Ökonom Hernando de Soto Aktivist auf einem anderen Pfad

Der Peruaner inspirierte die Weltbank zu ihrer weltweiten „Doing-Business“-Liste über unternehmerfreundliche oder -feindliche Staaten.
Manchmal kommen dem peruanischen Ökonomen Hernando de Soto der politische Erfolg und die grausamen Auftritte des Islamischen Staats im Nahen Osten vor wie aus einem Film, den er bereits gesehen hat. Im Peru der achtziger Jahre. Dort tobte einer der damals brutalsten Bürgerkriege weltweit. Rund 70.000 Menschen kamen von 1980 bis 2000 zwischen den Fronten der maoistischen Guerilleros des „Sendero Luminoso“ und den Militärs ums Leben. Der Sendero dominierte damals 60 Prozent des Landes, ähnlich wie der IS heute in Irak und Syrien.
Der Philosophieprofessor Abimael Guzmán hatte Maos Weg zum „Leuchtenden Pfad“ als Vorbild erkoren für den bewaffneten Kampf. Waffen verachtete Guzmán als „bourgeois“. Lediglich das „bescheidene Dynamit“ akzeptierte er als „echte Volkswaffe“. Doch morden sollten seine Anhänger am besten mit den eigenen Händen, mit Steinen oder Knüppeln. Nur dann seien sie flexibel und schlagkräftig auch gegenüber einem überlegenen Gegner. 1990 schätzten Sicherheitsexperten wie Rand Corp., dass der Sendero in zwei Jahren die Macht in Peru übernehmen würde.
Ärgster Feind des Terrorchefs
Doch dazu ist es nicht gekommen. Heute ist von der Gruppe nicht mehr viel übrig, ihr Führer lebt seit 22 Jahren hinter Gittern. Den entscheidenden Schlag versetzte der übermächtigen Guerilla keine militärische Elitetruppe – sondern ein Ökonom: Der Peruaner Hernando de Soto war damals wirtschaftspolitischer Berater des Präsidenten Alberto Fujimori. Ihm riet er, die Coca-Bauern zu entkriminalisieren. Die armen Bauern, unter denen der Sendero seine Soldaten rekrutierte, erhielten die Besitzrechte an ihren Ländereien. „Wir konnten sie davon überzeugen, dass sie keine Proletarier sind, sondern Unternehmer“, erklärt de Soto seine Strategie.
Damit traf er den Sendero an einer empfindlichen Stelle. In der Folge verlor die Guerilla immer stärker an Rückhalt in den ländlichen Regionen. Der Abstieg der gefürchteten Terrororganisation war eingeleitet. Die direkte Folge für Hernando de Soto: Auf ihn selbst und sein „Instituto Libertad y Democracia“ (ILD) in Lima wurden in den Terrorjahren mehr Bombenanschläge verübt als auf jede andere Institution in Peru. Terrorchef Guzmán bezeichnete de Soto als seinen ärgsten Feind.
Hernando de Soto hat seinen Kampf gegen den Terror in seinem ersten Werk „Der andere Pfad“ beschrieben – damit ist er bekannt geworden. In seinem Bestseller „The Mystery of Capital“ hat er seine These im Jahr 2000 noch einmal verfeinert aufgeschlüsselt. Verkürzt lautet sie: Das Elend der armen Menschen auf der Welt wird nicht mit Entwicklungshilfe, Sozialprogrammen oder Weltbankkrediten gelöst. Der Schlüssel für Armutsbekämpfung sind Eigentumsrechte. Die Menschen im informellen Sektor brauchen gesicherte, handelbare und beleihbare Eigentumstitel für das Land und die Grundstücke, auf denen sie leben. Das ist der erste Schritt, dass sie ihre Probleme selbst lösen können. „Die Armen weltweit sind nicht arm“, sagt de Soto, „sie müssen nur die Chance haben, ihren Besitz zu wirtschaftlichem Leben erwecken zu können.“ Das geht aber nicht, weil die Länder keine Rechtsordnung haben, die der gesamten Bevölkerung Rechtssicherheit und Eigentum garantiert.
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