Pandemie Dänemark und Schweden heben alle Corona-Restriktionen auf

Dänemarks Regierungschefin (Mitte) läutet den Ausstieg aus den Corona-Einschränkungen ein. 73 Prozent aller Dänen sind doppelt geimpft.
Stockholm Dänemark und Schweden haben die Aufhebung aller Corona-Restriktionen angekündigt. Den Anfang macht Dänemark, das am Freitag seine Einschränkungen abschafft. Die Pandemie sei „unter Kontrolle“, erklärte nicht ohne Stolz Dänemarks Gesundheitsminister Magnus Heunicke. Ab dem 10. September sei es so weit. „Die Regierung hat versprochen, die Restriktionen nicht länger als notwendig aufrechtzuerhalten. An diesem Punkt sind wir jetzt angelangt“, sagte der Sozialdemokrat.
Gleichwohl betonte er, dass die Pandemie noch nicht vorüber sei. „Wir werden nicht zögern, sehr schnell zu handeln, wenn die Pandemie wieder wichtige Funktionen unserer Gesellschaft bedroht.“
Bereits seit dem 1. September müssen Däninnen und Dänen keinen Corona-Pass beim Besuch von Restaurants, Fitnesszentren und Frisören mehr vorlegen. Vom 10. September an ist ein Nachweis über die vollständige Impfung oder eine überstandene Infektion auch nicht mehr bei einem Besuch von Diskotheken, Nachtklubs und Großveranstaltungen nötig. Im Prinzip sind damit sämtliche Beschränkungen des öffentlichen Lebens aufgehoben.
Die Aufhebung der Restriktionen erfolgt jetzt, obwohl Dänemark immer noch eine Sieben-Tage-Inzidenz von knapp 73 verzeichnet. Nachbar Schweden, der von Beginn der Pandemie an einen Sonderweg ohne umfassenden Lockdown beschritten hat, kommt momentan nur auf einen Wert von knapp über 65,3.
Auch ist die Belegung in den dänischen Krankenhäusern mit Covid-Patienten zuletzt wieder gestiegen. Dass die Regierung die Restriktionen dennoch abschaffen will, liegt am Druck der Opposition auf die Minderheitsregierung von Mette Frederiksen. Mehrere Oppositionsparteien fordern seit Längerem, dass Covid-19 nicht mehr als eine Pandemie definiert wird, die die Gesundheit der Bevölkerung wesentlich bedroht, also beispielsweise eine Gefahr für den ordnungsgemäßen Betrieb eines Krankenhauses darstellt. Mit dieser bislang geltenden Definition traten Restriktionen automatisch in Kraft, sobald bestimmte Inzidenzwerte erreicht wurden. „Diese Automatik war eine Überreaktion“, meint Per Larsen, Gesundheitsexperte der oppositionellen Konservativen.
73 Prozent aller Dänen sind vollständig geimpft
Grund für die Lockerungen ist auch die hohe Impfrate. 73 Prozent aller Dänen sind vollständig geimpft. Ganz zufrieden ist die Gesundheitsbehörde allerdings nicht: Denn die Impfbereitschaft bei 20- bis 34-Jährigen ist zuletzt deutlich gesunken. Deshalb forderte der Gesundheitsminister noch einmal nachdrücklich Menschen in dieser Altersgruppe zur Impfung auf.
Dänemark hatte bereits im Frühjahr trotz relativ hoher Inzidenzen einige Restriktionen zurückgenommen. So galt die Maskenpflicht in vielen Bereichen nicht mehr. Nach mehr als vier Monaten konnten die Dänen auch wieder Restaurants besuchen. Geschäfte und größere Einkaufszentren konnten ebenfalls nach wochenlangen Schließungen wieder öffnen. Voraussetzung war ein negativer Covid-19-Test.
Die Mitte-links-Regierung von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte während der Corona-Pandemie zunächst einen relativ harten Kurs gefahren: Restriktionen wurden eingeführt, sobald die Infektionszahlen nach oben schnellten. Im Gegensatz zu mehreren anderen Ländern trug die Bevölkerung im kleinen Königreich die Einschränkungen mehrheitlich mit.
Viele Dänen haben die Lockerungen herbeigesehnt. Doch es gibt auch Kritik an dem Beschluss. Das sei zu früh, kommentieren Dänen in den sozialen Netzwerken. Andere wollen auch künftig eine Maske tragen, obwohl sie dieses nicht mehr müssen. Und einige fürchten, dass die Aufhebung der Restriktionen ein gefährliches Experiment ist.
Große Erleichterung bei Schwedens Veranstaltern und Gastronomen
Ähnliche Stimmen sind auch in Schweden zu hören. Dort hat die rot-grüne Minderheitsregierung Anfang der Woche beschlossen, die wenigen Restriktionen, die es noch gab, ab dem 29. September aufzuheben. „Wir sind wegen unserer erfolgreichen Impfkampagne sehr weit gekommen“, begründete Gesundheitsministerin Lena Hallengren den Beschluss.
Tatsächlich sind in Schweden bereits 70 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Die Aufhebung der Restriktionen bedeutet, dass es bei öffentlichen Veranstaltungen wie Fußballspielen und Konzerten, aber auch bei privaten Feiern keine Begrenzungen der Personenzahl mehr gibt. Auch Restaurants dürfen wieder alle Tische besetzen.
Bei Veranstaltern und Gastronomiebetreibern löste die Entscheidung große Erleichterung aus. Allerdings warnte Ministerin Hallengren, dass die Aufhebung der Restriktionen nicht das Ende von Covid-19 bedeute. „Wir werden lernen müssen, mit dem Virus umzugehen“, sagte sie und fügte hinzu, dass „Restriktionen umgehend wieder eingeführt werden, wenn sich die Lage verschlechtert“. Einige Virologen kritisierten das Vorgehen der schwedischen Regierung. Für sie kommt die Aufhebung zu früh, zumal die Infektionszahlen zuletzt wieder gestiegen sind und die Krankenhäuser eine stärkere Belegung der Intensivbetten melden.
Mehr: Impfen, testen, Maskenpflicht: Wie Europa die Rückkehr ins Klassenzimmer organisiert.
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