Irland schaut sorgenvoll nach Athen. Angela Merkel trauen die Kommentatoren durchaus zu, eine Lösung auf den letzten Drücker zu finden. Finanzminister Michael Noonan versucht zu beruhigen: Eine „Ansteckungseffekt“ sei nicht zu befürchten und das Ganze sei „eher ein europäisches als ein irisches Problem“. Auf den Ernstfall eines „Grexit“ bereitet sich Dublin Medienberichten zu Folge aber vor.
Slowenien ist von Griechenland enttäuscht. „Tsipras ist noch nie zu mir gekommen, sondern geht nur nach Berlin und Paris“, beschwerte sich Regierungschef Miro Cerar. Dabei habe sein Land Athen mit 1,55 Milliarden Euro an Garantien und Krediten geholfen. Während Slowenien somit 3,1 Prozent des Nettoinlandsproduktes dafür aufbrachte, seien es in Deutschland und Frankreich nur 2,4 Prozent. Mehr sei kaum machbar, „weil die Hälfte meines Landes weniger entwickelt ist als Griechenland“.
Die Slowakei geht als eines der ärmsten Euro-Länder mit Griechenland scharf ins Gericht. Die Regierung beschwört bei jeder Gelegenheit Bundeskanzlerin Merkel, sie solle ja nicht nachgeben. „Warum sollen arme slowakische Pensionisten für die reicheren Griechen zahlen?“, lautet die gängige Formel, die in Bratislava Regierung und Opposition vereint. Die Slowaken mussten vor ihrem Euro-Beitritt 2009 ein knallhartes Sparprogramm absolvieren. Nach all diesen Entbehrungen könne er seinen Bürgern nicht zumuten, dafür zu bezahlen, dass es die Griechen leichter hätten, sagt Regierungschef Robert Fico.
In Finnland ist das Verständnis für weitere Griechenland-Hilfen angesichts der tiefen Wirtschaftskrise sehr begrenzt. Die neue Mitte-Rechts-Regierung, die seit April im Amt ist, fährt einen harten Sparkurs. Während der frühere Ministerpräsident und heutige Finanzminister Alexander Stubb als überzeugter Europäer gilt, hat Finnland mit Timo Soini zudem einen ausgesprochenen EU-Kritiker als Außenminister. Der Populist setzt sich schon lange offen für einen Rauswurf der Griechen aus der Euro-Zone ein.
Estland, Lettland und Litauen hatten während der Finanzkrise mit tiefen Rezessionen zu kämpfen. Mit strikten Sparmaßnahmen und eisernen Reformen brachten sich die kleinen Ostsee-Republiken wieder auf Wachstumskurs. Angesichts der eigenen und vor allem für die Bevölkerung schmerzhaften Opfer gibt es in Tallinn, Riga und Vilnius wenig Verständnis für die reformunwillige Regierung und die mangelnde Spardisziplin in Athen. Die drei Baltenstaaten sind Anhänger der deutschen Stabilitätspolitik und stützen den Kurs Berlins.
Da die zyprische Wirtschaft eng mit der griechischen verbunden ist, beobachten Medien und Politik aufmerksam die Entwicklung in Griechenland. Zypern ist das einzige Euro-Land, das Erfahrung mit Bankenschließung und Kapitalverkehrskontrollen hat. 2013 schlossen die Banken für einige Tage. In dieser Zeit konnten die Bürger höchstens 190 Euro täglich von ihren Konten abheben. Stufenweise wurden die Kontrollen bis Anfang April 2015 wieder aufgehoben.
Malta ist für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone, verliert jedoch langsam die Geduld. „Niemand will, dass das passiert, weil es ein großes Durcheinander wäre und die negativen Folgen enorm wären“, sagte Finanzminister Edward Scicluna der Deutschen Presse-Agentur zu einem möglichen Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. „Aber sicherlich kann diese Sache nicht bis Ende Juni gelöst worden, selbst wenn die Griechen den Bedingungen zustimmen.“ Malta ist nach Angaben Sciclunas frustriert über die Verhandlungstaktik Griechenlands mit immer neuen Forderungen. Die Bürger werden langsam wütend; viele verlangen, dass Athen die 172 Millionen Euro zurückzahlt, die Malta für die Rettung des Landes zur Verfügung gestellt hat.
Quelle: dpa
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@Klaus Walter
Nicht die Bürger haben Schuld, sondern die POLITIK und die Medien, die nicht mehr neutral berichten. Die Politik hat schon immer über das Schicksal der Bürger etnschieden. Ob Krieg oder nicht Krieg, ob arme oder reiche Gesellschaft, ob Mangel oder Wohlstand....die Politik ist es, die hier an den Pranger zu stellen ist. Und auch die Medien, die sich nicht mehr Neutral verhalten. Danke!
@aza azaziel
In Sachen Ueberschuldung ist besonders das Beispiel Japan von grosser Interesse. Dort hat man eine Schuldenquote von rund 230%. Waehrend 1/2012 die BOJ 9,4% der Staatsschulden finanziert hat waren es 7/2014 schon 23,2%. Neuere Zahlen liegen mir leider nicht vor aber vermutlich ist die Tendenz steigend.
