Pandemiebekämpfung Alles, nur kein Lockdown: Frankreich beschleunigt die Corona-Impfkampagne

Frankreich setzt verstärkt auf Impfungen, um gegen das Coronavirus anzukämpfen.
Paris Frankreichs Regierung hat neue Anti-Corona-Maßnahmen angekündigt, weil überall im Land die Infektionszahlen wieder steigen. Dabei ist die wichtigste Botschaft: alles, nur kein Lockdown. Auch Sperrstunden soll es möglichst nicht geben.
Frankreich unterscheidet sich damit von Österreich und setzt sich ab von den Überlegungen in Deutschland. Die Regierung baut vor allem auf die Impfung.
Gesundheitsminister Olivier Véran sagte am Donnerstag, was es nicht geben soll: „Weder Lockdown noch Sperrstunde und auch keine Einschränkung von Reisen.“ Ein Regierungssprecher ergänzte, die Maskenpflicht, auch für Geimpfte, solle ausgeweitet werden.
Die Maske soll vor allem in geschlossenen Räumen wieder getragen werden, wo sie nicht mehr vorgeschrieben war. Denn zu Veranstaltungen in Gebäuden, etwa Theater, kommt man in Frankreich nur mit Gesundheitspass, also mit nachgewiesener Immunisierung oder Negativtest.
Auch draußen, auf Weihnachtsmärkten oder im Stadtzentrum, soll die Maskenpflicht wieder kommen. Ohne Gesundheitspass dürfen auch Weihnachtsmärkte in Frankreich nicht besucht werden.
Frankreich beschleunigt Impfkampagne
Aber vor allem geht es um eine Beschleunigung der Impfkampagne – auch um Weihnachten und Silvester zu retten. Der Booster-Shot, die Auffrischungsimpfung, soll nun schon fünf, nicht erst sechs Monate nach der zweiten Impfung möglich sein. Das betrifft viele der über 50-Jährigen.
Die Empfehlung der Auffrischungsimpfung wurde auf die Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren ausgeweitet. Bisher war sie für die über 65-Jährigen notwendig, um den Gesundheitspass zu verlängern.
Sieben Monate nach der zweiten Impfung soll der Gesundheitspass ohne Booster seine Gültigkeit verlieren. Ab 15. Dezember läuft der Pass für die über 65-Jährigen ohne zeitgerechte Auffrischung aus, ab 15. Januar für die 18- bis 64-Jährigen. Außerdem sollen Coronatests, die bisher 72 Stunden galten, nur noch 24 Stunden gelten, um den Druck auf Nichtgeimpfte zu erhöhen, und zwar schon ab Montag.

Der Gesundheitspass, der in Frankreich eingeführt wurde, sorgte für Kritik.
Nach aktuellen Zahlen sind 69,4 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft, und 76,8 Prozent haben eine Erstimpfung. Trotzdem steigen die Infektionsraten wieder an. Pro Tag werden schon über 30.000 Neuinfektionen verzeichnet. Vor einer Woche waren es nur etwa 20.000. Die Sieben-Tage-Inzidenz hat in Frankreich 190,8 erreicht, aber mit starken regionalen Unterschieden.
Gesundheitsminister Véran hob die Bedeutung der Impfung in Frankreich hervor. 90 Prozent der Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert würden, seien nicht geimpft. Wie in Deutschland gebe es aber auch in Frankreich große regionale Unterschiede beim Fortschritt der Impfkampagne, sagte Véran.
Frankreich verstärkt die Impfkampagne. Für die nächsten Monate seien genügend Impfstoffe da. Frankreich stehe mit 1100 Impfzentren im Land gut da, so Véran. Außerdem wird in Arztpraxen, Labors und Apotheken geimpft.
Die Strategie der französischen Regierung scheint aufzugehen: Schon vor der Fernsehansprache Vérans hatte der Ansturm auf die Impftermine in Frankreich begonnen. Nach seiner Ansprache war etwa die Buchungsplattform Doctolib überlastet.
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