Pandemie Wer sich weigert, wird vom Dienst suspendiert – Italien weitet Impfpflicht auf Lehrer und Polizisten aus

Er sieht die Lage in den Nachbarländern sehr kritisch.
Rom Italien weitet seine Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen aus: Ab Mitte Dezember gilt eine Corona-Impfpflicht für den gesamten Sicherheits- und Verteidigungsapparat. Betroffen sind rund eine halbe Million Soldatinnen, Carabinieri und Polizisten im Land. Dazu wird auch das gesamte Schulpersonal (1,2 Millionen Beschäftigte) zur Spritze verpflichtet.
Schon seit April gilt eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal. Mitarbeiter in Krankenhäusern oder Altenheimen werden ohne Impfnachweis vom Dienst suspendiert – und bekommen kein Gehalt. Das gleiche Modell gilt künftig auch für Lehr- und Sicherheitskräfte. Beim Gesundheitspersonal umfasst die Impfpflicht ab sofort auch die Boosterimpfung.
Gleichzeitig hat die Regierung um Mario Draghi das Leben für Ungeimpfte weiter eingeschränkt. Ab dem 6. Dezember und vorerst bis zum 15. Januar gilt im gesamten öffentlichen Leben eine 2G-Regel. Ungeimpfte haben dann keinen Zutritt mehr zu Restaurants, Bars, Fitnessstudios, dürfen weder Ski fahren noch Stadion oder Theater besuchen.
Bisher galt italienweit eine 3G-Regel für das öffentliche Leben. „Gerade ist die Situation unter Kontrolle“, sagte Premier Draghi in einer Pressekonferenz am Mittwochabend. „Dank der Impfkampagne.“ Aber die Lage in den Nachbarländern sei sehr gravierend – „und wir sind noch nicht mitten im Winter“. Die Regierung will erneute Einschränkungen für Geimpfte um jeden Preis vermeiden. „Wir wollen nicht zurück in den Lockdown“, erklärte die für die Regionen zuständige Ministerin Mariastella Gelmini. „Wir müssen unsere Wirtschaft stützen.“
Unangetastet bleibt die erst Mitte Oktober eingeführte 3G-Pflicht in der gesamten Arbeitswelt. Hier wird weiter ein negativer Test ausreichen. Das gleiche Modell wird nun aber auch auf den öffentlichen Nahverkehr und die Hotellerie ausgeweitet. Bisher brauchten Übernachtungsgäste keinen 3G-Nachweis, bei Reisen galt die Pflicht nur in Fernzügen oder -bussen. Gleichzeitig wird die Gültigkeit der Impfung verkürzt: Künftig gilt der Nachweis nur noch für neun Monate statt bisher für zwölf.
Südtirol ist als erste Region schon wieder im Lockdown
Die Regierung pocht mit all ihren Maßnahmen weiter auf eine hohe Impfquote. Stand Mittwoch haben 87 Prozent der Bevölkerung ab zwölf Jahren mindestens eine Dosis erhalten, mehr als 84 Prozent sind komplett immunisiert. Schon knapp vier Millionen Boosterimpfungen wurden verabreicht, ab kommenden Montag soll die Auffrischungsimpfung für alle ab 18 Jahren freigeschaltet werden, deren letzte Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt.
Doch noch immer gibt es ungefähr 6,5 Millionen Erwachsene, die sich nicht immunisieren lassen wollen. Bei den 30- bis 50-Jährigen liegt die Quote der Ungeimpften bei rund 15 Prozent. Zwar sind die Infektionszahlen in Italien noch immer weit entfernt von denen in Deutschland: Rund 10.000 Neuinfektionen zählte das Gesundheitsministerium am Dienstag, noch sind die Krankenhäuser mit 560 Covid-Intensivpatienten nicht überlastet. Trotzdem steigt die Sieben-Tage-Inzidenz weiter an. Derzeit liegt sie bei 114 – vor einem Monat lag der Wert noch unter 40.
Südtirol ist unterdessen als erste Region Italiens schon wieder im Lockdown. Die Inzidenz beträgt hier 415, in 20 Gemeinden liegt der Wert sogar über 800 – es gilt wieder eine Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis fünf Uhr morgens, dazu Maskenpflicht auf der Straße. Landeshauptmann Arno Kompatscher hatte die Regierung gebeten, eigenständig strengere Regeln durchsetzen zu dürfen. Südtirol hat die schlechteste Impfquote Italiens, in einigen Gemeinden liegt der Wert unter 70 Prozent. Die Zahl der Impfgegner und Green-Pass-Protestler ist hier nahe der österreichischen Grenze besonders hoch.
Mehr: Ablaufende Impfnachweise, Pflicht im Gesundheitswesen: So boostert Europa.
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@Autor Christian Wermke:
Zitat "Betroffen sind rund eine halbe Million Soldatinnen, ..:"
Soldaten sind nicht betroffen ?