Die Finanzierung per Notenpresse mag einige Zeit gut gehen aber vermutlich nicht ewig.
Irgendwann wird es sich in der Finanzwelt rumsprechen das der "Kaiser keine Kleider traegt" und dann ist das Spiel aus. Klar, man hat Angst das Griechenland zu einem "AHA-Erlebnis" wird. Aber das kommt frueher oder spaeter sowieso. Wenn nicht in Griechenland dann eben in Spanien, Italien oder Japan.
Solange man den Artikeln der Medien folgt, wird man immer noch den Griechen die Schuld an diesem Verbrechen geben. Und der Deutsche Michel glaubt diesen Schmarrn nur zu gerne. Eine Aneinanderreihung von Gipfeln und Treffen die allesamt immer den Durchbruch bringen sollen, und Fortschritte bringen müssen. Eine riesen Farce die da Abläuft, es geht einzig darum Zeit zu gewinnen um nicht die Nächste Bankenpleite zugeben zu müssen. Die Troika bricht ein Gesetz nach dem anderen, einen Vertrag nach dem anderen, um die Regierung zu zwingen Unmenschliche Reformen durchzudrücken, um die Regierung Bloßzustellen. Es darf im EU-Raum keine Kommunistische Regierung geben. Die muss mit allen Mitteln abgesetzt werden. Auch wenn das Volk verreckt.
Seid euch darüber Bewusst, dass Griechenland die Blaupause für ganz Europa ist. Es wird einen nach dem anderen so ergehen. Dafür wird der IWF als Zuhälter der Finanzoligarchie schon sorgen.
Ist es nicht grotesk, dass man ausgerechnet im Höhepunkt der Griechenland-Krise den "Fünf-Präsidenten-Bericht" ins Spiel bringt, um der EU noch mehr Kompetenzen zuzuschanzen und den Nationalstaaten weitere Souveränität zu nhemen? Ein Schelm.....
http://www.welt.de/wirtschaft/article142844482/EU-bringt-Reform-des-Euro-Systems-auf-den-Weg.html
Ich erinnere mich dunkel daran, dass irgendein Finanzminister mal gesagt hat, dass wir in Europa eine Krise bräuchten, um zur Fiskalunion zu kommen. Wer war das noch mal.....?
Zitat:
"He sees the turmoil as not an obstacle but a necessity. “We can only achieve a political union if we have a crisis,” Mr. Schäuble said."
Quelle:
http://www.nytimes.com/2011/11/19/world/europe/for-wolfgang-schauble-seeing-opportunity-in-europes-crisis.html?pagewanted=2&_r=2
Sauber!
:-D :-D
Wieso ist immer wieder Deutschland bzw. Merkel schuld? Die Griechen sind immer empört wenn Tipps aus dem Ausland kommen. Selbst sind sie aber zu nichts in der Lage. Sie können nicht einmal Steuern eintreiben. Was soll also immer das Gequatsche von Merkels Politik. Die Griechen sollten halt selbst mal ihren Saustall aufräumen. Dazu sind sie aber nicht bereit, da alimentiert werden viel bequemer ist.
@aza azaziel
In der Tat, es gibt europäische Länder, die nicht der Euro-Zone angehören, und mit zwei Währungen fahren, der eigenen und dem Euro, Montenegro ist so ein Fall.
Thomas Meyer Ex.Chefvolkswirt der Deutschen Bank hat eine Parallelwährung für Griechenland vorgeschlagen, die "Neue Drachme" neben dem Euro.
Zur Frage was man in der jetzigen Lage, die weit über die Griechenlandproblematik hinausgeht, wie sie richtig gesagt haben, politisch machen kann, ist naturgemäß schwer zu beantworten.
Es gibt bestimmte ökonomische und währungstechnisch/politische Prozesse die nach Art von Naturgesetzten ablaufen. Herr Draghi kann zwar das eine oder andere "sagen" oder machen und damit gewisse retardierende Momente erzielen, mehr aber auch nicht.
Banal parteipolitisch, es gibt in der Union ein paar vernünftige Leute Bosbach, Willsch, Gauweiler u.a. die allerdings in einer hoffnungslosen Monderheitenposition sind.
Also von meiner Seite, je m´en fiche. oder gebildeter, "sich abfinden und gelegentlich auf´s Wasser sehen" .
@ Herr C. Falk – Wir sind auf der gleichen Frequenz! Eine kleine Anmerkung. Ich bin unbedingt dafuer, dass Griechenland sich zu einer eigenen Waehrunng entschliesst. Alternativlos ist das allerdings nicht. Griechenland kann nach einer Insolvenz den Euro als Zahlungsmittel behalten. Eine Privateperson oder eine Firma, die in Deutschland pleite gehen werden auch weiterhin in Euro rechnen und bezahlen. Aber solche Ueberlegungen werden vielleicht bald gar nicht mehr relevant sein.
Und noch eine Frage: Hinter wen koennen sich Leute wie Sie und ich eigentlich scharen, damit wir gemeinsam unsere Stimme erklingen lassen koennen? Ich bin ratlos.
Flash Gordon hat sich adoptieren lassen vom Grafen und dafür eine " Stange Geld bezahlt"
Jetzt ist er "Freiherr". Herzlichen Glückwunsch. lol