien auch Tränengas und Blendgranaten eingesetzt worden.
Die US-Regierung hat den tödlichen Gewalteinsatz von Sicherheitskräften gegen Demonstranten scharf kritisiert. US-Außenminister Antony Blinken teilte am Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter mit, man verurteile die „verabscheuungswürdige Gewalt“ und stehe fest an der Seite des Volkes in Myanmar. Die USA will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. „Wir bereiten zusätzliche Aktionen vor, um denjenigen, die für diesen jüngsten Ausbruch von Gewalt und den jüngsten Putsch verantwortlich sind, weitere Strafen aufzuerlegen, sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan am Sonntag und kündigte weitere Details im Laufe der Woche an. Die USA würden sich weiterhin eng mit Verbündeten und Partnern in der indopazifischen Region und in der ganzen Welt abstimmen.
Verlässliche Informationen aus Myanmar, vor allem aus ländlichen Gebieten, sind seit dem Putsch schwer zu bekommen. Doch über das Internet machten zahlreiche Fotos und Videos von Toten die Runde. Die unabhängige Democratic Voice of Burma meldete zusätzlich zu 19 bestätigten Toten auch zehn unbestätigte Opfer.
In Rangun ging die Polizei am Sonntagmorgen zunächst mit Wasserwerfern und Tränengas gegen einen Protestmarsch von Medizinstudenten vor. In den Straßen war dann auch der Lärm von Gewehrfeuer zu hören. Videos und Foto zeigten, wie Protestierende vor Polizisten flohen und wie Anwohner versuchten, Hindernisse aufzubauen, um die Polizisten aufzuhalten. Andere flehten Beamte an, Demonstranten gehen zu lassen, die festgenommen worden waren und in Lkw gestoßen wurden. In sozialen Medien wurden auch Fotos von Patronenhülsen von Maschinengewehren veröffentlicht.
In Dawei zeigte ein Video des Medienunternehmens Dakhina Insight, wie Rettungskräfte einen jungen Mann mit einer Wunde an seiner Brust behandelten. Democratic Voice of Burma berichtete, dass dort mindestens fünf Menschen getötet worden seien.
Das Militär hatte die Regierung von Suu Kyi gestürzt, mit der Begründung, dass es beim klaren Wahlsieg von deren Partei im November zu massivem Betrug gekommen sei. Dafür gab es laut der Wahlkommission keinerlei Beweise, die Junta ersetzte die alten Mitglieder der Kommission daraufhin durch neue, die am Freitag das Wahlergebnis annullierten. Damit endete vorerst Myanmars langsamer Weg hin zu einer Demokratie nach fünf Jahrzehnten Militärherrschaft. Suu Kyi ist nach wie vor in Haft, am Montag wird sie vor Gericht erwartet. Die Vorwürfe der Junta gegen sie werten Beobachter als politisch motiviert.
UN-Generalsekretär verurteilt gewaltsames Vorgehen
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat das gewaltsame Vorgehen von Polizei und Militär scharf verurteilt. „Der Einsatz tödlicher Gewalt gegen friedliche Demonstranten und willkürliche Festnahmen sind inakzeptabel“, erklärte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Sonntag.
Die steigende Zahl an Toten und Verletzten sei zutiefst verstörend. „Der Generalsekretär drängt die internationale Gemeinschaft dazu, zusammenzukommen und dem Militär klar zu signalisieren, dass es den Willen der Bevölkerung von Myanmar, wie er durch die Wahl ausgedrückt wurde, respektieren und mit der Unterdrückung aufhören muss.“
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