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Nato-Gipfel Neuer Kalter Krieg in Europa?

Gute Freunde waren Russland und die Nato nie. Aber zwei Jahrzehnte war das Verhältnis partnerschaftlich. Jetzt spukt das Gespenst eines neuen Kalten Krieges durch Europa. Sind wir schon wieder so weit? Ein Reisebericht.
04.07.2016 - 10:21 Uhr 16 Kommentare
US-amerikanische Nato-Soldaten bei einem großen Marine-Manöver in Polen: An „Baltops“ nahmen 6100 Soldaten aus 17 Ländern teil. Quelle: dpa
Säbelrasseln an Europas Grenzen

US-amerikanische Nato-Soldaten bei einem großen Marine-Manöver in Polen: An „Baltops“ nahmen 6100 Soldaten aus 17 Ländern teil.

(Foto: dpa)

Berlin Die Nato schickt tausende Soldaten nach Polen und ins Baltikum. Russland verstärkt seine Truppen im Westen des Riesenreiches massiv. Beide Seiten präsentieren bei Großmanövern ihre Waffen - und werfen sich gegenseitig Aggression vor.

Die nukleare Abrüstung ist ins Stocken geraten, die Beschaffung von Panzern und Raketen hat dagegen wieder Hochkonjunktur. Säbelrasseln scheint die bevorzugte Kommunikationsform zwischen der Nato und Russland zu sein. Geredet wird hauptsächlich übereinander, kaum noch miteinander.

Die Nato will am 8. und 9. Juli auf einem Gipfel in Warschau beschließen, ab dem kommenden Jahr zusätzlich 4000 Soldaten in die baltischen Staaten und nach Polen zu verlegen – zur Abschreckung Russlands. Die Regierung in Moskau hatte der Nato deswegen vorgeworfen, eine anti-russische Hysterie zu schüren.

Die russischen Annexion der Krim vor zwei Jahren hat die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs etablierte europäische Friedensordnung ins Wanken gebracht. Steht Europa nun ein neuer Kalter Krieg bevor? Oder stecken wir vielleicht schon mittendrin? Kurz vor dem Nato-Gipfel in Warschau sind Reporter der Deutschen Presse-Agentur durch Europa gereist, um dieser Frage nachzugehen.

Seit Jahrhunderten stehen sich die Hermannsfeste in der estnischen Stadt Narva und die russische Burg Iwangorod gegenüber. Getrennt nur vom Fluss Narva, der seit Jahrhunderten die Trennungslinie und Pufferzone zwischen den Machtblöcken auf beiden Seiten bildet. Heute verläuft hier die Grenzlinie zwischen der EU und Russland. Der Fluss ist zugleich die östliche Außengrenze der Nato.

Auf den imposanten Burgen wehen die estnische und russische Flagge. Doch in puncto Sprache ist die Grenze weniger eindeutig in Narva, der mit 60.000 Einwohner drittgrößten Stadt des Baltenstaats. „Die Menschen hier reden meistens Russisch“, erzählt Bürgermeister Tarmo Tammiste in seinem Büro. Als waschechter Este gehört er hier einer Minderheit an. In der ganzen Region leben vorwiegend ethnische Russen. Esten machen nur vier Prozent der Bevölkerung Narvas aus.

Unter Tammistes Bürofenster liegt der zentrale Peetri Platz. Ganz am Ende liegt der Grenzübergang, der auf eine breite Brücke führt. Rechts und links stehen Passkontrollhäuschen und Zollstationen. Schlagbäume und hohe Zäune markieren die Außengrenze der Nato. Panzer oder schwer bewaffnete Soldaten sind aber nicht zu sehen. Kein Hauch von Checkpoint Charlie, dem Symbol des Kalten Krieges im jahrzehntelang geteilten Berlin.

Auf der anderen Flussseite liegt das russische Iwangorod, ein Provinznest mit rund 9000 Einwohnern. Die Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Sankt Petersburg, ist nur 150 Kilometer weiter östlich - näher als Estlands Hauptstadt Tallinn.

Viele Russen in Estland betrachten Russland als ihre historische Heimat und ihr kulturelles Fundament“, sagt Kristina Kallas, Leiterin des Narva College der Universität Tartu. Die meisten ziehe es aber nur zum Verwandtenbesuch auf die andere Flussseite oder um sich dort billig Zigaretten, Sprit oder Alkohol zu besorgen.

Die Ukraine-Krise und die mit dem Schutz der russischen Landsleute begründete Annexion der Krim hat in Estland alte Ängste und neue Befürchtungen geweckt. Könnte Moskau auch die Russen in Narva aufwiegeln? Kann hier dasselbe passieren wie auf der Krim?

Estlands Luftwaffe existiert nur auf dem Papier
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16 Kommentare zu "Nato-Gipfel: Neuer Kalter Krieg in Europa?"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "... die Beschaffung von Panzern und Raketen hat dagegen wieder Hochkonjunktur."

    Hauptsache, Konjunktur, egal welche, egal wie. Mit den Arbeitsplätzen, die dranhängen, hält man schließlich "das Volk" bei der Stange.

    "Säbelrasseln scheint die bevorzugte Kommunikationsform zwischen der Nato und Russland zu sein. Geredet wird hauptsächlich übereinander, kaum noch miteinander."

    Ah ja, und wer genau ist jetzt "die Nato" bzw. "Russland"?

  • Sie sollten sich besser informieren und auf keiner NATO Propaganda hereinfallen. Die Nato hatte ihre Zusammenarbeit mit Russland in Folge des Krimreferendum 2014 ausgesetzt.

