Nachruf Olivier Dassault – der Mann, der aus „der Politik ein Hobby machte“

Wurde 69 Jahre alt.
Paris Noch bis kurz vor seinem Tod war der Politiker Olivier Dassault, 69, für seinen Wahlkreis aktiv. Am Freitag traf er sich in Beauvais im Norden Frankreichs mit Premierminister Jean Castex und Innenminister Gérald Darmanin. Es ging um den Umgang mit gewalttätigen Banden in der Stadt.
Es war der letzte öffentliche Auftritt des Franzosen, der aus einer der einflussreichsten Unternehmerfamilien des Landes stammt – der Groupe Dassault, ein Firmenkonglomerat mit Schwerpunkten im Rüstungs- und Medienbereich. Das Unternehmen baut unter anderem den französischen Militärjet „Dassault Rafale“, auch die Zeitung „Le Figaro“ gehört zum Konzern.
Am Sonntag starb Olivier Dassault bei einem Hubschrauber-Absturz in der Nähe von Deauville in der Normandie, wo er das Wochenende verbracht hatte. Die Maschine vom Typ Aerospatiale AS350 Ecureuil (Eichhörnchen) stürzte kurz nach dem Start bei sonnigem Wetter ab. Es wurden Ermittlungen zur Absturzursache eingeleitet.
Dassault war seit 2002 Abgeordneter für die konservativen Republikaner im Departement Oise, in dem Beauvais liegt. Er war der älteste Sohn des 2018 verstorbenen Unternehmers Serge Dassault. Großvater Marcel Dassault gründete einst den Konzern.

Es war der letzte öffentliche Auftritt des Milliardärs und Politikers.
Olivier Dassault war politisch bestens vernetzt, die Bestürzung über seinen Tod ist groß. Präsident Emmanuel Macron twitterte: „Olivier Dassault liebte Frankeich.“
Seinen Tod bezeichnete der Staatschef als „großen Verlust“. Zahlreiche weitere französische Politiker ehrten Dassault. Die Tageszeitung „Le Monde“ schrieb über ihn, er sei „der Erbe, der aus der Politik ein Hobby machte“. Das Medium bezeichnete ihn auch als „eleganten Dandy“.
Geboren wurde Olivier Dassault am 1. Juni 1951 in Boulogne-Billancourt bei Paris. Er absolvierte eine Armeeausbildung für Offiziere der Luftstreitkräfte und wurde Ingenieur. Er war ein begeisterter Flieger.
Der Unternehmersohn war auch im Familienunternehmen aktiv, er kümmerte sich besonders um die Zeitung „Le Figaro“, die zum Konzern gehört. Noch vor wenigen Wochen wünschte er den Lesern „alles Gute für 2021“.
Neben seiner Politikkarriere und dem Fliegerhobby hatte der Familienvater noch eine weitere Leidenschaft – die Fotografie. Dassault machte Starporträts und abstrakte Fotos. Der Milliardär gehörte laut dem US-Magazin „Forbes“ zu den 400 reichsten Menschen der Welt – zusammen mit seinen beiden Brüdern und seiner Schwester. Jeder von ihnen soll rund fünf Milliarden Euro sein eigen nennen.
Olivier habe seinem Großvater Marcel Dassault sehr nahegestanden, heißt es. Ursprünglich soll der Senior sogar darüber nachgedacht haben, Sohn Serge zu übergehen und das Familienunternehmen gleich seinem Enkel Olivier anzuvertrauen.

Die beiden standen sich sehr nahe.
Doch Serge übernahm den Posten und ernannte Olivier zum stellvertretenden Direktor von Europe Falcon Service und Direktor der Strategie der Zivilflugzeuge von Dassault Aviation. Erst 2011 wurde Olivier Dassault Präsident des Aufsichtsrats.
Als Serge Dassault 2018 in seinem Pariser Büro an Herzversagen starb, hatte er keinen Nachfolger benannt. Olivier hatte sich einige Monate vor dem Tod seines Vaters schon zurückgezogen und den Posten als Aufsichtsratspräsident der Gruppe Dassault aufgegeben, weil er seine Position im Unternehmen nicht vereinbar mit der Politik fand.
Nach dem Tod seines Vaters gab es Nachfolgestreitigkeiten mit seinen drei Geschwistern. Der Sitz im Verwaltungsrat von Olivier Dassault wurde verlängert, er spielte aber keine herausragende Rolle mehr im Familienunternehmen.
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