„Paradise Papers“ Kanzlei Appleby – Steuer-Minimierer ohne Skrupel

In der Offshore-Steueroase befindet sich ein Geschäftssitz der Kanzlei Appleby.
Düsseldorf Ihr gesellschaftliches Engagement schreibt die Kanzlei Appleby groß. „Unsere Kunden und unsere Mitarbeiter erwarten, dass die unternehmerische Verantwortung im Mittelpunkt unseres Geschäfts steht. Das ist unser Ziel“, schreibt Michael O‘Connell, Managing Partner der Kanzlei, auf der Homepage. Stolz verweist Appleby auf verschiedene Sport-, Umwelt- oder Kunstprojekte, die sie finanziell fördert. Mit 3.000 Pfund etwa habe man jüngst den Jugendfußball auf der Isle of Man unterstützt.
Mit gesellschaftlicher Verantwortung hat das Geschäftsmodell von Appleby sonst allerdings weniger zu tun. Die Kanzlei macht keinen Hehl daraus, dass sie ihren Mandanten helfen will, die Steuerlast so weit zu drücken, wie es eben geht. „Appleby steht für kombinierten Einfallsreichtum und Talent aus allen bedeutenden internationalen Offshore-Finanzzentren“, werben die Anwälte. Nach eigenen Angaben ist die Kanzlei mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro Marktführer in der juristischen Offshore-Beratung.
Von ihrer Gründung an Ende des 19. Jahrhunderts auf den Bermuda-Inseln hat sich Appleby konsequent auf Standorte in Offshore-Steueroasen konzentriert. Solche Kleinststaaten und Gebiete mit Sonderstatus zeichnen sich vor allem durch äußerst moderate Steuersätze aus. Heute ist Appleby an zehn solcher Standorte mit 470 Mitarbeitern aktiv. Neben den Bermudas betreibt sie Büros auf den Caymans, den Britischen Jungferninseln, der Isle of Man und Jersey.
Die nun vom internationalen Rechercheverbund ICIJ ausgewerteten Daten stammen zu einem großen Teil von Appleby – allein dieser Quelle sind rund 6,8 Millionen Dokumente zuzurechnen. Sie legen offen, wer in deren Kundenkartei steht. Zu den Klienten gehören internationale Konzerne ebenso wie hochvermögende Familien.
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt, arbeitet Appleby für internationale Großkonzerne wie Nike, Facebook oder den Rohstoffhändler Glencore. Laut dem Bericht beraten die Juristen solche Firmen bei der Vermeidung von Steuern, indem sie Schlupflöcher im internationalen Steuerrecht und hochkomplexe juristische Strukturen nutzen. Anders als die im Zuge der Panama-Papers ins Zwielicht geratene Kanzlei Mossack Fonseca ist Appleby also auch in der Beratung großer Unternehmen eine Nummer. Appleby gehört dem renommierten internationalem Kanzleinetzwerk Lex Mundi an, zu dem namhafte Großkanzleien zählen. Darunter finden sich etwa Noerr aus Deutschland, Gide Loyrette Nouel aus Frankreich oder Steptoe & Johnson aus den Vereinigten Staaten.
Auch in Deutschland hat Appleby Spuren hinterlassen. In den Dokumenten finden sich Hinweise auf einen der hierzulande größten Fälle von Steuerhinterziehung. Es geht um die Familie Engelhorn. Der verstorbene Multimilliardär Curt Engelhorn hatte laut Bericht mithilfe von Appleby-Anwälten beträchtliches Vermögen in Briefkastenfirmen, Stiftungen und Trusts gesteckt – und einen großen Teil an seine Töchter Elisabeth und Carolin übertragen.
Neu ist das nicht. Wegen des Verdachts auf Hinterziehung von Schenkungsteuer ermittelten schon vor vielen Jahren Staatsanwälte und Steuerfahnder in dem Fall. Es kam zu Durchsuchungen und sogar zu Festnahmen. Die Töchter sollen Medienberichten zufolge insgesamt 145 Millionen Euro Steuer nachgezahlt haben, kamen aber mit einem Strafbefehl über jeweils 2,1 Millionen Euro glimpflich davon.
Wird der Fall nun neu aufgerollt? Laut „Paradise-Papers“ versteckte Engelhorn mehr Geld, als die Staatsanwaltschaft damals ahnte. Appleby dagegen erklärte mitten im neuen Mediensturm, es gebe „keinen Beweis für Fehlverhalten“ der Kanzlei selbst oder ihrer Kunden.
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