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Pandemie Sargpreise steigen massiv: Warum Corona in Russland so heftig wütet

Angeblich hatte Russland mit „Sputnik V“ weltweit den ersten Impfstoff gegen Covid-19. Doch nun erlebt das Land eine massive neue Infektionswelle.
16.10.2021 - 13:20 Uhr Kommentieren
In Russland ist die Impfskepsis besonders weit verbreitet. Quelle: dpa
Impfzentrum in Moskau

In Russland ist die Impfskepsis besonders weit verbreitet.

(Foto: dpa)

Berlin Während die Pandemie in vielen Ländern Europas langsam ihren Schrecken verliert, gerät die Lage in Russland zunehmend außer Kontrolle. Die Zahl der Infizierten und Covid-Toten erreicht immer neue Höchststände, der größte Flächenstaat der Erde liegt mit fast 32.000 Neuinfektionen und nahezu 1000 Coronatoten täglich inzwischen sogar über den Rekordhöhen des letzten Winters.

Nun sollen Impfzwang, Prämien und andere drastische Maßnahmen den Anstieg bremsen. Über 65-Jährige erhalten nun eine Prämie von 10.000 Rubeln (umgerechnet gut 120 Euro), wenn sie sich impfen lassen.

Wie schwerwiegend die Krise mittlerweile ist, zeigen etwa die steigenden Preise für Särge und Grabkreuze: Um 30 bis 60 Prozent sind die Kosten für einen Sarg in die Höhe geschnellt, berichtet der Chef des Bestattungsunternehmens „Schurawly“, Ilja Boltunow.

Offiziell wird die Preissteigerung mit teurerer Holz- und Metallbeschaffung begründet. Moskauer Medien weisen aber auch darauf hin, dass der gesamte Bestattungssektor monopolistisch organisiert und durch Korruption mit Staatsdienern verwoben sei.

Der eigentliche Grund für die Preisexplosion sei die große Nachfrage nach Särgen wegen der dramatischen Übersterblichkeit: Zehntausende Coronatote wurden offiziell nicht als „gestorben mit Covid-19“ registriert; ihre Totenscheine wurden auf Folgeerkrankungen wie etwa Lungenentzündungen ausgestellt.

Erhebliche Übersterblichkeit

Allein 2020 hatte Russland nur 57.600 Coronatote gemeldet, was 0,04 Prozent der Bevölkerung entsprach. Das lag deutlich unter den Zahlen der heftig von der Pandemie betroffenen Länder Spanien und USA (je 0,11 Prozent).

Doch die Gesamtzahl der Verstorbenen lag 2020 in Russland so deutlich über den Vorjahren, dass Experten von einer coronabedingten Übersterblichkeit von 264.000 ausgehen.

Positiv zeichnet sich momentan nur ab, dass viele Russinnen und Russen Lockdowns im vorigen Jahr offenbar für sich genutzt haben: So steigt seit Mai die Zahl der Geburten in der Hauptstadt Moskau merklich an – sie liegt 148 Prozent über der Quote des Vorjahres.

Ursache für die jetzt wieder stark steigenden Infizierten- und Todesfälle ist nach Ansicht von Fachleuten nach wie vor die mangelnde Impfbereitschaft vieler Bürger: Obwohl Russland bereits im August 2020 „Sputnik V“ zuließ, angeblich den weltweit ersten Corona-Impfstoff, haben sich bis heute gerade einmal 31 Prozent der Menschen vollständig sowie weitere gut drei Prozent mit einer ersten Dosis impfen lassen.

Geplanter Impfzwang

Im weltweiten Durchschnitt liegen diese Zahlen bei 35 und zwölf Prozent, in Deutschland sind 68,8 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Bis zum Sommer hatte Kremlchef Wladimir Putin eine Impfquote von 60 Prozent angekündigt. Im Fernsehen hatte er mit seiner eigenen Impfung geworben.

Als Putin Anfang der Woche nach mehrwöchiger Selbstisolation aufgrund zahlreicher Coronafälle in seinem Umfeld stark hustend gesehen wurde, wehrte der russische Präsident ab: „Es war einfach kühl an der Luft, ich habe mich aktiver bewegt, es ist nichts Schlimmes“, sagte Putin in einer Videokonferenz, die am Montagabend im Staatsfernsehen gezeigt wurde.

„Machen Sie sich keine Sorgen, alles ist gut“, erklärte er der Vorsitzenden des russischen Föderationsrats, Valentina Matwijenko, die sich angesichts des hustenden Präsidenten besorgt gezeigt hatte.

Gegen die jetzt immer stärker steigenden Infektions- und Todeszahlen sollen ein Impfzwang und ein erneutes Verbot von Massenveranstaltungen helfen. Von den 85 russischen Regionen sind nur in 18 noch keine verpflichtenden Impfungen für Beamte, Verkäuferinnen, Bankangestellte und andere Menschen mit Kundenkontakt verfügt worden.

Mehr: Das System Putin kommt an seine Grenzen - politisch und ökonomisch.

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