Neuer Job-Index Amerikas Arbeitsmarkt schafft viele Jobs, aber wenig gute

In den USA gibt es so wenig Arbeitslose wie seit Jahrzehnten nicht. Aber sie haben sind oft schlecht bezahlte Billig-Jobs, die nicht zum Leben reichen.
New York Der Arbeitsmarkt ist eines der Lieblingsthemen von Donald Trump. „Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig ist wie seit 51 Jahren nicht mehr“, betonte er erst Anfang der Woche in einer Rede vor Bankern und Managern in New York. „Sieben Millionen Menschen sind nicht mehr von Essensmarken abhängig. Wir holen die Leute weg aus der Sozialhilfe und bringen sie zurück in den Arbeitsmarkt.“
Doch die Qualität der Jobs nimmt schon seit Jahrzenten ab, wie ein neuer Arbeitslosen-Indikator nun belegt. „Das liegt vor allem daran, dass Stellen in der Produktion ins Ausland abgewandert sind und durch Jobs im Service-Sektor ersetzt werden. Die sind oft auch schlechter bezahlt”, sagt Dan Alpert, der an der Cornell-University in Ithaca im US-Bundesstaat New York unterrichtet und den Indikator mitentwickelt hat.
„Job Quality Index“, heißt die Kennzahl, die ermittelt, wie viele hochwertige Stellen im Verhältnis zu einfachen und schlechter bezahlten Jobs jeden Monat entstehen. Alpert und seine Co-Autoren, Jeffrey Ferry, Robert Hocket und Amir Khaleghi zeigen, dass der Arbeitsmarkt, ähnlich wie die Gesellschaft, in zwei Klassen aufgeteilt ist. Die mit den schlechter bezahlten Jobs verdienen nicht nur weniger pro Woche, sie arbeiten auch weniger Stunden. „Das ist eine Art der Unterbeschäftigung“, stellt Alpert klar.
Wäre der Index bei 100 würde es genau gleichviele gut und schlecht bezahlte Jobs geben. Er liegt jedoch bei 82, und ist seit Beginn der Messungen 1990 um 14 Prozent gefallen.
Der Trend zu schlechter bezahlten Service-Jobs ist längst allgegenwärtig. Doch der Index könnte gerade im US-Wahlkampf zu einer wichtigen Kenngröße für Trumps Konkurrenten werden. Die demokratischen Präsidentschaftskandidaten Elizabeth Warren und Bernie Sanders kämpfen um Wähler in den unteren Einkommensschichten und verweisen regelmäßig darauf, dass die US-Wirtschaft und die Aktienmärkte zwar stärker wachsen als andere Industrienationen. „Doch der Aufschwung kommt bei vielen nicht an“, betont Warren auf ihren Wahlkampfreden. Die Löhne sind für den Großteil der Bevölkerung kaum gestiegen, dafür aber etwa die Ausgaben für Krankenversicherungen und Studiengebühren.
Der Index liefert auch eine wichtige Erklärung dafür, dass die Kerninflation in den USA trotz des Booms am Arbeitsmarkt nicht anzieht. Weil die Arbeitnehmer weniger verdienen als früher und die Löhne zudem kaum steigen, steigen auch die Preise nicht. Alpert und Co. verweisen auch auf eine enge Korrelation zwischen dem Index und dem zehnjährigen Renditen auf US-Staatsanleihen, einem wichtigen Maß für die wirtschaftliche Stärke und Inflationserwartungen: „Wenn der Index steigt, es also mehr gut bezahlte Stellen gibt, dann steigt auch die Rendite auf die Staatsanleihen und umgekehrt“, so Alpert. Derzeit liegt die Rendite jedoch mit 1,8 Prozent nahe an ihrem Rekord-Tief.
Mehr: Trotz des andauernden Handelsstreits präsentieren sich die US-Beschäftigungszahlen robust. Sorgen bereiten dagegen die zurückgehenden Investitionen der Unternehmen.
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