Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Nachgefragt Daniel Benjamin: „Der Gewerkschaftsstreit ist für Amazon noch nicht zu Ende“

Nach Meinung des Präsidenten der American Academy hat sich das politische Umfeld für Gewerkschaften in den USA deutlich verbessert. Ihr größter Freund sei Joe Biden.
16.04.2021 - 14:42 Uhr Kommentieren
Daniel Benjamin, Präsident der American Academy in Berlin, findet, dass sich das politische Umfeld für Gewerkschaften in den USA deutlich verbessert hat. Quelle: American Academy
Daniel Benjamin

Daniel Benjamin, Präsident der American Academy in Berlin, findet, dass sich das politische Umfeld für Gewerkschaften in den USA deutlich verbessert hat.

(Foto: American Academy)

Berlin Für Daniel Benjamin ist der Streit zwischen Amazon und den Gewerkschaften nur ein Zeichen dafür, dass die Mitteklasse in den USA unter Präsident Joe Biden wieder in den Fokus der Politik rückt. Auch Bidens Infrastrukturprogramm sei der Versuch, die traditionellen Ziele der Gewerkschaften zu unterstützen.

Herr Benjamin, Amazon zahlt hohe Löhne, will aber von Gewerkschaften nichts wissen. Wie passt das zusammen?
Der Konzern zahlt einen Mindestlohn von 15 Dollar pro Stunde, das ist viel für die USA. Andererseits hat Amazon in Alabama gezeigt, dass es die gewerkschaftliche Organisation seiner Mitarbeiter auch mit umstrittenen Methoden verhindert. Anders als in Deutschland gibt das amerikanische Arbeitsrecht dem Unternehmen einen großen Spielraum, gegen die Gewerkschaftsidee vorzugehen – und dabei auch die Wahrheit zu verzerren.

Wie wird es nach der Niederlage der Gewerkschaften in Alabama jetzt weitergehen?
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Es gibt mehrere Beschwerden gegen das Verhalten des Unternehmens. Ich vermute, dass die Gewerkschaften einen neuen Versuch bei Amazon in Bessemer und in anderen Bundesstaaten starten werden. Der konservative Südstaat Alabama ist für Gewerkschaften ein besonders schwieriges Terrain.

Ist Amazon ein „schwarzes Schaf“ der US-Wirtschaft oder verhalten sich andere Unternehmen ähnlich?
Das Bild ist gemischt. In der Autobranche sind die Gewerkschaften traditionell stark vertreten. Im Rest der noch verbliebenen Textilindustrie ist das nicht der Fall. Historisch sind die USA sicher deutlich weniger gewerkschaftsfreundlich als Europa. Was auch ein Grund dafür ist, dass die Gewerkschaften in Amerika viel schwächer sind.

Und dennoch haben zwei Drittel der US-Bürger nach einer Gallup-Umfrage eine positive Einstellung zu den Gewerkschaften. Verändert sich hier etwas?
Das gehört zu den vielen Widersprüchen in den USA. Eine ähnliche Dissonanz gibt es auch in der Abtreibungsfrage. Insbesondere die Republikaner sind traditionell gewerkschaftsfeindlich und wurden dafür von der Wirtschaft unterstützt.

Demonstranten in Los Angeles unterstützen die Gewerkschaftsinitiative von Amazon-Mitarbeitern in Alabama. Quelle: Reuters
Demonstration für Amazon-Arbeiter

Demonstranten in Los Angeles unterstützen die Gewerkschaftsinitiative von Amazon-Mitarbeitern in Alabama.

(Foto: Reuters)

Kann der Demokrat und Gewerkschaftsfreund Joe Biden das jetzt ändern?
Biden ist nicht nur ein Freund der Gewerkschaften, sondern setzt auch auf die Arbeitnehmervertretungen, um die Demokratische Partei zu stärken. Dass viele Arbeiter Trump gewählt haben, wurmt den neuen US-Präsidenten. Das Repräsentantenhaus hat mit demokratischer Mehrheit gerade den sogenannten „PRO Act“ verabschiedet, der viele Dinge verbieten würde, die Amazon in Alabama gegen die Gewerkschaftsbewegung unternommen hat. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die dafür normalerweise notwendige Mehrheit von 60 Stimmen im Senat zustande kommt. Biden hat sein Infrastrukturpaket jedoch bewusst den „American Jobs Plan“ genannt, weil er damit auch die Ziele der Gewerkschaften unterstützen will.

In den USA gibt es zugleich eine neue Bürgerrechtsbewegung gegen die Diskriminierung der Afroamerikaner. Ziehen Bürgerrechtler und Gewerkschafter an einem Strang?
Gewerkschaftsführer habe immer wieder auch den Kampf für mehr Bürgerrechte unterstützt. Biden hat sein ganzes Leben darauf gewartet, die US-Wirtschaft so umzubauen, dass die Mittelklasse davon mehr profitiert. Dabei geht es ihm ganz grundsätzlich um den Abbau sozialer Ungleichheit, egal ob sie wirtschaftlich oder ethnisch bedingt ist.
Herr Benjamin, vielen Dank für das Interview.

Mehr: Amazon-Mitarbeiter in den USA stimmen gegen Gewerkschaftsgründung

Startseite
Mehr zu: Nachgefragt - Daniel Benjamin: „Der Gewerkschaftsstreit ist für Amazon noch nicht zu Ende“
0 Kommentare zu "Nachgefragt: Daniel Benjamin: „Der Gewerkschaftsstreit ist für Amazon noch nicht zu Ende“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%