Pandemie-Bekämpfung „Pakt von Rom“ unterzeichnet: G20 wollen Corona-Impfungen weltweit beschleunigen

Die G20-Staaten verpflichten sich dazu, an einem weltweiten Zugang zu sicheren und erschwinglichen Impfstoffen und Therapien gegen Covid-19 zu arbeiten.
Rom Rom scheint ein gutes Pflaster zu sein im globalen Kampf gegen die Corona-Pandemie: Schon beim Health Summit im Mai, der noch fast komplett digital ablief, gab es feste Zusagen. Damals preschten die Impfstoffhersteller vor und erklärten, ihre Vakzine den ärmsten Ländern zum Selbstkostenpreis zu überlassen.
Auch zum Treffen der G20-Gesundheitsminister, das am Montagabend endete, gibt es erneut Handfestes: Deutschland legt auf seine bisherigen Zusagen noch einmal 30 Millionen Impfdosen drauf und stellt künftig 100 Millionen Dosen zur Verfügung. „Das ist so viel, wie wir selbst in unserem Land bisher verimpft haben“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der persönlich nach Rom gereist war.
Obendrein unterschrieben die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer einstimmig den „Pakt von Rom“. Darin erklären die Minister, Impfstoffe gegen Covid-19 künftig besser zu verteilen.
Ziel ist es, die Vakzine in die ärmsten Länder der Welt zu bringen, erklärte Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza bei seiner Abschlusspressekonferenz. Auch die Produktion vor Ort solle ausgeweitet werden, damit weitere Staaten Impfstoffe herstellen könnten.
Laut Speranza verpflichten sich die Staaten dazu, an einem weltweiten Zugang zu sicheren und erschwinglichen Impfstoffen und Therapien gegen Covid-19 zu arbeiten. Noch bis Ende dieses Jahres sollen mindestens 40 Prozent der Weltbevölkerung immunisiert werden.
Mehr aufklären und Fake News bekämpfen
Wichtig sei dabei, die Menschen aufzuklären und gegen Fake News vorzugehen. Ein weiterer Punkt der Erklärung: Die G20 wollen stärker zusammenarbeiten, um Menschen auf der Flucht oder in schwierigen Lebenslagen den Impfstoff zugänglich zu machen.
Zentral im Dokument ist der Begriff „One Health“, also der Ansatz, die Human- und Tiermedizin als ein gemeinsames System zu betrachten. Das Ziel sei, gemeinsame Krankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können, zu überwachen und sich davor zu schützen.
Die Organisation Brot für die Welt kritisierte die Ergebnisse des G20-Treffens. Die Gesundheitsminister hätten die Chance vertan, den weltweiten Impfkampagnen einen großen Schub zu geben, hieß es einer Mitteilung.
In Afrika seien gerade einmal drei Prozent der Bevölkerung zweifach geimpft. „Das liegt insbesondere daran, dass wohlhabende Länder wie Deutschland weit mehr Impfdosen gekauft haben, als sie überhaupt brauchen – und somit ärmere Länder leer ausgegangen sind“, erklärte die Organisation.
Dritte Dosis in Italien in Planung
Die Organisation One lobte die Pläne Deutschlands. Sie setzt sich für ein Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis zum Jahr 2030 ein. Es werde kein Ende der Pandemie geben „ohne weltweiten Zugang zu Corona-Impfstoffen“, erklärte Karoline Lerche von One Deutschland. Damit die Impfstoffe schnell zu den Menschen kämen, müsse die Bundesregierung aber genau darlegen, „wann wie viele Impfstoffe zur Verfügung stehen“.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat das Ziel ausgegeben, bis Mitte des nächsten Jahres eine weltweite Impfquote von 70 Prozent zu erreichen. Während in Industrieländern wie Italien schon jetzt mehr als 70 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft sind und bereits über die Verabreichung der dritten Impfdosis noch im September gesprochen wird, gibt es Länder in Afrika, in denen weniger als zwei Prozent der Bevölkerung komplett geimpft sind.
Aber auch auf Ebene der G20-Staaten gibt es gravierende Unterschiede: In Indonesien sind erst 23 Prozent der Menschen durchgeimpft, in Südafrika sind es sogar nur rund 16 Prozent.
Mit Agenturmaterial
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