    Es geht nicht um Manöver. Es geht um die einseitige Kündigung des ABM Vertrages durch die USA und die Raketenabwehr in Rumänien/Polen, um die ständige Präsenz US Spionageflugzeuge die ohne einschalteten Transponder an Russlangs Grenzen rumfliegen, um 5000 Tonnen Munition die nach Deutschland aus USA eingeflogen wurden, die Modernisierung der Atomwaffen die in Deutschland stationiert sind obwohl ihre Rückführung in die USA im Bundestag längst beschlossen wurde, um die ständige Präsenz von US Kriegsschiffe im Schwarzen Meer und vor Kaliningrad, um die neue US Panzerbrigade die in Osteuropa verlegt wird usw. usw. usw.


  • "Neuer Kalter Krieg in Europa?"

    Ja, weil der Westen ihn will. Hoffen wir, dass es kein Heißer wird.

    Gut, dass Außenminister Steinmeier aufpasst: Er hat "schon" gemerkt, dass mit dem Säbel gerasselt wird. Mal schaun, was die CDU dazu meint. Ist da nicht ein CDU-Oberer vor Kurzem zu einem Panzerhersteller gewechselt?

  • Hoffentlich kommen wir zur Partnerschaft zurück. Mit Frau Merkel aber steuern wir auf eine neue Eiszeit extrem schnell hin. Sie ist gegen Bürger, Deutsche und EU.

  • die demokratischen Abstimmungen sind nur gefragt, wenn das Erbenis so ausfällt, wie es sich die "Eliten" vorstellen.

    Wäre in Österreich van der Bellen "durchgewunken" worden - kein Problem
    Hätten die Briten für den Verbleib in der EU-DSSR gestimmt - das ist reine Demokratie im Sinne von Juncker, und Schulz!!!

    Leider wachen offenbar immer mehr Leute auf und wählen das, was IHREN Vorstellungen entspricht.
    Das kann dan natürlich keine "Demokratie" sein. - dann waren "Rattenfänger" unterwegs, auf die sich auf das "Pack" eingelassen hat.

  • Es wäre anständig, nicht ständig Falschmeldungen zu verbreiten. Die Krim hatte seit eh einen Sonderstatus und war nicht "irgendeine Insel". Der Vertrag der Krim mit der Ukraine sieht die Sebstbestimmung vor, als auch die Energie Versorgung durch die Ukraine.
    Die Ukraine hat ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht regelmässig erfüllt -
    Die Krim hat sich in freier Abstimmung ohne Blutvergiessen für RU entschieden.

    Die Krim war übrigens viel länger russisch als Polen Polen war oder die japanischen Kukuwai Inseln chinesich waren. Doch darüber regen Sie sich nicht auf, dass jene Länder die Gebiete andere Völker ohne Widespruch annektiert haben. Diese Tatsachen gehören zwar nicht zur Diskussion über die Krim oder Esthland, doch zeigen sie das Doppelgesicht der Politiker, die wie Merkel bei Erdogan schmeichelt und beim Putin beisst.

  • Gut , dass der Artikel einmal erklärt, dass Estland in einer ethnisch russsischen Gegend mit nur 4% Esthen einen esthischen Bürgermeister eingesetzt hat. Das ist eine Missachtung der Mehrheit der Bevölkerung, eine Provokation. Das Nato Militär ist also dort, um im Land selbst eventuelle Anschlusswünsche mit Gewalt zu unterdrücken - eine fiese aggressive Politk. Traurig, dass wir in der EU so weit herunter gekommen sind, statt Kollaboration die Provokation zu betreiben! Juncker & Co müssen weg, die USA Abhängigkeit ist einfach zu gross. Es bleibt nicht nur bei TTIP.

  • Was glauben denn die Balten und Polen, was sie gewinnen können. Sie sind im Ernstfall nur dummes Kanonenfutter für die Ansprüche der USA. Sollten Natosoldaten jemals russisches Gebiet betreten, besiegeln diese Länder ihren ewigen Untergang. Auch von Deutschland bleibt dann nichts mehr übrig

  • Warum sollte die NATO keine Manöver im Osten machen? Russland hat die Beziehungen gekappt und nicht anders herum!

    Wer in Europa mal so einfach eine Insel kapert mit dem Hinweis, dass das russich wäre, na ja wenn ich da mal in die Keltenzeit gehen würde gäbe es sicher auch noch verschieden Gebietsansprüche! Das war ziemlich blöde von Putin und nicht von der NATO!

    Mir wäre es allerdings lieber, wenn wir endlich dieses Krebsgeschwür von IS vom Erdboden tilgen könnten! Als nächstes sollten die Syrer in einer freien Wahl Assad aus dem Amt wählen dürfen.

    Tja leider läuft die Welt so gar nicht, da wäre doch sofort der Protest der Waffenhersteller, im Geheimen natürlich, am Ohr der Politiker! Ja, man verfolgt auf recht dreiste Art Journalisten die für Aufdeckung von linken Waffenlieferungen berichten und stellt sie im angeblich FREIEN Deutschland vor Gericht! Wo bitte ist hier der Unterschied zur Türkei oder zu Russland?

    Also das sollte doch heute jeder kapiert haben, mit Waffen kann man so richtig dicke Kohle verdienen und das lassen die sich ganz bestimmt nicht nehmen!

  • Das »Verteidigungsbündnis« läuft aus dem Ruder!

    @Herrn Peter Noack: Brzezinsky ist aktuell wie nie, sehr zu empfehlen, ebenso Peter Scholl-Latour.

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